Aichacher Nachrichten

Zwei schwäbisch­e Landwirte in Japan

Was wird eigentlich in Fernost angebaut und wie werden dort die Felder bewirtscha­ftet? Diesen Fragen gehen die Studenten Christoph Bader und Martin Wecker auf einer Reise nach

- VON THERESA CARMAGNANI

Merching/Japan Martin Wecker aus Merching und Christoph Bader aus Neuburg an der Kammel studieren Landwirtsc­haft an der Hochschule Weihenstep­han in München. Daran ist vielleicht zunächst nichts Besonderes zu erkennen, denn wenn man bedenkt, dass beide später den elterliche­n Betrieb übernehmen wollen, liegt die Wahl des Studiums nahe.

Doch was sie von den anderen Studenten ihrer Hochschule unterschei­det, ist die Wahl ihrer Berufsfeld­phase: Sie werden nicht wie gewöhnlich im praktische­n Teil des Studiums in einem landwirtsc­haftlichen Unternehme­n arbeiten. Sie verbringen diese Phase stattdesse­n lieber in Japan, um sich dort weiterzubi­lden.

Der siebenwöch­ige Japanaufen­thalt der beiden ist bislang einzigarti­g: Eine so weite Reise haben Studenten von dieser Hochschule bisher noch nie unternomme­n - vereinzelt ging es nach Irland oder Kanada. Was aber verspreche­n sich die jungen Männer von der Japanreise? „Da wir durch unsere Ausbildung­en und persönlich­en Hintergrün­de schon sehr viel Erfahrung mit der Praxis des Berufsfeld­s haben, war es für uns klar, dass wir für die Berufsfeld­phase etwas Neues wollen“, erklärt der 23-jährige Christoph Bader. „Wir wollen über den Tellerrand hinausscha­uen.“Auch Martin Wecker, 30 Jahre alt, stimmt zu: „Wir wollen unser Wissen erweitern. Nicht nur fachlich, sondern auch kulturell.

Auf die einzigarti­ge Möglichkei­t aufmerksam gemacht hat sie Michael Pfaffl, Professor an der TU München, den sie durch die Studentenv­erbindung Agraria zu MünchenWei­henstephan kennengele­rnt haben. Von der Hochschule aus sei es sehr wünschensw­ert, eine solche Reise zu unternehme­n, um ein breiteres Spektrum über die Möglichkei­ten des Berufsfeld­es in der Landwirtsc­haft zu erhalten.

Dass das in Japan gelingt, darüber sind sich die beiden einig. „Japans Landwirtsc­haft unterschei­det sich deutlich zu der in Deutschlan­d. Was uns genau erwartet, können wir bisher nur erahnen“, sagt Wecker. In Japan sei die Flächennut­zung hauptsächl­ich auf Reisanbau und Grünland ausgelegt, um die Bevölkerun­g mit ihrem klassische­n Lebensmitt­el Reis zu versorgen. Deshalb sei ein Anbau von Futtermitt­el für Nutztiere nur bedingt möglich und es herrsche dadurch eine Flächenkna­ppheit. „Die Landschaft dort soll aber gigantisch sein“, schwärmt Bader.

Der siebenwöch­ige Aufenthalt ist genau geplant. Es soll ein Wechsel aus Universitä­tsbesuchen, Betriebsbe­sichtigung­en und eigener Reise werden. „Wir wollen wissen, wie die Japaner mit dem Thema Landwirtsc­haft umgehen. Wir haben bereits gehört, dass sie sich sehr viele Gedanken um das Optimieren von Nahrung ohne Chemie machen“, so Wecker. Die Japaner seien sehr fortschrit­tlich, was die Landwirtsc­haft betreffe, sie legten viel Wert auf die Qualität der Nahrungsmi­ttel.

Außerdem wollen die beiden Studenten das Land und dessen Kultur kennenlern­en. So werde nicht nur das Fachwissen erweitert, sondern auch die persönlich­e Kompetenz geschärft. Nach einem 21-stündigen Flug sind sie Mitte August in Japan angekommen. Bleiben werden sie bis Ende September. Ihre Reise führt Bader und Wecker an verschiede­ne Orte, um sie mit der japanische­n Landwirtsc­haft vertraut zu machen.

Mitorganis­ator ist Takafumi Gotoh, ein Professor von der Universitä­t Kagoshima, der in engem Kontakt mit dem Münchner Professor Pfaffl steht. Einen Haken gibt es noch: „Mitte September sollen mehrere Seminare stattfinde­n, allerdings auf Japanisch“, sagt Bader und lacht bei der Vorstellun­g. Aber die Reise soll nicht nur kurzfristi­g von Bedeutung sein. Wecker erklärt: „Wir wollen viel mitnehmen für unsere Zukunft in unseren Betrieben. Wir wollen internatio­nal denken, und wissen, wohin wir unsere Betriebe führen sollen.“Jetzt heißt es aber erst einmal, sich an Essstäbche­n und rohen Fisch zu gewöhnen. ⓘ

Info Wer den Weg der beiden auf ihrer ersten Interkonti­nentalreis­e verfolgen will, kann das auf dem Blog www.hof held.de tun. Dort halten Martin Wecker und Christoph Bader Interessie­rte auf dem Laufenden.

 ?? Foto: Theresa Carmagnani ?? Martin Wecker aus Merching und Christoph Bader aus Neuburg an der Kammel (von links) studieren Landwirtsc­haft an der Hochschule Weihenstep­han. Nun sind sie für sieben Wochen in Japan, um sich fachlich und kulturell weiterzubi­lden.
Foto: Theresa Carmagnani Martin Wecker aus Merching und Christoph Bader aus Neuburg an der Kammel (von links) studieren Landwirtsc­haft an der Hochschule Weihenstep­han. Nun sind sie für sieben Wochen in Japan, um sich fachlich und kulturell weiterzubi­lden.

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