Flüchtlinge: Es hat sich eingespielt
Die Welle von Asylbewerbern hat auch die Schulen im Landkreis vor ganz besondere Herausforderungen gestellt. Inzwischen hat sich die Lage dort normalisiert. Wie das gelungen ist
Aichach Friedberg Und erneut sind es mehr Erstklässler: Nach der Trendwende im vergangenen Jahr werden am kommenden Dienstag im Landkreis 99 Mädchen und Buben mehr als im vergangenen Jahr ihren ersten Schultag erleben. Im Landkreis werden an diesem Tag insgesamt 1230 Kinder eingeschult. Vor allem aufgrund der Flüchtlingswelle ist der jahrelange Rückgang der Schülerzahlen gestoppt.
Im Schulamt freut man sich darüber. Schulamtsdirektorin Ingrid Hillenbrand sagte gestern beim traditionellen Pressegespräch zum Schulbeginn: „Wird sind ganz froh, dass wir nicht abnehmen.“Weiter hob sie hervor, dass sich die Änderungen zum Schulbeginn in diesem Jahr in Grenzen hielten. Und: Die Aufnahme von Flüchtlingskindern hat sich inzwischen eingespielt, die dafür nötigen Strukturen sind nun geschaffen.
Die Flüchtlingswelle ist abgeebbt, die Zahlen pendeln sich ein. Zum vergangenen Schuljahr war die Zahl der Schüler mit Migrationshintergrund in den Grund- und Mittelschulen des Landkreises um rund 170 sprunghaft auf knapp 1400 angestiegen. Heuer sind es mit 1436 nur ein wenig mehr. Gleiches gilt für Flüchtlingskinder. Deren Zahl hatte sich zum vergangenen Schuljahr mit 250 nahezu verdoppelt, nun sind es 245. Diese Angabe vom Juli gilt allerdings unter Vorbehalt. Sie ändere sich immer mal wieder, verwies die Schulamtsdirektorin zum Beispiel auf das Thema Familiennachzug.
Gleichwohl aber ist man in den Schulen inzwischen gerüstet für die Aufnahme von Kindern, die schlecht oder gar nicht Deutsch sprechen. Ängste, wie der Umgang mit ihnen gelingen könnte, seien bei den Lehrern nun nicht mehr vorhanden, betonte Hillenbrand. Schulrätin Claudia Genswürger sprach mit großem Respekt von der Leistung der Lehrkräfte im Land- kreis: „Hut ab.“Diese hätten sich der neuen Herausforderung wirklich gestellt. Dabei hätten sie aber auch die Erfahrung gemacht, dass die Neulinge in der Regel „unheimlich schnell“lernen und sehr gut mitkämen, ergänzte Schulrätin Carola Zankl.
Fortbildungen für die Pädagogen, ein besonderes Stundenkontingent oder die im vergangenen Jahr eingeführten Drittkräfte haben sich als hilfreich erweisen. Das seien gute Maßnahmen, um die Schulen zu unterstützen, und sie seien dort auch sehr willkommen, betonte Schulrätin Carola Zankl. Neben zwei Deutschförderklassen (LudwigSteub-Schule Aichach) gibt es Deutschförderkurse an allen Schulen mit vielen Migrationskindern und drei Übergangsklassen (Ludwig-Steub, Geschwister-SchollMittelschule Aichach und Mittelschule Friedberg). Zusätzlich helfen den Flüchtlingskindern beim Deutschlernen in zehn weiteren Schulen zwölf sogenannte Drittkräfte. Sie sind keine Lehrer, aber doch qualifiziert für diese Aufgabe. In jeweils sechs bis acht Stunden kümmern sich die Helfer um Gruppen ab fünf Kindern. Der Bedarf der Schulen hält an – und man kann ihn bislang auch befriedigen, freut sich Hillenbrand.
Besonders willkommen sind als ergänzende Unterstützung die Sprachpaten. An zehn Schulen sind 30 solche ehrenamtlichen Helfer im Einsatz, die jeweils mit nur einem Kind im „deutschen“Gespräch sind. Vor allem diese Zuwendung einer Person beurteilen Fachleute als besonders hilfreich für häufig traumatisierte Flüchtlingskinder.
Damit schon der Übergang in die Schule gut gelingen kann, gibt es weiterhin die Vorkurse in den Kindergärten. Sie sind für Mädchen und Buben mit Sprachauffälligkeiten gedacht, kommen also auch deutschen Kindern zugute. 42 und damit drei Vorkurse mehr als zuletzt gibt es heuer.