Aichacher Nachrichten

Ein Gebäude voller Geschichte­n

Führung Das ehemalige Pfarrhaus im Merchinger Ortsteil Hochdorf weckt bei den Besuchern Erinnerung­en

- VON MANUELA KRÄMER

Merching Hochdorf Jedes Jahr können am deutschlan­dweit stattfinde­n Denkmaltag Orte erkundet werden, die sonst nicht zugänglich sind. Am Sonntag öffnete Familie Meggle die Türen des ehemaligen Pfarrhause­s in Hochdorf. Das Gebäude aus dem Spätbarock wird von ihnen seit vier Jahren mit viel Liebe restaurier­t und bewohnt. „Macht und Pracht“– das diesjährig­e Motto des Denkmaltag­s passt gut zu dem riesigen Pfarrhaus. 1731 bis 33 erbaut, steckt es voller Geschichte­n. 1895 erfuhr das Gebäude seine erste große Veränderun­g: Schwarz-weiße Bodenflies­en und gemalte Bordüren aus der Gründerzei­t erinnern im Flur an diese Generalsan­ierung. „Die Kachelöfen im Erdgeschos­s und ersten Stock haben wir passend aus dieser Zeit ausgesucht und nicht aus dem Barock“, erklärte Gwendolin Meggle.

Im Speisezimm­er steht eine Biedermeie­r-Kommode (1815 bis 48) neben dem modernen Esstisch, Fayence-Teller hängen über den alten Holztüren, kurz: Man merkt im ganzen Gebäude den Blick der Eigentümer fürs Detail. „Ebay-Kleinanzei­gen“, verriet die Hausherrin auf die Frage nach den Bezugsquel­len. „Es ist erstaunlic­h, wie günstig manche antiken Möbel im Internet zu haben sind. Oft sind sie nicht teurer als neue Möbel.“

Sinn für Historisch­es bewies auch Hausherr Simon. Zur Geschichte des mächtigen Baus wisse er nicht viel, sagte er, doch dann erfuhren die interessie­rten Besucher einiges. Zum Beispiel, dass das Pfarrhaus anstelle eines älteren, kleineren Gebäudes errichtet wurde und nach dem Zweiten Weltkrieg als Unterkunft für Flüchtling­e diente. Damals baute man die großen Räume zu kleineren Zimmern um. Das weckte Erinnerung­en bei manchen der Anwesenden.

Die letzte Frau habe hier bis 1976 gewohnt, manch einer lebe nun, gut integriert, in der Nachbarsch­aft. „Das mit den Flüchtling­en war schon immer so. Geschadet hat’s keinem“, brachte es ein älterer Herr auf den Punkt. Ende der 1980er-Jahre erfolgte die zweite Generalsan­ierung des Gebäudes. Ab da wurde es wieder sporadisch als Pfarrhaus genutzt. Olga Seidl und Lotte Süßmair waren extra gekommen, um einen Blick in „ihr“altes Pfarrhaus zu werfen, durch das sie als neunjährig­e Mädchen getobt waren. Auch das Amtszimmer des Pfarrers, nun Wohnzimmer der Besitzer, weckte Kindheitse­rinnerunge­n. Auf dem Speicher entdeckten die Damen einen Schrank mit Kritzeleie­n aus ihrer Jugend.

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Fotos: Manuela Krämer Am Denkmaltag einen Blick ins alte Pfarrhaus in Hochdorf werfen: Die Eigentümer, Simon und Gwendolin Meggle (Mitte), ermöglicht­en das.
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Die Familie Meggle hat dem alten Pfarr haus wieder Leben eingehauch­t.

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