Er stellt sich der Elite in den Weg
Masin Chikh aus Aichach spielt mit dem VfL Günzburg U19-Bundesliga. Dabei geht es auch gegen den Nachwuchs des deutschen Meisters. Der 18-Jährige und seine Ziele
Aichach Einen Lieblingsverein hat Handball-Torwart Masin Chikh nicht. Vielleicht auch ganz gut so, denn so kommt der Aichacher sicher nicht in die Bredouille. Der 18-Jährige hütet das Tor der A-Junioren des VfL Günzburg und trifft in der Bundesliga Süd auch auf den ProfiNachwuchs.
Am ersten Spieltag ging es für Chikh und seine Teamkameraden gleich gegen die U19 des Bundesligisten Frisch Auf Göppingen. Der junge Aichacher zeigte einige tolle Paraden und hielt seine Mannschaft lange im Spiel. Am Ende setzte es vor 700 Zuschauern in der Günzburger Halle eine knappe 24:25-Niederlage. Für Chikh aber kein Beinbruch. Der 1,86 Meter große Keeper bezeichnet die Teilnahme an der Bundesligarunde schon als eine Sensation: „Das hätten wir natürlich nie gedacht. Das ist einfach nur mega.“Jetzt geht es sogar gegen den Nachwuchs des deutschen Meisters, die Rhein-Neckar Löwen. „Gut möglich, dass wir dann auch in der SAP-Arena, wo die Profis zu Hause sind, spielen.“Diese Partien sind für Chikh und Co. der Lohn für eine kräftezehrende Qualifikation. Gleich mehrere Turniere musste der Tabellenfünfte der abgelaufenen Bayernliga-Saison bestreiten, am Ende war der Jubel groß.
Seit rund einem Jahr spielt Chikh für Günzburg, angefangen hat er beim TSV Aichach. Vater Frodil nahm seinen vierjährigen Sohn einst mit zum Training der Minis. Lange Zeit spielte Masin auch Fußball, doch irgendwann musste er sich entscheiden. Heute zählt für ihn nur noch der Handball. Ins Tor kam er eher zufällig. Vater Frodil erinnert sich: „In der D-Jugend hatte der eigentliche Torwart keine Lust mehr. Dann hat Masin gefragt, ob er ins Tor darf.“Schnell war klar, dass der Aushilfskeeper viel Talent hat. Später spielte er sogar in der Bayernauswahl.
Vor der vergangenen Saison wagte er den Schritt nach Günzburg. Eingefädelt hat das Ganze sein jetziger Trainer Volker Schmid, den er schon vom Stützpunkttraining kannte. Angebote hatte Chikh genügend, doch er wollte unbedingt nach Günzburg. „Mir geht es nicht in erster Linie um die sportliche Perspektive. Ich will einfach sehen, wie gut ich spielen kann.“Denn der 18-Jährige ist ehrgeizig. „Das sind einfach andere Voraussetzungen in Günzburg. Hier kann ich die für mich optimale Leistung rausholen.“Dafür nimmt er die weite Fahrt auf sich. Drei Mal pro Woche ist Training angesagt. In der Vorbereitung fuhr der 18-Jährige sogar bis zu sechs Mal in der Woche nach Günzburg. „Das macht mir nichts aus, für den Handball mache ich das gerne.“Vater Frodil, der in seiner Heimat Algerien selbst erfolgreich Handball gespielt hat, kennt die Stärken seines Sohnes: „Er bleibt immer ruhig und strahlt enormes Selbstbewusstsein aus. Durch seine Spannweite und sein gutes Stellungsspiel deckt er einen großen Teil des Tores ab.“Über seine Stärken will der Sohnemann weniger sprechen. Der 18-Jährige weiß aber, wo er sich noch verbessern kann: „Eigentlich überall. Bei Würfen von außen muss ich noch sicherer werden. Allgemein denke ich noch zu viel nach“, so der 18-Jährige, der die Spiele im Nachgang nochmals durchgeht.
Trotz des Erfolgs will Chikh irgendwann wieder für den TSV Aichach spielen. „Ich verfolge das Geschehen. Ich kenne fast alle Spieler und habe mit einigen lange Jahre zusammengespielt.“Zu einer Profikarriere als Handballer würde er aber auch nicht Nein sagen. Große Chancen sieht er aber nicht: „Da bin ich realistisch. Ich will einfach für mich mein bestes Niveau spielen und schauen, für was es reicht. Über andere Dinge mache ich mir da keinen Kopf.“Gleiches gilt für die Zeit nach seinem Abschluss. Im nächsten Jahr wird der Torwart sein Abitur am Deutschherren-Gymnasium in Aichach machen.
Bis dahin gilt es für Chikh und seine Mannschaftskameraden erst einmal in der U19-Bundesliga zu bestehen. „Natürlich wird das ganz schwer. Trotzdem bin ich guter Dinge. Ich traue uns die Bundesliga zu“, sagt Chikh und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Alles was jetzt kommt, ist Bonus.“