Das alte System stößt an seine Grenzen
Stellen Sie sich mal vor: Jeden Morgen tragen Sie nach dem Frühstück Ihren Joghurtbecher in die Küche zurück, entfernen die Pappbanderole und den Deckel, machen alles sauber und bewahren die Einzelteile in getrennten Behältnissen für Papier, Plastik und Alu auf, um sie am Samstag zum Wertstoffhof zu bringen. Sie finden, für so viel Umweltbewusstsein haben Sie ein Fleißbildchen verdient? Was würden Sie sagen, wenn mehr als die Hälfte der von Ihnen sortenrein abgelieferten Wertstoffe einfach in den Müllofen wandert?
Als frustrierend und schäbig bezeichnete Kreisrätin Eva Ziegler diese Zahlen, die im Umweltausschuss diskutiert wurden. Nicht einmal ein Drittel der gesammelten Leichtverpackungen wird tatsächlich recycelt – ganz unabhängig davon, ob sie sorgfältig nach Werkstoff getrennt werden wie im Wittelsbacher Land oder gesammelt in die Gelbe Tonne wandern wie in der Nachbarstadt Augsburg.
Auch wenn derzeit niemand voraussagen kann, wie das Ergebnis der repräsentativen Bürgerbefragung ausgeht: Die Diskussion im Ausschuss lässt vermuten, dass die Tage des alten Bringsystems gezählt sind. CSU und Freie Wähler befürworten eindeutig das Holsystem, bei dem die Leichtverpackungen im Gelben Sack oder der Gelben Tonne gesammelt und in festen Abständen abgeholt werden. Lediglich Grüne und ÖDP erteilten der Umstellung eine klare Absage.
Sie argumentieren, dass der mit der bisherigen Praxis verbundene Aufwand die Bürger zu einem bewussteren Konsumverhalten bringe. Tatsächlich produzieren die Menschen im Wittelsbacher Land unterm Strich weniger Abfall als im ähnlich strukturierten Landkreis Augsburg; auch die Restmüllmenge in der grauen Tonne ist geringer. Vergleicht man jedoch, was diesund jenseits des Lechs an Glas, Altpapier, Kartonagen und Leichtverpackungen zusammenkommt, dann hat das Augsburger Land mit dem Gelben Sack bzw. der Gelben Tonne die besseren Zahlen. Die niedrigere Gesamtmenge an Müll in Aichach-Friedberg ist vor allem auf die höhere Kompostierungsquote zurückzuführen.
Das Ziel des neuen Verpackungsgesetzes, den Recyclinganteil maßgeblich zu erhöhen, wird sich trotz aller Widersprüche nur durch eine breitere Erfassung erzielen lassen. Mit dem alten System wird dies aber kaum zu bewerkstelligen sein.