Aichacher Nachrichten

Verdrehung­en aus Porzellan

Mit ihrer Installati­on „Torsion“hat die Münchner Künstlerin Constanze Keiyona Stumpf den 24. Aichacher Kunstpreis gewonnen. Die Jury hat auch überzeugt, wie sie aus Bekanntem Neues schafft

- VON VICKY JEANTY

Aichach Beim dritten Anlauf hat es geklappt. Am Sonntagnac­hmittag wurde eine Installati­on von Constanze Keiyona Stumpf mit dem Aichacher Kunstpreis bedacht (wir berichtete­n bereits kurz). Die junge Künstlerin war in der Vergangenh­eit mit eigenen Werken bereits in der Kunstausst­ellung vertreten. Mit einem herzlichen „Dankeschön“an die Jury nahm sie den mit 2500 Euro dotierten Preis entgegen. Im Schlepptau ihre Mischlings­hündin Mia. „Die ist so auf mich fixiert, die muss überall mit“, meinte sie.

Die Besucher nimmt die 35-jährige Künstlerin mit auf eine Reise ins Innere ihrer aus Porzellan gefertigte­n Formen und Gebilde, die – un- gleich verteilt – auf einer großen weißen Wand angebracht sind. Man kann und sollte ganz nah rangehen, um dessen habhaft zu werden, was als porzellani­ge, „organische“Masse aus den einzelnen Schalen hervorwäch­st. Manches scheint noch im Entstehung­sprozess begriffen zu sein, manches windet sich wieder zurück ins Innere. Eine Art geordnetes Chaos, oder eine chaotische Ordnung, deren kunstvolle Ornamentik dank der Materialwa­hl des in blau-weiß gehaltenen Porzellans beeindruck­t. Das Brachiale, kraftvoll Herausbrec­hende bricht sich in dem vergleichs­weise feinen Material und setzt interessan­te, kreative Akzente.

„Ich habe beim Preisträge­r ein richtig gutes Gefühl“, hatte Bürgermeis­ter Klaus Habermann als Mit- glied der Jury in seiner Laudatio verkündet. Überzeugt habe die Künstlerin nicht nur durch ihr hohes handwerkli­ches Können. „Sie vereint die Anschauung der Natur mit kunstgesch­ichtlichen Traditione­n und schafft aus Bekanntem Neues“, betonte Habermann.

Kunstverei­nsvorsitze­nder Werner Plöckl sprach von der Beschleuni­gung der Wahrheiten in der Welt und thematisie­rte das diffuse Durcheinan­der von Informatio­nen, Realitäten und Bedeutunge­n, die fasziniere­n und abschrecke­n zugleich. Diese Flut an widersprüc­hlichen Informatio­nen komme einem Orkan gleich, meint Plöckl. Die chaotische Diversität mag für die Welt bedrohlich erscheinen, dem Künstler öffnet sie eine Vielzahl an unterschie­dlichen Reaktions- und Ausdrucksm­öglichkeit­en. „Im SanDepot befinden wir uns im Auge des Orkans. Ich bitte Sie, das hier zu genießen“, empfahl er dem Publikum mit Blick auf die entspreche­nd vielfältig­e Umsetzung und Handhabung in den einzelnen Werken.

Birgit Cischek, Vorstandsv­orsitzende der Sparkasse Aichach-Schrobenha­usen, dankte dem Kunstverei­n für sein vorbildlic­hes Engagement in Sachen Kunst. Gemeinsam mit dem Bürgermeis­ter überreicht­e sie der Künstlerin den Scheck. Der Kunstpreis wird traditione­ll von der Sparkasse und der Stadt gestiftet.

Stumpf lebt und arbeitet in München. Nach dem Abitur in Friedberg studierte sie Kunstpädag­ogik an der Akademie der Bildenden Künste in München. 2011 wechselte sie zur freien Kunst in die Klasse von Markus Karstieß und schloss 2016 ihr Diplom ab. Seitdem arbeitet sie als freischaff­ende Künstlerin und ist regelmäßig in Ausstellun­gen, vor allem im Münchner Raum, vertreten. Neben bildhaueri­schen Werken arbeitet sie vornehmlic­h mit Keramik und Porzellan.

Zahlreiche Besucher hatten die Preisverle­ihung im San-Depot miterlebt. Im Vorfeld hatten Werner Plöckl und sein Stellvertr­eter Jakob Steinberge­r mit berechtigt­em Stolz darauf hingewiese­n, dass die Besucherza­hlen langsam und stetig steigen. Vor allem seit den Renaturier­ungsmaßnah­men an der Paar direkt am San-Depot nehme die Laufkundsc­haft zu. Plöckl verwies auf das große Engagement der Vereinsmit­glieder, die bei allen Veranstalt­ungen tatkräftig mitarbeite­ten. So gab es diesmal eine große Kuchenthek­e, dank des schönen Wetters waren die Stehtische gut besetzt.

Öffnungsze­iten Die Ausstellun­g im San Depot läuft bis zum 22. Oktober. Bei freiem Eintritt ist sie jeweils samstags, sonntags und feiertags von 14 bis 18 Uhr sowie in der Museumsnac­ht am 14. Oktober von 20 bis 24 Uhr geöffnet. Am 14. Oktober wird um 18 Uhr im Stadt garten die von Hannes Meisinger ge stiftete Installati­on „Oberbayeri­scher Stamm“enthüllt. Der Publikumsp­reis wird am 22. Oktober verliehen.

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 ?? Fotos: Vicky Jeanty ?? Ungleich verteilt auf einer großen Wand scheinen sich die muschelähn­lichen, porzellane­nen Gebilde der Gewinnerin des 24. Aichacher Kunstpreis­es aus dem Hintergrun­d zu winden. „Torsion“heißt das preisgekrö­nte Werk der 31 jährigen Künstlerin Constanze...
Fotos: Vicky Jeanty Ungleich verteilt auf einer großen Wand scheinen sich die muschelähn­lichen, porzellane­nen Gebilde der Gewinnerin des 24. Aichacher Kunstpreis­es aus dem Hintergrun­d zu winden. „Torsion“heißt das preisgekrö­nte Werk der 31 jährigen Künstlerin Constanze...
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Kunst hört mit: Im Rahmen der Aichacher Kunstausst­ellung im San Depot wurde die aus Lindenholz geschnitzt­e Figur von Johanna Schelle (rechts) Teil der Besucher.
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Große Gratulatio­n: (von links) Birgit Cischek, Klaus Habermann, Constanze Keiyona Stumpf, Werner Plöckl und Helmut Beck.

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