Aichacher Nachrichten

Aichach ist für Paar Hochwasser gerüstet

2009 begannen die Arbeiten, um die Stadt besser vor Überschwem­mungen zu schützen. Die Vorgeschic­hte ist noch viel länger. Jetzt ist das Vorhaben so gut wie geschafft – und auch ein neues Naherholun­gsgebiet für die Stadt

- VON CLAUDIA BAMMER

Aichach Konrad Schörger, Projektlei­ter beim Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth, ist zufrieden. Rechtzeiti­g, bevor er in den Ruhestand geht, wird das Projekt Hochwasser­schutz in Aichach fertig – zumindest fast. Am Freitag, 22. September, um 11 Uhr wird der Abschluss des Projekts mit einem Festakt gefeiert.

Von der Maxstraße beim Stadtteil Unterschne­itbach im Süden der Stadt bis zur Kläranlage im Norden ist der Hochwasser­schutz auf einer Länge von 3,7 Kilometern nahezu fertig. Nur in einem Abschnitt der Paar – entlang der Franz-BeckStraße nördlich und südlich des Freibads – stehen noch Arbeiten aus. Wie berichtet, will die Stadt dort die Einmündung der FranzBeck-Straße in die Bahnhofstr­aße zu einem Kreisverke­hr umbauen. „Wir warten auf das Verkehrsko­nzept“, sagt Schörger. Südlich des Freibads könnte die Paar ein Stück von der Straße wegverlegt werden, um mehr Platz für den bislang schmalen Gehweg zu bekommen. Schörgers Nachfolger wird sich in den kommenden Jahren darum kümmern. „Dann ist die letzte Lücke geschlosse­n“, sagt Schörger.

Schörger begleitet das Projekt von Anfang an. Zehn Jahre sind seit dem Planfestst­ellungsbes­chluss vergangen, acht Jahre seit dem Spatenstic­h. Die Vorgeschic­hte des Großprojek­ts ist aber noch viel länger (Chronologi­e auf »AN extra Seite 5).

Heute ist die Gefahr von Überflutun­gen an Paar, Flutgraben und Griesbache­rl weitgehend gebannt. Die Stadt ist jetzt gerüstet für ein sogenannte­s hundertjäh­rliches Hochwasser­ereignis, also wie es statistisc­h alle hundert Jahre vorkommen könnte. Allerdings nur nach momentanem Stand, wie Schörger betont. Die Aichacher Gewässer können 70 Kubikmeter Wasser pro Sekunde bewältigen. Zum Vergleich: Beim Pfingsthoc­hwasser 1999 schossen etwa 50 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch die Stadt. Die vom hundertjäh­rlichen Hochwasser verwendet der Projektlei­ter generell nicht gern. „In zehn Jahren könnten das 80 Kubikmeter sein“, sagt er.

Die einzelnen Maßnahmen haben sich schon während der Bauphase bewährt. Schon nach dem ersten Bauabschni­tt blieben Gebäude bei Starkregen­ereignisse­n weitestgeh­end verschont. Den Gewässern wurde mehr Platz eingeräumt und Rückhaltef­lächen geschaffen, zuletzt auch südlich des Stadtgarte­ns. Das Schlauchwe­hr, das Ende 2016 an der Aktienmühl­e an der Donauwörth­er Straße in Betrieb gegangen ist, ist ein weiteres Schlüssels­tück des Projekts. Über das Wehr lässt sich die Wassermeng­e in der Paar steuern. 28 Kubikmeter pro Sekunde kann der Fluss bewältigen, statt früher zwölf, der Flutgraben weitere 42 Kubikmeter.

Während das Schlauchwe­hr gebaut wurde, wurde die Paar größtentei­ls in den Flutgraben umgeleitet. Das geschah südlich des Stadtgarte­ns über eine Flutmulde. Diese Umleitung funktionie­rt nun im Fall des Falles auch in die andere Richtung: Fließt zu viel Wasser den Flutgraben herab, kann Wasser dort in den Beckmühlen-Umlaufgrab­en und somit in die Paar geleitet werden.

Gleichzeit­ig mit dem Hochwasser­schutz ist – mitten in der Stadt – Raum für die Naherholun­g entstanden: der Grünzug an der Paar mit dem Paartalpar­k Aichach-Nord und dem Stadtgarte­n. Beide werden von Spaziergän­gern und Hobbysport­lern begeistert angenommen. ZuFormulie­rung letzt wurde dort das Wegenetz weiter mit einer wassergebu­ndenen Schicht versehen. Die stillgeleg­te Bahnbrücke über den Flutgraben will die Stadt noch für Fußgänger als kurze Verbindung zum Bahnhof hinüber ausbauen.

Im gesamten Verlauf des Hochwasser­schutzproj­ekts werden acht Informatio­nstafeln zu einzelnen Themen aufgestell­t, zum Beispiel zu den Mühlen in Aichach, zum Hochwasser oder zur Fischtrepp­e am „Deutschen Eck“. Denn mit dem Hochwasser­schutz wurde auch die Gewässerök­ologie verbessert. Mit der Fischtrepp­e und einem Fischbach im Süden der Stadt ist nun der Weg flussaufwä­rts frei für Fische und Kleinlebew­esen. Für Schörger war – neben der Dimension – das Reizvolle an diesem Projekt, Naturschut­z und Landschaft­sgestaltun­g mit dem Hochwasser­schutz verbinden zu können. „Das ist nicht überall der Fall.“Zufrieden ist Schörger auch mit der Kostenentw­icklung. 9,8 Millionen Euro werden in den Hochwasser­schutz geflossen sein. Davon trägt 64 Prozent der Freistaat, die Stadt 36 Prozent. „Wir bleiben unter zehn Millionen“, freut sich der Projektlei­ter. Die Kosten für den Grünzug trägt die Stadt, die sich dafür einige Zuschüsse sichern konnte. »Seite 5

Festakt Die Einweihung des Hoch wasserschu­tzes Aichach mit dem Grün zug am Freitag, 22. September, beginnt um 11 Uhr mit einem Spaziergan­g vom Stadtgarte­n zum Paartalpar­k Aichach Nord. Dort beginnt um 12 Uhr der Fest akt, bei schlechtem Wetter im San Depot.

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Archivfoto: Erich Echter Der Hochwasser­schutz in Aichach ist so gut wie fertig. Aus der Luft erkennt man gut den Grünzug an der Paar, hier den Stadtgarte­n (links im Bild) mit der Kleingarte­nanlage zwischen Flutgraben und dem Beckmühlen Umlaufgrab­en sowie der Paar, die um das...

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