Sie ziehen über die Landeslisten in den Bundestag ein: vier Neulinge und ein Rückkehrer Susanne Ferschl, Stephan Thomae, Martin Hebner, Peter Felser, Rainer Kraft, Die Linke FDP AfD AfD AfD
Mit Parteipolitik hatte sie lange Zeit nichts am Hut: Susanne Ferschl, 44-jährige Gewerkschafterin aus Kaufbeuren, kam erst 2015 zu den Linken. Ihr Hauptmotiv: für mehr soziale Gerechtigkeit in Deutschland sorgen. Umsetzen will die gelernte Chemielaborantin das vor allem in der eigenen Region. Dabei sieht sich die Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Lebensmittelproduzenten Nestlé nicht als Klassenkämpferin, sondern als bodenständige Allgäuerin, die Politik an der Realität festmacht. Eine besondere Rolle spiele dabei die Zukunft der Pflege und der Dialog mit der Jugend. Im Bundestag sind die Thomaes keine Fremden. Ehe der Allgäuer Anwalt Stephan Thomae 2009 zum ersten Mal ein Abgeordnetenmandat errang, hatte sich ein Cousin seines Vaters in Bonn und Berlin fast 20 Jahre lang einen Namen als Gesundheitsexperte der Liberalen gemacht. Mit dem 49-jährigen Stephan Thomae, verheiratet und Vater dreier Kinder, kehrt nun ein versierter Rechtspolitiker in den Bundestag zurück. Eines seiner Hobbys ist die Blasmusik. Thomae war Dirigent des Musikvereins Sankt Mang und ist heute Bezirksleiter des Blasmusikbezirks Sonthofen im AllgäuSchwäbischen Musikbund Martin Hebner galt lange als völlig unbeschriebenes Blatt. Dann aber wurde er auch zur Überraschung in der eigenen Partei im März zum Spitzenkandidaten der bayerischen AfD gewählt. Als solcher zieht der 57-jährige IT-Berater in den Bundestag ein. Im Wahlkreis Starnberg-Landsberg erzielte Hebner 8,9 und die AfD 9,9 Prozent der Stimmen. Wo er innerhalb der AfD zu verorten ist, wird sich erst noch zeigen. Für Schlagzeilen sorgte Hebner, der in Dießen lebt und Kreisvorsitzender in Starnberg ist, bislang kaum. Vorwürfe, die AfD dulde Neonazis in ihren Reihen, bezeichnete er am Montag als „Nonsens“. Er entwickelt in einem umgebauten Bauernhof in Altusried (Oberallgäu) Apps zu Verbraucherthemen, produziert Werbefilme für die Landwirtschaft, vermittelt OldtimerTraktoren – und vertritt künftig die AfD im Bundestag. Peter Felser, 48 Jahre, verheiratet und Vater von fünf Kindern, hat bei seinen Wahlkampfauftritten moderate Töne angeschlagen und gilt als gemäßigter Vertreter seiner Partei. Deren Hauptziele aber trägt der Kreisvorsitzende voll mit. So will der Ex-Offizier, der Erwachsenenpädagogik studiert hat, den Ausstieg aus dem Euro und eine direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild. Vor gut einem Jahr nach Langweid (Kreis Augsburg) gezogen, ist der 43-jährige promovierte Chemiker in der Region eher ein Unbekannter. In der AfD ist der frühere Kreisvorsitzende von Altötting-Mühldorf dagegen schon länger tätig. Den verheirateten Vater zweier Kinder, der sich als „ehemaligen konservativen Unionswähler“bezeichnet, hat der Euro zur AfD gebracht. Die gemeinsame Währung sei ein Fehlkonstrukt. Schon von Berufs wegen hat der promovierte Chemiker allerdings ein anderes Schwerpunktthema: die Energiepolitik. Er fordert die Abschaffung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG).