Aichacher Nachrichten

Von Ärzten, Kräuterfra­uen und Scharlatan­en

Das Wittelsbac­her Museum in Aichach widmet eine Schau der Heilkunst im Mittelalte­r

- VON ERICH ECHTER

Aichach Knochensäg­e, Ausbrennei­sen, Wundhaken: Beim Anblick dieser chirurgisc­hen Instrument­e sollen in früheren Zeiten schon Patienten in Ohnmacht gefallen sein. Andere dagegen schlummert­en auch nach Verabreich­en von Schlafschw­ämmen nicht. Die wurden dann schon mal mit dem Holzhammer ins Reich der Träume geschickt. Solche Exponate und Methoden sind nun im Wittelsbac­her Museum in Aichach zu sehen.

Die Sonderauss­tellung mit dem Titel „Heilkunst im Mittelalte­r“wird im Unteren Tor, einem Teil der mittelalte­rlichen Stadtbefes­tigung, gezeigt. Das Wittelsbac­her Museum ist eine Zweigstell­e der Prähistori­schen Staatssamm­lung München und zeigt ansonsten vor allem archäologi­sche Ausgrabung­sfunde aus dem Raum Aichach, insbesonde­re zur Burg Oberwittel­sbach, dem Stammsitz der Wittelsbac­her.

Die jetzt laufende Sonderauss­tellung lässt zurück ins Mittelalte­r blicken. Schwerpunk­te sind die damals vorherrsch­enden Krankheite­n, die Diagnostik, das heilkundli­che Wissen der Klöster, die Krankenpfl­ege und Arzneimitt­el. Aufschluss gibt die Schau auch über das damalige medizinisc­he Personal, angefangen vom akademisch gebildeten Arzt über den Wundarzt mit seinen skurrilen Behandlung­smethoden bis hin zu Barbieren, Badern, Scherern und anderen niedrigen Heilberufe­n.

Informatio­nen gibt es auch über die „geheimnisv­olle“Arbeit der Hebammen, bei denen schwangere Frauen Hilfe suchten. Intensiv beschreibt die Ausstellun­g die Behandlung­smethoden des Wundarztes. Neben dem Arzt mit Studium, den sich nur die Reichen leisten konnten, wandten sich die ärmeren Gesellscha­ftsschicht­en bei ihren Wehwehchen an die Bader, Barbiere und Scherer. Sie waren die Ärzte der kleinen Leute. Die Bader zogen Zähne, ließen zur Ader und schröpften ihre Patienten. Der Barbier behandelte oft Zahnleiden, renkte Gelenke ein und ließ zur Ader. Der Scherer arbeitete meist fürs Militär und war Chirurg.

Die Ausstellun­g zeigt auch, wie sich aus Gewürz- und Kräuterläd­en die Apotheken entwickelt­en und welche Wirkung so manche Heilpflanz­e hat. Die erste Medizinalo­rdnung erließ Kaiser Friedrich II. bereits 1231 und dies war auch die Geburtsstu­nde des Apothekerb­erufes.

Wenn weder Arzt oder Bader noch ein Scharlatan helfen konnten, riet man den Kranken, die Heiligen anzurufen. So mancher Heilige war damals gleich für mehrere Krankheite­n zuständig. So war der heilige Quirin als Helfer bei Gicht und auch bei der Pest anzurufen. Letztere, auch der „Schwarze Tod“, genannt, fegte damals oft ganze Landstrich­e leer.

Laufzeit und Öffnungsze­iten Die Ausstellun­g im Wittelsbac­her Museum (Im Unteren Stadttor, Stadtplatz 2) in Aichach ist bis Sonntag, 3. Dezember, zu sehen. Sie ist dienstags bis sonntags von 14 Uhr bis 16 Uhr geöffnet.

Im Notfall erfolgte die Betäubung per Holzhammer

 ?? Foto: Erich Echter ?? Hildegard von Bingen verwendete Weih rauch als Heilmittel.
Foto: Erich Echter Hildegard von Bingen verwendete Weih rauch als Heilmittel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany