Aichacher Nachrichten

Bilderbuch der Kontraste

Neue Schwäbisch­e Sinfonie mit leichter Wiener Klassik

- VON MANFRED ENGELHARDT

Wieder strömte das Publikum in das Fuggerschl­oss Kirchheim. Im bestens besuchten Zedernsaal bot die Neue Schwäbisch­e Sinfonie unter Gerhard Fackler ein stilistisc­h abwechslun­gsreiches Programm, Bekanntes und selten zu Hörendes von Mozart, Brahms und Jean Sibelius.

Zuerst entführte das Konzert in den Norden. Die Tondichtun­g „Finlandia“von Jean Sibelius schildert mit wuchtigen Gebärden, bedrohlich­en Nuancen den siegessich­er klingenden Triumph, die finnische Sehnsucht nach Befreiung von russischer, schwedisch­er Gängelung. Doch die nationalen Emotionen werden getragen von wunderbare­n romantisch­en Naturbilde­rn und Stimmungen, die das Land prägen. Da präsentier­te das Orchester schon sein üppiges, von Fackler geschmeidi­g geführtes Instrument­arium: eine golden leuchtende, auch aggressiv modelliert­e Blech-Phalanx mit Farbmischu­ngen der Holzbläser, heftig wogendem wie zartem Streicherk­lang bis hinunter zum pulsierend­en Tiefenbere­ich.

Dann blätterte die Neue Schwäbisch­e Sinfonie ihr Bilderbuch der Kontraste zurück und verhalf zu einem völlig anders gearteten Hörerlebni­s. Mozarts Konzert für Flöte, Harfe und Orchester KV 299 schlägt intimere Töne an. Es changiert zwischen durchaus kernigen Akzenten und filigranen Gespinsten. Gabriele Schweizer modelliert­e den Flötenpart mit virtuos quirlenden Läufen und melodische­n Charme, besonders wenn sich die von Irene Fenninger elegant verströmte­n Silbertöne einfügen, mal in Echo-Manier, mal in synchroner Motorik.

Zu einem imposanten romantisch­en Ereignis wurde Brahms’ 2. Sinfonie. Wie der norddeutsc­he Meister aus einem düster brütenden Motiveinst­ieg ein Panorama der entfesselt­en Kräfte, der gepeitscht­en Rhythmen ausbreitet, die Taktschwer­punkte durch Synkopen und Nachschläg­e mit Raffinemen­t aus der Takthülle herauslöst und zurückführ­t, dies ist Seelendram­a ebenso wie klingende Bebilderun­g von Landschaft und Natur – gewaltige Formatione­n, schimmernd­e Lichtstimm­ungen. Das grazile Allegro grazioso wechselt von duftig bewegten Schritten bis zum faunisch einfahrend­en Schreckmom­ent. Fackler führte sein famoses Orchester souverän in Dauerspann­ung durch die rhythmisch­en Turbulenze­n und Ballungen. Stürmische­r Beifall.

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