Ergebnisse mit der ganz besonderen Note
In einem Stadtteil sind enttäuschte CSU-Anhänger massiv zur AfD gewandert. Es gibt eine Zone, in der die Grünen stark punkten. Dagegen muss die SPD mit einem anderen Phänomen umgehen
Die Bundestagswahl 2017 hat historische Ausmaße. Am Tag danach beginnt in den Parteien die Aufarbeitung. Dies gilt auch in einer Analyse für das Wahlergebnis in Augsburg. Es war ein Wahltag mit höchst unterschiedlichen Erkenntnissen, die in einer Auswertung der Stadtbezirke deutlich werden.
● Wahlbeteiligung Mit 87,1 Prozent lag sie im Spickel am höchsten, dicht gefolgt von Bergheim mit 86,3 Prozent. Bergheim hatte bei der Bundestagswahl 2013 noch die Spitzenposition (81,6 Prozent) inne. Offenkundig ist, dass speziell im Stadtteil Oberhausen die Wahlmüdigkeit besonders ausgeprägt ist. Beide Bezirke Oberhausen-Süd (56,7) und Oberhausen-Nord (54,6) liegen unter der 60-Prozent-Marke. Eine so schwache Wahlbeteiligung gibt es in keinem anderen Stadtteil. Die 43,3 Prozent Wahlbeteiligung im Viertel Links der Wertach-Süd erklären sich laut Stadt dadurch, dass dort die Briefwähler dem Bezirk Links der Wertach-Nord zugeordnet wurden. Im einwohnerstärksten Stadtteil Lechhausen ist zu sehen, dass hier in allen drei Bezirken die Beteiligung unter der 70-Prozent-Marke liegt.
● Wiedergewählte Abgeordnete Trotz deutlicher Verluste hat CSUMann Volker Ullrich sein Direktmandat mit 34,8 Prozent (2013: 44,4) verteidigt. Über die Landesliste ziehen Ulrike Bahr (19,3) und Claudia Roth (13,9) ein. Roth legte gegenüber 2013 zu, Bahr verlor fast sechs Prozent. Die drei Abgeordne- ten, die den Wahlkreis Augsburg weiter in Berlin vertreten, schnitten besser ab als ihre Parteien im Zweitstimmenergebnis. Gewinner bei der Zweitstimme im Vergleich zur Erststimme war vor allem die FDP. Maximilian Funke-Kaiser kam auf 6,1 Prozent, seine Partei auf 10,0 Prozent. Deutlich wird, dass auch in Augsburg die AfD von enttäuschten CSU- und SPD-Anhängern profitiert hat. Mehr als acht Prozent legte die AfD bei Erst- und Zweitstimme gegenüber 2013 zu. AfD-Direktkandidat Markus Bayerbach liegt nahe am Zweitstimmenergebnis, was den Schluss zulässt, dass AfDWähler keine große Trennung zwischen Kandidat und Partei machten. ● Ullrich gegen Roth CSU-Mann Ullrich gewann sämtliche Stadtbezirke, wobei er lediglich in Inningen Prozent) und Bergheim (43,8) über die 40-Prozent-Marke kam. Bemerkenswert ist, dass ihm in einigen Bezirken nicht die SPD-Kandidatin Ulrike Bahr nahe kam, sondern die Grünen-Kandidatin Claudia Roth. Im Stadtjägerviertel hätte nicht viel gefehlt und Roth (24,9) hätte Ullrich (25,2) überholt. Überhaupt punktete Roth vor allem in der Innenstadt.
● Ulrike Bahr Die SPD-Kandidatin hatte in ihrem Ergebnis keine großen Ausreißer. Die Bandbreite bewegte sich von 16,3 Prozent (Göggingen-Ost) bis 23,7 Prozent (Bärenkeller). Zum Vergleich: Roth erhielt in Oberhausen-Nord bescheidene 8,3 Prozent, punktete dafür im Stadtjägerviertel (24,9) extrem.
● Die SPD Die Sozialdemokraten haben im Stadtgebiet keine Bastion mehr. Weder Kandidatin Bahr noch die Partei selbst kommen über die 25-Prozent-Marke. Im Bärenkeller lag die Partei mit 20,6 Prozent am besten. Gerade in der Innenstadt haben die Grünen oftmals der SPD den Rang abgelaufen.
● Rot Rot Grün Ein Bündnis von SPD, Grünen und Linkspartei hat in Deutschland keine Rückendeckung. In Augsburg gibt es Bezirke, in denen die Wähler ein solches Bündnis bevorzugen. Es ist auch hier die Innenstadt, in denen vor allem für die Linkspartei der Zuspruch vergleichsweise hoch ist. Im Lechviertel hat es bei den Zweitstimmen für das Trio gar zum Sprung über die 50-Prozent-Hürde gereicht.
● CSU Hochburgen Kandidat Ullrich und die CSU haben überall teils deutlich verloren. Je weiter es aller(42,3 dings aus der Innenstadt geht, desto besser werden die Ergebnisse. In der Firnhaberau, der Hammerschmiede, in Haunstetten, Göggingen, Bergheim und Inningen hat die CSU noch die meiste Rückendeckung, wobei aber kein Zweitstimmenergebnis über 40 Prozent liegt.
● Die AfD Zuspruch und Ablehnung verteilen sich auf die AfD auch in ganz besonderer Form. Wenn das Zweistimmenergebnis von 13,8 Prozent als Grundlage dient, sticht Oberhausen-Nord mit 24,2 besonders heraus, während im Lechviertel lediglich 5,9 Prozent ihr Kreuz bei der AfD machten. Lechhausen ist mit 17 Prozentpunkten ein Stadtteil, in dem viele AfD-Sympathisanten wohnen. Übertroffen wird dieses Ergebnis noch im Univiertel, in dem viele Russlanddeutsche leben. Die AfD kam hier auf 22,2 Prozent.
● CSU und AfD In keinem anderen Stadtbezirk ist eine Wechselbeziehung enttäuschter CSU-Wähler, die es zur AfD zieht, so wahrnehmbar wie im Univiertel. Volker Ullrich verlor hier 19 Prozent und stürzte von 52 auf 33 Prozent ab. Die CSU steht jetzt bei 30,2 Prozent (2013: 49 Prozent). Die AfD, die 2013 im Univiertel noch unter fünf Prozent lag, steht nun bei über 20 Prozent.
● Die FDP Die Liberalen, die ein Ergebnis von 10 Prozent erzielten, haben wenig Ausreißer in einzelnen Bezirken. Gepunktet hat die FDP in der Innenstadt, wo im Domviertel (16,8 Prozent) das beste Einzelergebnis erreicht wurde. Schwach dagegen das Ergebnis (5,1 Prozent) im Bezirk Links der Wertach Süd.