So geht minimalistisch kleiden und wohnen
Der neue Trend löst viel Begeisterung aus – aber auch Skepsis
Aichach Friedberg In Zeiten des Konsums und des Kaufwahns hat sich ein Trend im Internet aufgetan, der auf große Begeisterung stößt: der Minimalismus. Eine Lebenseinstellung für den Menschen, der sich beladen fühlt, erdrückt von der Flut seiner Besitztümer. Diesen Trend mag nicht jeder nachvollziehen können. Aber für viele ist es ein Segen, nicht ständig neue Dinge kaufen und sich nicht über seinen Besitz definieren zu müssen. Doch wie werde ich Minimalist?
Man kann in vielen Bereichen minimalistisch leben. Die zwei größten sind Kleidung und Wohnen. Bei der Kleidung ist es wichtig, nur Teile zu besitzen, die auch getragen werden. Also nicht wie bei den meisten von uns, bei denen im Kleiderschrank Fehlkauf neben Fehlkauf hängt und wir trotzdem nichts zum Anziehen haben. Die sogenannte „Capsule Wardrobe“ist eine Ansammlung von Kleidungsstücken, die dem Besitzer gefallen und die er regelmäßig trägt. Vor allem aber kann er sie gut miteinander kombinieren. Die Zusammenstellung einer „Capsule Wardrobe“ist eine Kunst für sich. Viele Blog-Posts wurden bereits darüber verfasst. So schreibt Tanja auf ihrem Blog „blattgrün“über „Ein Jahr Capsule Wardrobe oder auch: Minimalismus kann ein Geschenk sein, wenn man’s richtig macht“. Nadine und Jörg von „eat this“geben Tipps im Blog „unser minimalistischer Kleiderschrank“– übrigens auch für Jungs.
Vielleicht packt den ein oder anderen die Motivation, den Kleiderschrank mal auszusortieren. Ein Tipp dabei ist, die Teile, die man getragen hat, anders herum als die ungetragenen Kleidungsstücke hineinzulegen. So sieht man nach kurzer Zeit, was weg kann. Beim Ausmisten sind die Minimalisten gegen Wegwerfen. Sie bringen ihre Sachen gerne zu Flohmärkten und Secondhand-Läden oder benutzen OnlinePlattformen wie Kleiderkreisel oder die Flohmarkt-App „Shpock“.
Für die Wohnung gelten ähnliche Prinzipien. Hier verzichtet man einfach auf Dekoartikel – die kleinen Dinger – die ohnehin nur als Staubfänger fungieren, oder verbannt gleich alles aus seiner Wohnung, das keinen praktischen Nutzen hat. Das Horten von Sachen, die man nur einmal benutzt und nicht mehr braucht, gilt unter Minimalisten als No-Go. Allerdings sollte man darauf achten, dass die Räume nicht trist und leer wirken. Orientieren kann man sich an den größeren Möbelstücken. Minimalistische Möbelstücke haben klare Linien und im Idealfall helle, freundliche Farben. Wer dem Stil folgen will, sollte auf einen freien Boden achten. Keine unnötigen Accessoires und lieber eine schöne Topfpflanze. Auch mit dem Thema „Wohnen“befassen sich viele Blogger. Karina von „oh what a room“teilt ihre Wohnungspläne in ihrem Text „Minimalistischer wohnen – Das sind meine Ziele“.
Das Fazit zu diesem Trend: Die Idee ist gut, in Maßen umsetzbar, aber im Extremen nervig. Denn seien wir ehrlich: Jeder hat diesen einen Tisch, auf dem einfach mal etwas abgestellt wird. Oder dieses eine Kleidungsstück, das er nie tragen wird, aber das da hängt, für den Fall der Fälle.