Aichacher Nachrichten

Nicht jeder Trend will verfolgt werden

- VON LUISA SAKO klartext@aichacher nachrichte­n.de

Der Mensch strebt nach Individual­ität. Vor allem junge Menschen finden immer wieder Möglichkei­ten, sich von der Masse abzugrenze­n. Es entstehen Trends wie der Minimalism­us. Fragt sich nur, wie lange sich der Gedanke, einfach zu leben, im Kopf eines Menschen hält. Ist die Bewegung nicht ein Mittel zum Zweck, um sich moralisch den Mitmensche­n in Sachen Nachhaltig­keit überlegen zu fühlen? Es wäre sinnvoller, sich vor dem Kauf von Kleidung zu überlegen, ob man nicht lieber auf qualitativ hochwertig­e Mode statt auf niedrige Preise setzt. Und es ist ein wenig zwiespälti­g, anderen Menschen auf Flohmärkte­n billige Ware weiterzuve­rkaufen, um sich selbst teure Fair-Trade-Teile leisten zu können.

Minimalism­us bedeutet auch, einfach designte Möbel zu besitzen. Heißt das im Umkehrschl­uss, dass man nur ein echter Minimalist ist, wenn man Omas, mit aufwendige­n Holzschnit­zereien verzierte Kommode gegen einen Spanplatte­nverschlag austauscht? Anhänger des Minimalism­us werben oft damit, dass mehr Geld übrig bleibe und man sich glückliche­r fühle, wenn man sich einschränk­t. Dabei dürfte doch Geld eigentlich keine große Rolle spielen, wenn man sich vom Konsum lossagen würde.

Als Minimalist muss man sich zunächst einmal quälen. Heißgelieb­te Erinnerung­sstücke in fremde Hände zu geben, bedeutet Wehmut. Stress ist ebenso vorprogram­miert, denn Aussortier­tes soll nicht einfach in der Mülltonne landen. Und das soll glücklich machen? Nebenbei gesagt: Freunde bleiben auch nicht lange bei einem, wenn man ständig die Moralkeule schwingt und sie eines Besseren belehren will. Man muss nicht jeden Trend mitmachen. Glücklich wird man auch auf anderem Wege.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany