Mehr Platz für Bienen und Imker
Mit Zuschüssen aus dem EU-Leader-Programm wird der Lehrbienenstand am Grubet bei Aichach um ein Gebäude erweitert. Hier werden seit 2004 Imker ausgebildet. Warum das für den Landkreis auch in Zukunft nötig ist
Aichach Zwischen den Korken glitzert das Zuckerwasser hervor. Es herrscht ein wuselndes Gewirr an Bienen, die übereinander krabbeln, um an die süße Nahrung zu gelangen. Diese legen sie eine Etage tiefer in ihrem Stock als Vorrat an.
Der Vorsitzende des Imkervereins Aichach, Gregor Zach, nennt den Vorgang, bei dem Imker ihre Bienen vor Wintereinbruch mit Zuckerwasser versorgen, Einfüttern. Das sei wichtig, damit die Bienen die Wintermonate gut überstehen. Die Auswirkungen von zu wenigen Bienenvölkern hat der Landkreis schon einmal spüren müssen. Der Verein erfuhr laut Zach ab der Jahrtausendwende eine rückläufige Entwicklung: kaum Nachwuchs, weniger Imker und weniger Bienenvölker insgesamt. 2004 waren unter 20 Imker im Verein aktiv. Die Bestäubung der Pflanzen im Landkreis war Zach zufolge nicht mehr sichergestellt: ein katastrophales Problem für die Landwirtschaft.
Der Imkerverein bei Aichach erhält nun für seinen Lehrbienenstand am Grubet und dessen Erweiterung finanzielle Unterstützung. Das EUProgramm „Leader“für regionale Förderung bezuschusst einen Neubau nach aktuellem Stand mit 22 000 Euro. Der Rohbau steht bereits, gerade wird an den Fenstern gearbeitet. Zach sagt, die Kriterien für die Bewerbung seien anspruchsvoll gewesen: Es gehörten eine ausführliche Beschreibung des Projekts, Finanzierungspläne und vor allem Präsentationen vor der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) dazu. Sie ist eine der örtlichen Partnerschaften des EU-Förderprogramms. Die LAG entschied, dass das neue Gebäude für die Imker förderungswürdig ist. Ein wichtiger Punkt war der enorme Nutzen des Projekts für den Landkreis.
Der Verein verzeichnet zwar mittlerweile einen regen Zulauf, auch die Zahl der Bienenvölker steigt an. Vor zwei Jahren schon war der Verein auf fast 400 Mitglieder mit 3300 Bienenvölkern angewachsen. Aber die flächendeckende Verteilung der Völker, die in den 70erund 80er-Jahren bestand, ist noch nicht wieder erreicht. Zach kritisiert: „Es gibt immer noch Orte im Landkreis, wo zu wenig Bienen unterwegs sind.“Deshalb sei die kon- stante Ausbildung von Imkern von großer Bedeutung.
Um dieses Thema anzugehen, gründete der Aichacher Imkerverein 2004 zunächst einen Lehrbienenstand am Grubet. In dem Gebäude werden Vorträge gehalten und der theoretische Teil der Ausbildung vermittelt, im Garten stehen Schaukästen mit fünf Bienenvölkern. Hier und in Friedberg werden seitdem in Zusammenarbeit mit allen Imkervereinen aus dem Landkreis Ausbildungen angeboten. Alle zwei Jahre finden sie abwechselnd in Aichach und Friedberg statt. Die Kurse sind laut Zach gut besucht, 2016 gab es 30 Absolventen. Die Beweggründe der Teilnehmer sind meist ähnlich. Gregor Zach nennt vor allem die Naturverbundenheit und das wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit als wesentliche Gründe.
Die Ausbildung umfasst 15 bis 20 Termine, die bis jetzt hauptsächlich im Freien stattfinden. Mit dem Neubau wird es möglich, den Unterricht auch drinnen abzuhalten, bei jedem Wetter. Die Zahl der Bienenvölker am Grubet wird zudem erhöht. Gregor Zach erklärt: „Es soll bald zwölf Völker geben, damit immer zwei Teilnehmer zusammen eines betreuen können.“Wenn das Team erfolgreich ist, vermehren sich die Bienen so, dass am Ende ein Ableger des Volkes genommen werden kann. Damit starte am Ende des Kurses jeder neue Imker, der will, mit einem eigenen Bienenvolk.
Zu dem zweiten Gebäude plant der Verein eine weitere Veränderung: Das Freigelände um die Häuser soll neu gestaltet werden. Gregor Zach erklärt: „Es soll Besuchern zeigen, wie man seinen Garten bienenfreundlich gestalten kann.“