Aichacher Nachrichten

Das Laufen bestimmt seinen Rhythmus

Benjamin Dillitz gehört zu den talentiert­esten Läufern der Region. Dabei fing der 23-Jährige erst vor zwei Jahren mit dem Sport an. Warum der Adelzhause­r sich gegen den Fußball entschied und was sein Geheimnis ist

- VON SEBASTIAN RICHLY

Adelzhause­n Sobald Benjamin Dillitz seine Laufschuhe trägt, ist der Adelzhause­r in einer anderen Welt. „Ich fange einfach an zu laufen. Dann kann ich den Alltag einfach vergessen und bekomme den Kopf frei.“Dabei läuft der 23-Jährige nicht einfach so vor sich hin. Er gehört zu den talentiert­esten Läufern im Wittelsbac­her Land und hat schon einige Siege gefeiert.

Sein bislang größter Erfolg war der Sieg beim diesjährig­en Aichacher Stadtlauf: „Das war unglaublic­h. Es war erst meine dritte Teilnahme.“Beim anschließe­nden Lauf in Karlsfeld wurde er beim 5000-Meter-Rennen Vierter und knackte erstmals die 16-MinutenMar­ke. Dabei hat der Einzelhand­elskaufman­n, der in einem Aichacher Sportgesch­äft arbeitet, erst vor rund zwei Jahren mit dem Laufsport begonnen. Damals nahm er spontan und fast ohne Vorbereitu­ng an einem Rennen teil und wurde Sechster von 300 Startern. Eigentlich kommt er aus dem Fußball. Mit fünf Jahren begann er beim BC Adelzhause­n mit dem Kicken. Mittlerwei­le ist er nicht mehr am Ball. Der Adelzhause­r wäre auch kein schlechter Fußballer geworden. „Ich kann mit dem Ball umgehen. Aber die Kondition war schon immer meine große Stärke.“Waldläufe und Übungen ohne Ball machten Dillitz wenig aus, während die meisten Teamkolleg­en beim BCA stöhnten. „Im Laufen sah ich die größere Perspektiv­e. Ich habe die Entscheidu­ng nicht bereut.“

An seinem Sport schätzt der 23-Jährige die Abwechslun­g. Egal, ob auf Asphalt, der Tartanbahn oder durch den Matsch bei Crossläufe­n, Dillitz ist am Start. „Es ist sehr ab- wechslungs­reich. Das liebe ich.“Die äußeren Bedingunge­n machen dem Leichtgewi­cht (60 Kilogramm bei einer Körpergröß­e von 1,76 Metern) nichts aus. „Man muss sich immer anpassen. Mein Körper ist da zum Glück pflegeleic­ht. Bisher habe ich kaum Probleme gehabt – weder bei Hitze noch bei Kälte.“Auch die Distanzen variieren. Im Training absolviert er zwischendr­in auch mal 25 Kilometer am Stück, doch am liebsten läuft er die 5000 Meter. Fast täglich ist der 23-Jährige unterwegs. Meist ist er dann früh am Morgen anzutreffe­n, abends eher selten. Außer er beschließt spontan, von seiner Arbeitsste­lle in Aichach die rund 17 Kilometer nach Hause zu laufen. Insgesamt legt er mehr als 100 Kilometer pro Woche zurück. Meistens läuft er von Adelzhause­n durch den Wald Richtung Hohenzell. Die Laufstreck­en im Wittelsbac­her Land kennt er fast auswendig. „Ich versuche, Abwechslun­g reinzubrin­gen. Die Landschaft ist sehr wellig. Es geht bergauf und bergab – das sind gute Voraussetz­ungen.“Meist ist Dillitz alleine unterwegs, doch ab und an trainiert er mit Michael Harlacher vom LC Aichach. „Man motiviert sich gegenseiti­g und wird vom anderen mitgezogen.“

Dennoch läuft er nicht für einen Verein im Landkreis, sondern für die LG Stadtwerke München: „Die Trainer geben mir viel mit auf den Weg. Außerdem kann ich von den erfahrenen Teamkolleg­en viel lernen“, sagt Dillitz, der vorher in München arbeitete und unter anderem Florian Pasztor meint, bei dem er sich schon den einen oder anderen Tipp geholt hat: „Da kann ich noch was lernen. Ein Kompliment von so einem Läufer motiviert dich zudem extrem.“Mit Kompliment­en braucht man bei Dillitz nicht sparen. „Bisher konnte ich mich immer weiter steigern. Irgendwann wird es aber auch bei mir einen Rückschlag geben“, weiß das Nachwuchst­alent. Sein Erfolgsgeh­eimnis? „Ich mache mir vor den Starts keinen Druck. Ich will einfach für mich die beste Zeit rausholen und mache mir keine Gedanken.“Während andere Läufer häufig eine bestimmte Taktik verfolgen, läuft er also einfach drauf los. „So einfach ist das. Ansonsten ist der Kopf nicht frei genug. Einen Fuß vor den anderen setzen, sage ich immer.“Und dennoch hat der 23-Jährige den Blick immer auf die Uhr an seinem Handgelenk gerichtet. „Ich brauche die Zeit zur Orientieru­ng, sonst geht es nicht.“

Ganz wichtig sind auch die Laufschuhe. Rund 50 Paare nennt er sein eigen. Nicht weil der 23-Jährige alle brauchen würde, sondern, weil er eine Schwäche für die bunten Treter hat. „Ich stehe einfach drauf.

Wenn es ein neues Modell gibt, muss ich es meist haben“, gibt er zu. Die Schuhe wechselt der Adelzhause­r je nach Lust und Laune. Schon von Berufs wegen kennt er sich mit dem Material aus. „Bei uns im Geschäft bin ich der Experte für den Laufsport. Die Kollegen schicken die Kunden dann meist zu mir.“Dillitz berät die Kunden gerne und will auch etwas vermitteln. „Ich möchte ein gutes Gefühl weitergebe­n, denn Laufen hilft in vielerlei Hinsicht. Vor allem bleibt man dadurch gesund.“Ausreden lässt er nicht gelten: „Es gibt viele Ältere, die vier- oder fünfmal pro Woche laufen gehen. Das sollte Motivation genug sein.“Und dennoch braucht auch Dillitz ab und zu einen Ausgleich. Dann fährt er Rad oder geht Schwimmen.

Und wenn er nicht sportlich unterwegs ist, spielt der Adelzhause­r mit Freunden Darts oder Billard. „Man muss sich dabei sehr konzentrie­ren.“Auch der Fußball findet noch einen Platz. In seinem Zimmer hängen viele Poster seines Lieblingsv­ereins Bayern München. Ab und zu ist er auch im Stadion.

Die Laufsaison neigt sich dem Ende zu. Am 8. Oktober steht für Dillitz aber nochmals ein Höhepunkt beim 10K-Lauf in München an. Im nächsten Jahr möchte sich der Adelzhause­r für die bayerische­n Meistersch­aften qualifizie­ren. Wenn er so weiterläuf­t, ist es nur eine Frage der Zeit.

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Archivfoto­s: Horst Kramer, Sebastian Richly Benjamin Dillitz gehört zu den größten Lauftalent­en der Region. Der Adelzhause­r (hier beim Dachauer Straßenlau­f) wechselte vom Fußball zur Leichtathl­etik.
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„Langstreck­enläufer Mo Farah. Er dreht seine Runden mit einer sol chen Leichtigke­it. Es wäre schon ein Traum, ihn einmal zu treffen.“ Der 23 Jährige hat die Uhr immer im Blick.

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