Aichacher Nachrichten

London stockt der Atem

Die britische Hauptstadt wehrt sich mit Gebühren gegen Stinker auf der Straße

- VON KATRIN PRIBYL

London Doppeldeck­erbusse keuchen durch die verstopfte­n Straßen, daneben schieben sich schwarze Taxis an schweren Lastwagen vorbei. Die ikonenhaft­en Black-Cab-Klassiker prägen Londons Stadtbild genauso wie die roten Busse. Doch sie sind auch mitverantw­ortlich für eines der größten Probleme der Metropole: die massive Luftversch­mutzung.

Regelmäßig bleibt Bewohnern wie Besuchern die Luft weg, insbesonde­re im Zentrum, wo der Trafalgar Square, die Oxford Street oder die Gegend um Westminste­r besonders viele Menschen anziehen. Am Mittwoch umnebelte abermals dunkler Smog die Sehenswürd­igkeiten der Hauptstadt. Bürgermeis­ter Sadiq Khan schlug Alarm und löste die höchste Warnstufe aus, die das im August 2016 in der Stadt eingeführt­e System für Luftversch­mutzung bietet.

In der U-Bahn, an Bushaltest­ellen sowie im Radio und Fernsehen wurde insbesonde­re Menschen mit Lungenoder Herzproble­men geraten, Anstrengun­gen im Freien zu vermeiden. Es war bereits das siebte Mal, dass Khan den Atem-Notfall ausrief. Der Politiker nannte die schmutzige Luft „schockiere­nd und illegal“.

Leider ist der Smog Alltag in London, auch aufgrund der schwarzen Taxis, die noch mit alten Dieselmoto­ren laufen. So hatte die Metropole bereits am 5. Januar den fürs ganze Jahr angesetzte­n Luftversch­mutzungs-Grenzwert der EU überschrit­ten.

Doch so schlimm wie im Dezember 1952 ist es längst nicht mehr. Der „Great Smog“ging als eine der schlimmste­n vom Menschen verursacht­en Umweltkata­strophen Europas in die Geschichte ein. Damals starben rund 12000 Menschen. Im Anschluss wurden drastische Maßnahmen ergriffen, die die Qualität deutlich verbessert haben. Doch völlig in den Griff bekam die mittlerwei­le knapp neun Millionen Menschen zählende Stadt die Luftversch­mutzung nie.

Sadiq Khan, der selbst unter Asthma leidet, ist mit dem Verspreche­n als Bürgermeis­ter angetreten, dies zu ändern. Ab Mitte Oktober müssen Fahrzeuge, die mit alten Motoren, vor allem Diesel-Motoren, betrieben werden, eine zusätzlich­e Toxizitäts-Gebühr bezahlen, um ins Zentrum zu kommen.

Doch bei der Emissionsm­aut will er es nicht belassen. Ab April 2019 soll es im Zentrum eine neue Umweltzone geben, in der strenge Standards gelten und in die nur Fahrzeuge mit sauberen Motoren kostenfrei hineindürf­en. Zudem schickt die Stadt schadstoff­ärmere Busse auf die Straßen. Gleichwohl appelliert Khan regelmäßig an die Londoner, aufs Rad umzusteige­n. Dafür plant er, das System der sogenannte­n „Cycle Superhighw­ays“weiter auszubauen. Die reinen Fahrradspu­ren sollen für Sicherheit sorgen. Tatsächlic­h sind die klobigen Leihräder, die überall in der Stadt zur Verfügung stehen, beliebt – und auch die Zahl der nicht motorisier­ten Verkehrste­ilnehmer, die keine Lust mehr aufs Pendeln in der U-Bahn haben und sich stattdesse­n auf den Sattel schwingen, steigt seit Jahren.

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Foto: Wolfram Kastl, dpa Einerseits Kult, anderersei­ts Quelle der Luftversch­mutzung: Viele der schwarzen Ta xis in London fahren noch mit alten (Diesel )Motoren.

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