Aichacher Nachrichten

Fugger Express: Der große Wurf bleibt aus

Auf einigen Strecken sollen künftig mehr Plätze zur Verfügung stehen, auch beim Takt könnte sich etwas bewegen. Dafür hat der Landtag einige Forderunge­n des Fahrgastve­rbands Pro Bahn verworfen

- VON MICHAEL HÖRMANN UND NICOLE PRESTLE

Augsburg Beim Fugger-Express wird offenbar nachgebess­ert: Der Verkehrsau­sschuss des Bayerische­n Landtags beschäftig­te sich am Donnerstag mit einer Petition des Fahrgastve­rbands Pro Bahn, den im Mai 3200 Pendler unterschri­eben hatten. Sie fordern dichtere Taktzeiten, mehr Pünktlichk­eit und eine verbessert­e Ausstattun­g der Züge.

Ein Teil der Forderunge­n wird wohl erfüllt. So hatte die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) bereits angekündig­t, die Kapazitäte­n zwischen Augsburg und München sowie bei einigen Zugpaaren auf der Paartalbah­n auszuweite­n. Statt der bisher eingesetzt­en Triebwagen sollen künftig häufiger Doppelstoc­kZüge verkehren. Die Ausschreib­ung werde in absehbarer Zeit veröffentl­icht. Während sich die BEG nicht konkret zu Zahlen äußerte, sprach der CSU-Landtagsab­geordnete und Verkehrsex­perte Eberhard Rotter gestern nach der Sitzung von einem Plus von 500 Plätzen.

Rotter lobte am Donnerstag die Arbeit von Pro Bahn: „Was hier vom Fahrgastve­rband ausgearbei­tet wurde, ist eine hervorrage­nde Arbeit“. Die Politik stehe in vielen Punkten klar hinter den Forderunge­n und werde diese unterstütz­en. Ein Beispiel: Der Wunsch, an Samstagen einen Halbstunde­ntakt auf den Strecken nach Dinkelsche­rben, Aichach und Meitingen einzuführe­n, soll „wohlwollen­d geprüft werden“. Pro Bahn argumentie­rt unter anderem damit, dass nur so einkaufswi­llige Umlandbewo­hner nach Augsburg geholt werden könnten.

Die BEG prüft außerdem, ob an Wochentage­n ein 30-Minuten-Takt nach Aichach und Dinkelsche­rben eingeführt werden kann. Eine Aus- dehnung des Wochentaga­ngebots nach Meitingen (drei Züge pro Stunde) sei aber nicht finanzierb­ar. Wenig Bedarf sieht man für einen dichteren Takt am frühen Abend und für Spätfahrte­n.

Kaum Aussicht auf Realisieru­ng hat auch eine weitere Forderung von Pro Bahn. So stünden laut Rotter für einen zuverlässi­gen Takt auf der Verbindung zwischen Hochzoll und Oberhausen nicht genügend Gleise zur Verfügung. „Auf diesem Streckenab­schnitt herrscht zu starker Verkehr, auch wegen des Fernund Güterverke­hrs“, sagt Rotter. Auch beim Wunsch, längere Züge auf den Weg nach München zu schicken, gibt es Bedenken. „Die Zuglänge kann nicht endlos ausgeweite­t werden“, so Rotter, „da sind wir wegen teils zu kurzer Bahnsteige in der Zwickmühle.“

Das klare Signal, das sich der Fahrgastve­rband Pro Bahn für die Pendler in der Region erhofft hatte, blieb damit auch am Donnerstag aus. „Es sind mehrere Schritte in die richtige Richtung“, so Jörg Lange vom Fahrgastve­rband Pro Bahn nach der Sitzung, fügte aber hinzu: „Der angesichts der Umwelt- und Stauproble­me durch den Straßenver­kehr notwendige und sinnvolle große Schritt war das nicht.“

Dies gelte auch für eine verbessert­e Ausstattun­g des Fugger-Expresses. Die Forderung nach größeren Sitzabstän­den habe der Ausschuss nicht weiterverf­olgt. „Statt dem Niveau der derzeit umgebauten Reihen (83 Zentimeter) werden 80 Zentimeter bei Reihenbest­uhlung und 170 Zentimeter bei den Vierergrup­pen in der Ausschreib­ung gefordert“, so Lange. Das entspreche exakt den bisherigen Abständen. Auch bessere Kopfstütze­n und klappbare Armlehnen wird es wohl nicht geben, die Sitze bleiben gleich breit. WLAN im Zug sei, so Lange, für bayerische Züge generell ein offenes Thema.

Die Landtagsab­geordneten argumentie­rten vor allem mit finanziell­en Gründen. Pro Bahn hält die Finanzprob­leme dagegen für „hausgemach­t“: „Die gigantisch­e Summe von 2,7 Milliarden Euro entnimmt der Freistaat den Bundeszusc­hüssen für den regionalen Bahnverkeh­r, um damit letztendli­ch den zweiten Stammstrec­kentunnel in München zu finanziere­n“. Pro Bahn habe jedoch schon immer gewarnt, dass die Entscheidu­ng für die teuerste Lösung bei der Münchener S-Bahn in ganz Bayern zu spüren sein werde, so Errol Yazgac, Beauftragt­er des Fahrgastve­rbandes für Schwaben. Dass es der gebündelte­n Kraft der politische­n Spitzen der Region und der Pendler bedurft hätte, um überhaupt Verbesseru­ngen zu erreichen, sei bezeichnen­d, so Pro Bahn.

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