Aichacher Nachrichten

Zimt – was für ein Zufall!

Die Band Zimt präsentier­t gerade ihr erstes Album, herausgebr­acht von einem renommiert­en Hamburger Label. Dabei hat sie sich erst vor zwei Jahren gegründet. Einem Augsburger Musikkenne­r fiel das Trio gleich auf

- VON MIRIAM ZISSLER

Manchmal geht alles schneller als gedacht. Das passiert zugegebene­rmaßen eher selten, aber wenn, dann ist es umso schöner. So jetzt bei der Augsburger Band „Zimt“. Sie gründet sich im Juni 2015. Zwei Jahre ist das gerade einmal her, und doch ist schon eine Menge passiert. Erst eine Single-Veröffentl­ichung beim Augsburger Label „Kleine Untergrund Schallplat­ten“. „Dann haben wir eine Mail von dem Hamburger Indie-Label ,Tapete Records’ bekommen. Sie hatten sich unsere Single angehört. Diese hat ihnen so gut gefallen, dass sie fragten, ob wir noch mehr Songs haben“, sagt Janina Kölbl. Sie schicken der Firma eine Auswahl und können jetzt ihre erste CD in den Händen halten. Ihr Debüt-Album „Glückstira­den“ist Ende August bei dem Hamburger Label erschienen. „Das fühlt sich alles so unwirklich an. Es war alles Zufall und nie Absicht“, beschreibt Janina Kölbl ihr derzeitige­s Gefühl. Denn diese rasante Entwicklun­g war alles andere als geplant.

Die 27-Jährige, die derzeit ein Volontaria­t beim Magazin a3Kultur absolviert, lernt Isabella Theil bei „Femme Jam“kennen. Das Projekt, ein offenes Netzwerk für Musikerinn­en aus Augsburg, die zusammen Jammen und Improvisie­ren, wurde gemeinsam von der Popkulturb­eauftragte­n Barbara Friedrichs und Janina Kölbl initiiert. „Wir haben dort zusammen gejammt und uns gleich gut verstanden“, erzählt sie. Kurze Zeit später kommt der gemeinsame Freund Ralf Déteste, der in der Augsburger Band „Endlich Blüte“singt, dazu.

Zusammen sind sie schließlic­h die Band „Zimt“, wollen einfach miteinande­r Musik machen. Das Gewürz Zimt sei bitter und süß zugleich. „Das spiegelt sich in unserer Musik wider. Wir machen Indie-Pop, der sehr 80er- und New-Wave-lastig klingt“, beschreibt Janina Kölbl. Ronny Pinkau von „Kleine Untergrund Schallplat­ten“wird schnell auf sie aufmerksam und veröffentl­icht einen Song von ihnen.

Und jetzt kommt noch einmal so eine unwahrsche­inliche Ge- schichte hinzu, jetzt die des Plattenlab­els. Seit dem Jahr 2015 gibt es das kleine Augsburger Independen­tLabel, dessen Platten inzwischen weltweit nachgefrag­t werden. „Ich hatte jahrelang davon geträumt, ein Label zu gründen. Nur der Mut hatte mir dazu gefehlt“, sagt Ronny Pinkau. Also hat er die Konzert- und DJ-Veranstalt­ungen „Going Undergroun­d“in Augsburg organisier­t. Dort traf er auf die Band „Endlich Blüte“. Sie hatten zuvor noch nie live gespielt. Doch die Demos, die sie Ronny Pinkau schickten, gefielen ihm so gut, dass er ein Konzert mit ihnen veranstalt­ete. „Das war eine Initialzün­dung. Damals war mir klar, dass ich ein Label gründen muss, um eine Platte von ihnen herauszubr­ingen.“Gesagt, getan: Im Oktober 2015 erschien „Neue Wunden“von „Endlich Blüte“als 7-Inch-Single. Inzwischen kamen einige dazu, von „Friedrich Sunlight“und eben „Zimt“. Die beiden Bands sind mittlerwei­le zu „Tapete Records“gewechselt. Das freut Ronny Pinkau, der damit als „kleines Sprungbret­tlabel“dienen konnte. „Bei einem größeren Label gibt es natürlich viel mehr Möglichkei­ten.“Er sei in der Szene internatio­nal bekannt und erhalte Anfragen aus dem In- und Ausland, ob er diese oder jene Musik veröffentl­ichen wolle. Wieder zurück zu „Zimt“jetzt. Von dort hört man nur Lob über das Augsburger Label. Janina Kölbl sagt: „Es ist total wichtig für die Independen­t-Szene und hat einen Ruf weit über Augsburg hinaus.“Die Dinge haben von da an ihren Lauf genommen. Im April war die Augsburger Band für zwei Wochen in Hamburg und nahm dort ihr Album auf. Produziert wurde es vom Hamburger Musiker Zwanie Jonson. „Wir hatten uns alle Urlaub genommen und auch nicht mehr Zeit als diese zwei Wochen. Es war eine sehr konzentrie­rte Arbeit. Jeden Tag acht Stunden, auch an den Wochenende­n“, erzählt Janina Kölbl. Es war eine „coole Zeit“in einer netten und entspannte­n Atmosphäre. „Er hat uns Tipps gegeben und uns machen lassen.“Besprochen wurde das Album in allen großen Musikmagaz­inen. Die Rezensione­n im Musikexpre­ss, Intro oder Spex sind durchweg positiv. „Zimt machen Pop mit großen Augen und schweren Lidern, der nie nach öder Retromania klingt“, schreibt der Musikexpre­ss. „Wundervoll schrammeli­ge Pop-Perlen“, lobt Intro. „Das ist Wahnsinn“, freut sich Janina mit ihren Bandmitgli­edern.

Die Band hofft, dass das Album auch beim Publikum so gut ankommt und es vielleicht ein zweites gibt. Zuvor sollen noch so viele Konzerte wie möglich gespielt werden. Dafür blieb bislang kaum Zeit. „Wir haben bisher sieben Konzerte gespielt. Eins in Wien. Ansonsten waren wir in Augsburg und Umgebung unterwegs.“Nun ist „Booken“angesagt. Zwei Termine in Augsburg stehen schon an. Am 8. Oktober treten sie beim Kegelbahnk­onzert auf, am 4. November im City-Club. Letzteres ist gleichzeit­ig ihre Release-Show.

 ?? Foto: Frederik Jehle ?? Zur Band Zimt haben sich v. l. Janina Kölbl, Isabella Theil, Ralf Déteste zusammenge­schlossen.
Foto: Frederik Jehle Zur Band Zimt haben sich v. l. Janina Kölbl, Isabella Theil, Ralf Déteste zusammenge­schlossen.

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