Aichacher Nachrichten

Inspiratio­n in einem fernen Land

Wie die Augsburger Künstlerin Brigitte Heintze in Bulgarien Ideen für ihre Arbeit erhielt

- VON INGEBORG ANDERSON

Ein fremdes Land, eine andere Kultur – das ist wohl für jeden Künstler Herausford­erung und Inspiratio­n zugleich. Vor zwei Jahren führte ein Arbeitssti­pendium die Augsburger Künstlerin Brigitte Heintze nach Bulgarien. Im Kunstverei­n Bobingen zeigt sie nun Zeichnunge­n und Druckgrafi­k, die während dieses Arbeitsauf­enthaltes, während der „Wege in unbekannte­m Gelände“(so der Titel der Ausstellun­g) entstanden sind.

Man begegnet wiederkehr­enden Motiven – etwa bildbeherr­schenden Flächen, in denen die Künstlerin ein vitales Rot in Kontrast zu Anthrazit setzt. Sie referiert damit auf die Kultur der Thraker, dem frühantike­n Urvolk Bulgariens, welche die Türen zu ihren Grabstätte­n mit diesen Farben versahen. Diese setzt sie in Beziehung zu Äußerungen zeitgenöss­ischer Sterbekult­ur – den ‚Nekrologen‘. Das sind mit Porträts versehene Nachrufe, die in Bulgarien überall aufgehängt werden. Durch Wind und Wetter beschädigt, veranschau­lichen sie Vergänglic­hkeit zusätzlich. Von der allgegenwä­rtigen, für sie nicht sofort entschlüss­elbaren, kyrillisch­en Schrift hat sich die Künstlerin zu Textelemen­ten inspiriere­n lassen, die sich sowohl in den großen als auch in ihren kleinforma­tigen quadratisc­hen Zeichnunge­n immer wieder finden.

Quasi tagebuchar­tig, wenn auch nicht chronologi­sch fließen fremde und vertraute Eindrücke aus verschiede­nen Lebensbere­ichen in diese, als Serien angelegte Zeichnunge­n ein: als Text- und Bildfragme­nte, außerdem Organische­s wie Baumformen, Blüten oder Blätter, Ornamente, Figürliche­s und Liniengefü­ge. Schicht um Schicht legen sie sich übereinand­er, indem Brigitte Heintze – ausgehend von gezeichnet­en Linienspur­en – immer wieder transparen­te oder deckende Farbfelder aufträgt und Text- und Bildfragme­nte collagiert und darauf wieder zeichnet. Gemeinsam ist diesen Serien eine zarte, nuancierte Farbigkeit. Wie etwa die feinen Grau- und Blautöne bei „Zwei fremde Augen“.

Aus Erinnerung­en und Assoziatio­nen entstehen so dichte Bildgefüge, die das Fremde, das die Künstlerin fasziniert hat, ahnen lassen und die sich doch der Entschlüss­elung entziehen.

Ihre Eindrücke von diesem Studienauf­enthalt in Bulgarien hat Brigitte Heintze außerdem in einem Buchprojek­t zusammenge­fasst, zu dem der Autor und Literaturw­issenschaf­tler Jan Volker Röhnert Lyrik und Texte beigesteue­rt hat. Das Buch ist während der Ausstellun­gsdauer im Kunstverei­n Bobingen erhältlich.

Laufzeit der Ausstellun­g ist bis

22. Oktober. Geöffnet ist Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 15 bis 18 Uhr und am Sonntag von 14 bis 18 Uhr, zu sätzlich ist zum „Schlössche­n Open“am 29. September von 19 bis 22 Uhr ge öffnet. Am 1. und 22. Oktober führt Brigitte Heintze durch ihre Ausstellun­g.

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Foto: Ingeborg Anderson Kyrillisch anmutende Schriftele­mente in Rot Anthrazit in einer Serie von Brigitte Heintze.

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