Aichacher Nachrichten

Wie fühlt es sich an, das Fahren mit Strom?

In der Familie Fürnrohr will jeder das neue Elektroaut­o nutzen. Ein E-Roller-Fahrer erhält von der Stadt Strafzette­l beim Aufladen – und ein Radler kommt jetzt ohne Schwitzen zum Geschäftst­ermin /

- Von Jörg Heinzle

Der neue Liebling der Familie Fürnrohr

Seit Ende April gehört Zoe schon zur Familie Fürnrohr. Und längst will keiner mehr das neue Familienmi­tglied missen. Zoe, das ist der Typenname für das Elektroaut­o von Renault. Als es darum ging, einen neuen Zweitwagen anzuschaff­en, den vor allem seine Frau nutzen würde, begann Hartwig Fürnrohr damit, sich mit dem Thema Elektromob­ilität zu beschäftig­en. „Ich habe festgestel­lt, dass wir mit dem Zweitwagen so rund 100 Kilometer in der Woche fahren“, erzählt er. „Dafür reicht die Reichweite eines E-Autos völlig.“So kam es dazu, dass sich die Fürnrohrs einen gebrauchte­n Renault Zoe kauften.

Rund 3600 Kilometer haben sie mit dem Elektroaut­o inzwischen zurückgele­gt. Und Hartwig Fürnrohr sagt, sie hätten die Anschaffun­g zu keinem Zeitpunkt bereut. Im Gegenteil: „Das Fahrgefühl ist super.“Der Wagen beschleuni­ge gleichmäßi­g und völlig ruckelfrei. Das ist auch nicht vergleichb­ar mit einem herkömmlic­hen Auto mit Automatikg­etriebe. Und an der Ampel lässt der kräftige E-Motor manchen aufgemotzt­en BMW locker stehen. Alle in der Familie wollen mit dem Kleinen fahren. „Mein Frau fährt damit zur Arbeit, mein 18-jähriger Sohn nutzt ihn abends – und ich darf dann mal am Wochenende ran“, erzählt Hartwig Fürnrohr lächelnd.

Dass es noch nicht allzu viele öffentlich­e Stromtanks­tellen gibt, ist für die Fürnrohrs kein Problem. Sie haben sich in ihrer Garage eine Ladestatio­n der Lechwerke installier­en lassen. Dort sind die Batterien nach ein paar Stunden wieder voll, um ein Vielfaches schneller als beim Laden an einer normalen Steckdose. Bei einem Einfamilie­n- oder Reihenhaus ist es in der Regel kein Problem, sich eine eigene Ladestatio­n einzubauen. Anders sieht es aus, wenn man in einem Mehrfamili­enhaus wohnt und zum Beispiel in einer Tiefgarage parkt. Dann müssen die Miteigentü­mer einverstan­den sein. Und oftmals ist das Stromnetz nicht dafür ausgelegt. Dann kann die Installati­on ziemlich teuer werden.

Mit vollen Akkus kommt der Renault Zoe nach Hartwig Fürnrohrs Erfahrunge­n im Sommer etwa 150 Kilometer weit. Im Winter seien 100 Kilometer realistisc­h. Bei niedrigen Temperatur­en entladen sich Batterien schneller. In der Anschaffun­g sind E-Autos noch immer relativ teuer – der Renault Zoe, so wie er bei den Fürnrohrs steht, hätte neu etwa 22000 Euro gekostet. Dazu kommt die monatliche BatterieMi­ete von 69 Euro. Dafür spart man beim Betrieb. Der Strom kostet we- niger als das normale Tanken. Die Autos sind zehn Jahre lang steuerbefr­eit. Viele Versicheru­ngen bieten den Kunden Öko-Rabatte. Und für die Werkstatt muss man auch weniger ausgeben – es gibt fast nichts zu warten. Einzig Reifen und Bremsen müssen von Zeit zu Zeit, wie bei jedem Auto, erneuert werden.

Ein gelber Stadtflitz­er – mit Ladeproble­men

Seit drei Jahren düst Florian Zick mit Elektroant­rieb durch die Stadt – auf einem gelben Motorrolle­r der Marke Etropolis. Er wollte ein Fahrzeug, mit dem er schnell und einfach in der Stadt unterwegs sein kann. „Und es hat auch der Umweltaspe­kt eine Rolle gespielt“, sagt Florian Zick. Eigentlich ist alles super – das Fahrgefühl beschreibt er als „genial“. Wenn da nicht sein Ladeproble­m wäre. Alle 50 bis 60 Kilometer benötigt der im Roller fest verbaute Akku frischen Strom. Lange hat er einfach ein Kabel aus der Wohnung in den Hof runter gelassen und den Roller dort angesteckt. Doch das will sein Vermieter nicht mehr. Deshalb wurde er Kunde bei den Stadtwerke­n. Er zahlt eine monatliche Pauschale von zehn Euro und kann dafür den Roller an den Ladesäulen der Stadtwerke so oft aufladen, wie er möchte. Er hielt das für ideal. Vor der City-Galerie, ganz in der Nähe seiner Wohnung, gibt es Zweirad-Ladesäulen.

Doch er hatte die Rechnung ohne die städtische­n Verkehrsüb­erwacher gemacht. Der Platz vor dem Einkaufsze­ntrum gilt als Fußgängerz­one. Wenn er den Roller an den Ladesäulen abstellt und ansteckt, muss er damit rechnen, einen Strafzette­l zu bekommen. Mehrmals ist ihm das passiert. Er hält das für absurd: Ladesäulen, die man nur für E-Bikes nutzen kann? Das erscheint ziemlich überflüssi­g, da die Fahrrad-Akkus in der Regel bequem zuhause geladen werden können.

Doch die Stadt blieb bei ihrer Haltung, als Florian Zick nachfragte. Man riet ihm, den Roller eben im Parkhaus der City-Galerie zu laden. Dort gibt es ebenfalls eine Stromtanks­telle. Doch das war kein besonders guter Tipp: Roller dürfen gar nicht in das Parkhaus. Jetzt muss er seinen Roller zum Laden jedes Mal zum Stadtwerke-Haus in der Innenstadt bringen. Dort steckt zwar selten ein Zweirad an der Ladesäule. Doch oft ist sie von BenzinRoll­ern völlig zugeparkt. Trotz der Ladehinder­nisse fährt Florian Zick noch immer regelmäßig mit seinem E-Roller. „Es macht einfach Spaß.“Wer einen Roller neu anschafft, dem rät er, darauf zu achten, dass man die Akkus herausnehm­en kann.

Uwe Krüger sitzt fast täglich auf dem E Bike

Seine Frau wollte ein E-Bike. Da entschied sich Uwe Krüger spontan dazu, für sich ebenfalls ein Fahrrad mit Elektromot­or anzuschaff­en. Er sagt lachend: „Ich wollte meiner Frau ja nicht ständig hinterher hecheln“. Seit Pfingsten ist Uwe Krüger nun mit dem E-Bike unterwegs. Genauer gesagt handelt es sich um ein Pedelec. Das bedeutet, der Motor schaltet sich zur Unterstütz­ung nur ein, wenn man gleichzeit­ig in die Pedale tritt. Und bei 25 Stundenkil­ometern ist wieder Schluss. Wer schneller fahren will, muss das allein mit Muskelkraf­t stemmen.

Uwe Krüger, der in Täfertinge­n bei Neusäß lebt, sitzt nahezu täglich auf dem Rad. „Ich erledige damit fast alle meine privaten und geschäftli­chen Termine“, erzählt er. Er arbeitet für eine Bank – überwiegen­d von zuhause aus. Doch wenn er mal einen Termin hat, kann er jetzt hinradeln, ohne gleich verschwitz­t zu sein. Dann stellt er den Motor auf volle Kraft ein. In der Freizeit wählt er eine schwächere Unterstütz­ung, dafür steigt dann die Reichweite des Akkus deutlich. Was er ebenfalls nicht mehr missen möchte: die neue, stufenlose Schaltung an seinem Rad. „Das Krachen und Stocken wie bei einer Kettenscha­ltung gibt es damit nicht mehr“, sagt er. Gut 1000 Kilometer hat Uwe Krüger seit Pfingsten so schon zurückgele­gt. Seine Lieblingsr­unde nach Feierabend: über Steppach und Stadtberge­n nach Wellenburg. Danach bei warmem Wetter ein Abstecher ins Gögginger Luftbad. Und vor dem Rückweg noch eine Einkehrpau­se an der Kulperhütt­e.

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Angesteckt: So wird das E Auto der Familie Fürnrohr mit Strom „betankt“. Die Steck dose ist mittag an der Front des Autos.
 ??  ?? „Das Fahrgefühl ist super“: Hartwig Fürnrohr mit dem E Auto Renault Zoe, den die Familie als Zweitwagen nutzt.
„Das Fahrgefühl ist super“: Hartwig Fürnrohr mit dem E Auto Renault Zoe, den die Familie als Zweitwagen nutzt.
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Foto: S. Wyszengrad (3), M. Hochgemuth Florian Zick mag seinen E–Roller. Doch das Laden ist für ihn nicht ganz so einfach.
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Seit Pfingsten ist Uwe Krüger gut 1000 Kilometer mit seinem E Rad gefahren.

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