Uni macht vor Entscheidung die Schotten dicht
Die Zukunft des Elitestudiengangs FIM hängt am seidenen Faden. Warum sich die Uni Augsburg mit der Fortführung so schwer tut. Steckt auch ein persönlicher Streit dahinter?
Man kennt das von der Papstwahl: Die beteiligten Kardinäle ziehen sich hinter verschlossene Türen zurück und diskutieren, bis sie sich geeinigt haben. Ähnlich ist es offenbar an der Uni Augsburg, wo die Entscheidung fallen soll, ob der renommierte Elitestudiengang „Finance and Information Management“(FIM) unter diesem Label weitergeführt wird oder nicht. Die Uni macht die Schotten dicht. So kommt es bei Leuten an, die in der Diskussion vermitteln wollten. „Man hat mir gesagt, dass die Unileitung bis zur Entscheidung mit niemandem mehr kommunizieren möchte“, sagt Martin Bacherle vom Verein der ehemaligen FIM-Studenten.
Der heutige Manager beim Wirt- schaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG hatte bei Unipräsidentin Sabine Doering-Manteuffel mehrfach um ein Gespräch gebeten. Weil sich die Entscheidung über die Zukunft des Studiengangs hinzieht, wollte er sich über die Gründe informieren und bei Problemen vermitteln. Das war laut Bacherle nicht erwünscht. Aus dem Umkreis der Präsidentin sei ihm mitgeteilt worden, dass sie sich nicht wohl damit fühle, dass sich so viele Betroffene einmischen.
Tatsächlich sorgt es für Aufsehen, dass der Elitestudiengang Finanzund Informationsmanagement in seiner bisherigen Form auf der Kippe steht. Nicht nur Studenten und Alumni appellierten, das Angebot mit Bestnoten in Rankings fortzuführen. Auch die IHK, Oberbürgermeister Kurt Gribl und bekannte Firmen wie Oetker, die OptikGruppe Zeiss oder Kuka wünschen sich weitere FIM-Absolventen.
Außenstehende wie Bacherle können nicht nachvollziehen, warum die Uni sich seit Monaten nicht für eine Fortführung von FIM entscheiden kann. „Bislang werden vor allem formale Probleme genannt, aber keine inhaltlichen“, sagt er. Er frage sich, ob das eigentliche Problem darin liege, dass es zwischen Unipräsidentin Doering-Manteuffel und FIM-Studiengangleiter Hans Ulrich Buhl persönlich nicht stimme. Buhl war vor der ersten Wahl der Präsidentin ein Unterstützer ihres damaligen Gegenkandidaten. „Für die Zukunft eines Studiengangs darf so etwas aber nicht entscheidend sein“, sagt Bacherle.
Spielen persönliche Differenzen eine Rolle? Auf Anfrage äußert sich die Präsidentin dazu nicht. Sie lässt die Pressestelle antworten: Danach sind an die Universität sowohl Befürworter des FIM-Studiengangs als auch kritische Stimmen herangetreten. Dass Studierende und einzelne Unternehmen den Studiengang sehr positiv wahrnehmen, dessen sei sich die Universität bewusst. Es sei von diesen ausführlich dargelegt worden. Dies entbinde die Universitäten nicht davon, das Konzept für Fortführung und Weiterentwicklung des Studiengangs sorgfältig und unter Berücksichtigung seiner Nachhaltigkeit zu prüfen und über Einzelinteressen hinaus Entscheidungen zu treffen. Die laufenden Abstimmungen zwischen den Universitäten könnten nicht durch Außenstehende beschleunigt werden.
Wie die Uni-Pressestelle weiter mitteilt, habe der FIM Alumni-Verein seine Einschätzung schriftlich dargestellt. Diese werde bei den Beratungen einbezogen. Ausdrücklich wird darauf verwiesen, dass die Entscheidung nicht alleine bei der Universität Augsburg liege, sondern bei den Leitungen der drei beteiligten Universitäten am Studiengang. „Daraus sollte ersichtlich sein, dass sachlich begründete Beratungen stattfinden“, so Unisprecher Michael Hallermayer.
Am Elitestudiengang sind auch die TU München und die Universität Bayreuth beteiligt. Wie denkt man dort über FIM? Die Uni Bayreuth stehe einem Antrag auf Fortsetzung des sehr erfolgreichen Studiengangs grundsätzlich positiv gegenüber, sagt Sprecher Christian Wißler. Es gebe aber noch offene Fragen. Er verweist auf enorme Entwicklungen in der Digitalisierung, weitere Studienangebote in diesem Bereich und den anstehenden Generationswechsel in der Leitung des FIM-Studiengangs. Es seien noch klarere personelle und inhaltlich-strukturelle Konzepte nötig. Die Gespräche dazu liefen.
An der TU München sieht man in erster Linie Augsburg gefordert. „Es ist Sache der Universität Augsburg, wie es weitergehen soll“, sagt Pressesprecher Ulrich Marsch. Erst einmal müsse klar sein, ob Augsburg das Angebot weiter haben will und wer es weiter machen soll, denn Studiengangleiter Buhl werde in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen.
Spielen die Wünsche aus der Wirtschaft keine Rolle für die Entscheidung? „Universitäten sind nicht verpflichtet, die Wünsche der Wirtschaft eins zu eins umzusetzen“, sagt Marsch. Wichtig sei vielmehr ein überzeugendes Konzept mit einer guten, wissenschaftlich fundierten Ausbildung.