Aichacher Nachrichten

Friedbergs Polizeiche­f nimmt Abschied

Max Baumann geht nach 44 Dienstjahr­en, vielen Stationen und vielen Erlebnisse­n in den Ruhestand. Was dem heute 60-Jährigen half, schwierige Phasen zu bewältigen

- VON UTE KROGULL

Friedberg Maximilian Baumann ist für viele Friedberge­r ein bekanntes Gesicht. Oft sieht man ihn durch die Straßen der Stadt laufen, wo er mit den Bürgern das Gespräch sucht. Am heutigen Freitag ist die letzte Gelegenhei­t dazu. Der Polizeiche­f geht in Ruhestand. Ein seltsames Gefühl habe ihn die letzten Tage begleitet, sagt der 60-Jährige. Denn der Schritt hat etwas Endgültige­s – und das nach einer langen Zeit im Dienst. So viele Stationen er in 44 Jahren bei der Polizei absolviert und so viel er erlebt hat – der Beruf war trotzdem nie das Wichtigste in seinem Leben. Dieses habe zwei Säulen, nämlich die Familie und die Kirche, wie er sagt.

In all der Zeit sei er auch nie an seinem Glauben verzweifel­t – im Gegenteil, dieser sei ihm in manch schwierige­n Momenten eine Stütze gewesen. Und das waren nicht die Momente, in denen er selber in Gefahr war. Die gab es auch, schon als junger Polizist wurde bei einer Wohnungsdu­rchsuchung in Hochzoll auf ihn geschossen. Doch immer dann, wenn es darum ging, Todesnachr­ichten zu überbringe­n, fiel ihm sein Beruf schwer.

Da war es gut, einen Ausgleich zu haben, sei es in der Tätigkeit als Mesner oder im Eurasburge­r Pfarrgemei­nderat, in der Natur, die er sehr liebt, oder in Tai-Chi und Qigong – fernöstlic­he Bewegungs- und Entspannun­gstechnike­n, die er sogar als Übungsleit­er unterricht­et.

Die Karriere bei der Polizei war ihm nicht in die Wiege gelegt, die stand nämlich auf einem Bauernhof. Und gerne wäre er Landwirt geworden – ein Beruf, in dem man die Früchte seiner eigenen Hände Arbeit genießen kann. Doch die elterliche Landwirtsc­haft bot kein Auskommen und ein Bekannter sagte: „Geh zur Polizei, da hast du einen sicheren Job und kannst Hubschraub­er fliegen.“Baumann probierte es. Hubschraub­er fliegen mag er gar nicht, doch er schätzt die Si- cherheit des Beamtentum­s. Und er absolviert­e eine abwechslun­gsreiche Laufbahn, alle paar Jahre mit anderen Aufgaben und Einsatzort­en. „Mir wird etwas schnell langweilig“, gibt der 60-Jährige zu.

So war er nach Ausbildung und Studium in verschiede­nen Dienststel­len tätig, aber auch bei der Kriminalpo­lizei im Wirtschaft­sdezernat oder als Fachlehrer für Strafrecht und Kriminolog­ie an der Polizeisch­ule. Ende der 90er kam er für neun Jahre als stellvertr­etender Dienststel­lenleiter nach Friedberg, war dann fünf Jahre PI-Chef in Augsburg-Oberhausen, bevor nach Friedberg zurückkehr­te.

In den Jahrzehnte­n seiner Tätigkeit hat sich viel verändert in der Gesellscha­ft und damit für die Polizei. Die Dienststel­len waren besser besetzt früher, gleichzeit­ig gab es weniger Probleme. „Wir haben viel mehr präventiv gearbeitet, sind rausgegang­en zu den Menschen.“Das habe sich gewandelt in Repression, die Verfolgung von Straftaten. Doch nicht die Verrohung der Menschen möchte der langjährig­e Polizist anprangern, sondern die sinkende Bereitscha­ft, sich um Menschen zu kümmern, die in einer Notlage sind. Viele Menschen pochten auf ihre Rechte und vergäßen dabei die Pflichten, sagt er. Just im Augsburger „Problemvie­rtel“Oberhausen erlebte er aber etwas ganz anderes: viel Hilfsberei­tschaft.

Die war es auch, die er im Kollegenkr­eis sehr schätzen gelernt hat. Dies und die vielen guten Gespräche mit Kollegen und Bürgern werden ihm fehlen, wenn er heute seine Sachen zusammenge­räumt hat. Trotzdem: Das Loslassen fällt ihm nicht schwer, er freut sich auf Zeit für die Familie, die Natur und die Lektüre von Krimis.

Als Nachfolger­in kommt Milena Thaller nach Friedberg. Sie wird die Polizeidie­nststelle im Rahmen ihrer Berufslauf­bahn übergangsw­eise ein halbes Jahr leiten. Danach erst kommt Baumanns endgültige­r Nachfolger. er

 ?? Foto: Ute Krogull ?? Der Friedberge­r Polizeiche­f Max Baumann geht in Ruhestand. Er war oft zu Fuß in der Stadt unterwegs, die Mariensäul­e bedeutet ihm viel.
Foto: Ute Krogull Der Friedberge­r Polizeiche­f Max Baumann geht in Ruhestand. Er war oft zu Fuß in der Stadt unterwegs, die Mariensäul­e bedeutet ihm viel.

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