Aichacher Nachrichten

Ab ins Vereinshei­m

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Zu „Im Wirtshaus gehen die Lichter aus“(Bayern) vom 27. September:

Im Artikel zum Thema WirtshausS­terben auf den Dörfern werden zwar mehrere Gründe dafür – lange und familienfe­indliche Arbeitszei­ten, deshalb keine Nachfolger, der bürokratis­che Dschungel mit seinen oft mehr als kuriosen Verordnung­en, Personalma­ngel – angeführt, doch zwei wirklich entscheide­nde Punkte werden nicht genannt. Das Verschwind­en der Dorfgastst­ätten begann schon in den siebziger Jahren unter dem damaligen, der Wirtshausk­ultur durchaus aufgeschlo­ssenen Wirtschaft­sminister Anton Jaumann, denn trotz aller Lippenbeke­nntnisse pro Gasthaus wurde gleichwohl der Bau von Vereinshei­men großzügig gefördert, womit der traditione­llen Gastronomi­e ein entscheide­nder Kundenstam­m weggebroch­en ist.

Doch ohne die Mitglieder von Feuerwehr, Fußball-, Sport- und Schützenve­rein, die nun fortan im eigenen Heim ihre Feste und Jubiläen feiern, gewinnt man nun einmal keine Wahlen. Ein weiterer Grund fürs Verschwind­en der Dorfwirtsc­haften ist, dass man in Deutschlan­d ohne Qualifikat­ion und nach nur einer „Belehrung“bei der IHK Wirt wird. Da ist das berufliche Scheitern meist schon programmie­rt. Wie man es hier besser macht, zeigt uns Österreich. Dort wird niemand Wirt, der keine Ausbildung in einem gastronomi­schen Beruf vorweisen kann.

Michael Seifert, Kaisheim

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