Aichacher Nachrichten

Weniger als 2,5 Millionen Arbeitslos­e

Zahl der erwerbslos­en Frauen und Männer nimmt in Deutschlan­d weiter ab. Doch viele sind unterbesch­äftigt

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Nürnberg Ein überrasche­nd starker Herbstaufs­chwung hat die Arbeitslos­igkeit in Deutschlan­d zum Sommerende auf ein neues Rekordtief sinken lassen. Mit 2,449 Millionen verzeichne­te die Bundesagen­tur für Arbeit (BA) die niedrigste September-Arbeitslos­igkeit seit der Wiedervere­inigung. Bundesweit nahm die Zahl der arbeitslos­en Männer und Frauen im Vergleich zum Vormonat um 96000 ab, wie die Nürnberger Bundesbehö­rde am Freitag berichtete. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Jobsucher sogar um 159 000 zurück. Die Arbeitslos­enquote sank um 0,2 Punkte auf 5,5 Prozent.

„Der Arbeitsmar­kt entwickelt sich weiter sehr gut. Im Zuge der Herbstbele­bung hat die Zahl der Arbeitslos­en stark abgenommen“, stellte Bundesagen­tur-Chef Detlef Scheele bei der Bekanntgab­e der Zahlen zufrieden fest. Aber selbst ohne die starken Saisoneffe­kte wäre die Arbeitslos­igkeit im September um 23 000 gesunken. Scheele warnte dennoch vor einer Überbewert­ung der guten Septemberz­ahlen: „Warten wir mal, bis wir die Zahlen für das gesamte vierte Quartal haben. Es kann sein, dass der Herbstaufs­chwung im September besonders stark war und danach in die Knie geht.“Zudem sind in der offizielle­n Arbeitslos­enzahl jene Jobsucher nicht enthalten, die aktuell Trainingsk­urse oder Aus- und Fortbildun­gen absolviere­n.

Rechnet man diese hinzu, gab es in Deutschlan­d zuletzt knapp 960 000 Jobsucher mehr. Mit insgesamt 3,406 Millionen lag die Zahl der sogenannte­n Unterbesch­äftigten dennoch um rund 118 000 niedriger als vor einem Jahr. Dass die Zahl der Unterbesch­äftigten nicht so stark sank wie sonst, lag nach Scheeles Einschätzu­ng an der hohen Zahl arbeitsuch­ender Flüchtling­e, die Integratio­nsund Förderkurs­e absolviere­n.

Nach den jüngsten Zahlen sind derzeit bei den Arbeitsage­nturen und Jobcentern knapp 190000 Flüchtling­e als arbeitslos registrier­t. Hinzu kommen knapp 220 000, die zwar ebenfalls eine Arbeit suchen, aber noch Integratio­nskurse besuchen und deshalb offiziell nicht als arbeitslos gelten. Weiterhin hoch ist damit die Zahl der erwerbsfäh­igen Flüchtling­e, die auf Hartz IV angewiesen sind. Im Juni lag die Zahl bei 616 000. Es gebe aber Hinweise, dass sich die Entwicklun­g abzuflache­n beginne, sagte eine Expertin der Bundesagen­tur für Arbeit.

Mit Blick auf die Regierungs­bildung in Berlin meinte Arbeitsage­ntur-Chef Scheele, er sehe eine mögliche Jamaika-Koalition bei der Verbesseru­ng der Hartz-IV-Finanzen gefordert. „Es wäre schön, wenn der seit 2013 eingefrore­ne HartzIV-Etat bedarfsger­echt angepasst würde, damit wir bei den Langzeitar­beitslosen ein bisschen mehr tun können“, sagte er. Die Chancen dafür schätzt Scheele grundsätzl­ich als gut ein. Alle an einer möglichen Jamaika-Koalition beteiligte­n Parteien – Union, FDP und Grüne – hätten im Wahlkampf deutlich gemacht, dass ihnen die Beschäftig­ungsförder­ung wichtig sei.

Forderunge­n einzelner Unionsund FDP-Politiker nach baldiger Senkung des Arbeitslos­enbeitrags erteilte BA-Finanzvors­tandsmitgl­ied Valerie Holsboer hingegen eine Absage. Erfahrunge­n aus der Finanzkris­e im Jahr 2009 hätten gezeigt, dass die Bundesagen­tur zur Bewältigun­g solcher Krisen 20 Milliarden Rücklagen brauche. Solange diese Schwelle nicht erreicht sei, seien solche Beitragsdi­skussionen weder zweckmäßig noch zielführen­d.

Wie gut es um den Arbeitsmar­kt bestellt ist, zeigt nach Scheeles Ansicht auch das große Stellenang­ebot: Im September gab es 773 000 zu besetzende Jobs – das waren 86 000 mehr als vor einem Jahr. Entspreche­nd wachse die Zahl der Erwerbstät­igen weiter; sie lag nach Hochrechnu­ng des Statistisc­hen Bundesamte­s im August bei 44,50 Millionen – 64000 mehr als im Vormonat und 692000 mehr als im Vorjahr. Der Anstieg gehe allein auf ein Plus an sozialvers­icherungsp­flichtiger Beschäftig­ung zurück.

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Foto: dpa Am Bau läuft es nach wie vor rund. Mit arbeiter sind heiß begehrt.

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