Wehe, wenn der Draghi-Kaugummi reißt!
Dass die deutsche Wirtschaft wächst und wächst, ja die Zahl der Arbeitslosen immer weiter zurückgeht, ist ein erstaunliches Phänomen. Liegen die führenden deutschen WirtschaftsforschungsInstitute richtig, geht der Aufschwung 2018 in sein fünftes Jahr. Und das, obwohl sich die Exportnation Deutschland weltweit bedrohlichen Entwicklungen ausgesetzt sieht. Trotz eines unberechenbaren US-Präsidenten, trotz der Sanktionen gegen Russland, ja trotz Kriegen in Nahost erweist sich unser Aufschwung als standhaft, eben zäh wie Kaugummi. Er lässt sich immer noch ein bisschen weiter rausziehen. Ein Abreißen ist nicht abzusehen. Der besonders dehnbare Konjunktur-Kaugummi stammt aus der Produktion der Europäischen Zentralbank. Denn Notenbank-Chef Draghi ist mit seiner Politik des ultrabilligen Geldes vor allem für die außergewöhnliche Beschaffenheit des Super-Kaugummis verantwortlich.
Auf künstliche Weise stabilisiert der EZB-Chef mit Milliarden im Übermaß die wirtschaftliche Lage in der Eurozone. Ohne die strukturellen Probleme in Schuldenländern wie Griechenland oder Italien zu beheben, drückt er mit aller Kraft Kitt in jede Problemecke. So fragwürdig die Handwerkskunst des Notenbankers ist, so erfolgreich fällt sie bisher aus. Das wirkt sich positiv auf die heimische Konjunktur und den Arbeitsmarkt aus, schließlich ist Europa für Deutschland der wichtigste Exportmarkt.
Doch wehe, wenn (was sich abzeichnet) vom Kaugummi-Mutterland USA eine Wende zu spürbar höheren Zinsen ausgeht! Dann muss Euroland nachziehen. Dann droht der Draghi-Gummi zu reißen und es fehlt der Kitt, um Löcher etwa in Griechenland zu stopfen.