Aichacher Nachrichten

Schwammerl­suche für Anfänger

Manfred Enderle, der schon über hundert Arbeiten zum Thema Pilze veröffentl­icht hat, gibt praktische Tipps für Neueinstei­ger

- Interview: Markus Bär

Herr Enderle, Sie sind seit Jahrzehnte­n versierter Experte für Pilzkunde und sicherlich schon tausende Male auf Pilzsuche gewesen. Was können Sie jemandem, der das noch kein einziges Mal gemacht hat, raten? Fangen wir doch am besten gleich bei der Kleidung an.

Manfred Enderle: Abgesehen davon, dass die Kleidung zum Wetter passen sollte, wäre es gut, wenn die Hose nach unten hin möglichst geschlosse­n ist. Wer Gummistief­el trägt, kann die Hosenbeine gut in die Stiefel stecken. Das Ganze sollte man wegen der Zecken machen – und sich nach der Pilzsuche auf festgebiss­ene Zecken untersuche­n.

Gibt es eine bestimmte Uhrzeit, zu der man aufbrechen sollte?

Enderle: Es halten sich hartnäckig Märchen, es sei beispielsw­eise gut, in aller Herrgottsf­rühe loszuziehe­n. Das ist alles Quatsch. Der Pilz braucht Tage, um auf seine Größe anzuwachse­n. Der einzige Grund, warum man in einem beliebten Pilzgebiet früher dran sein sollte, ist die Konkurrenz, die einem einen guten Fund wegschnapp­en könnte.

Wo geht man am besten hin, um Pilze zu finden? Enderle: Grundsätzl­ich ist für den Anfänger ein Fichtenfor­st geeigneter als ein Laubwald, weil dort die Pilze halt vom Laub bedeckt sein können. Es ist dabei für die Pilzsuche egal, ob es sich um einen alten oder jungen Fichtenfor­st handelt.

Wie soll ich die gefundenen Pilze transporti­eren?

Enderle: Ein Korb, der luftdurchl­ässig ist, ist sinnvoll. Das Pilzeiweiß ist empfindlic­h und schnell vergänglic­h. Es kann Schaden nehmen, wenn man die Pilze zu lange in einer Plastiktüt­e transporti­ert. Und man sollte nur so viele Pilze sammeln, wie man an einem Tag verzehren kann – schon allein wegen der Frische. Es sei denn, man will die Pilze trocknen.

Der Anfänger pflückt wahrschein­lich auch Pilze, die vielleicht giftig sind. Was muss er beachten, nachdem er die Pilze angefasst hat. Umgehend die Hände waschen?

Enderle: Das ist sinnvoll, auf den Pilzen könnten sich beispielsw­eise Insektenex­kremente befinden. Einen Übertritt von Pilzgift in die Hand gibt es hingegen nicht. Die Zellwände des Pilzes sind dafür zu dick. Die Pilze – giftige und Speisepilz­e – kön- nen sich im Korb ruhig auch berühren. Das macht nichts. Man sollte bloß achtgeben, dass nicht kleine Teile eines giftigen Knollenblä­tterpilzes abbrechen und später in der Pfanne landen. Das Gift eines Knollenblä­tterpilzes ist nicht zu unterschät­zen. Es kann in schweren Fällen tödliche Leber- und Nierenschä­den verursache­n.

Was macht der Anfänger dann mit seinem gut gefüllten Pilzkorb? Er weiß ja nicht, welcher Pilz für ihn gut ist und welcher giftig...

Enderle: Die Pilze sollten unbedingt von einem Pilzsachve­rständigen gesichtet werden. Da gibt es landauf landab zahlreiche Anlaufstel­len. Man sollte einfach ins Internet schauen und googeln. Es gibt zum Beispiel in unserer Region den Pilzverein Augsburg Königsbrun­n, die Arbeitsgem­einschaft Mykologie in Ulm oder die Pilzfreund­e Altusried bei Kempten. Die können weiterhelf­en – und oft einen Ansprechpa­rtner für den jeweiligen Ort nennen. Eine andere Informatio­nsquelle ist die Website www.dgfm-ev.de der Deutschen Gesellscha­ft für Mykologie. Mit der Zeit lernt man dazu und kann irgendwann Pilze selbst bestimmen. Welche Pilzarten sind für einen Anfänger gut geeignet?

Enderle: Da wären zunächst die Maronenröh­rlinge, auch Braunkappe­n genannt. Weitere Arten sind Steinpilze, Rotfußröhr­linge und Safranschi­rmlinge. Ist man sich irgendwann bei ihnen sicher, dann sollte man neue Pilzarten kennenlern­en. Damit die bekannten Arten nicht zu stark dezimiert werden. Als Anfänger sollte man alle Pilze mit weißlichen und cremefarbi­gen Lamellen meiden. Die könnten giftig sein.

Welchen Tipp würden Sie für die Zubereitun­g geben?

Enderle: Wenn die Pilze bestimmt sind, kann man zur Tat schreiten. Pilze sollten bei der Zubereitun­g in jedem Fall gründlich gewaschen werden. Anschließe­nd gut durchkoche­n oder durchbrate­n.

 ?? Foto: Fauss ?? Manfred Enderle zeigt bei einer Pilzexkurs­ion im Raum Günzburg einen Hallimasch, den er kurz zuvor gefunden hat. Der Hallimasch ist essbar. Man muss ihn aber vor dem Verzehr kurz abkochen, das Kochwasser wegschütte­n und die Pilze dann in der Pfanne...
Foto: Fauss Manfred Enderle zeigt bei einer Pilzexkurs­ion im Raum Günzburg einen Hallimasch, den er kurz zuvor gefunden hat. Der Hallimasch ist essbar. Man muss ihn aber vor dem Verzehr kurz abkochen, das Kochwasser wegschütte­n und die Pilze dann in der Pfanne...

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