Aichacher Nachrichten

Aus Liebe zu Schwaben

Der ehemalige Bezirkshei­matpfleger und Museumsdir­ektor Professor Hans Frei wird heute 80 Jahre alt. An welche Erfolge er zurückdenk­t und wo es ihm in der Region am besten gefällt

- VON STEPHANIE SARTOR

Bergheim Als Hans Frei an einem Herbsttag im Jahr 1971 das Kloster Oberschöne­nfeld besuchte, wusste er noch nicht, dass der Ort ihn für mehr als 30 Jahre nicht mehr loslassen würde. Als Kind war er öfter mit seinen Eltern dort gewesen. Sie hatten sich gemeinsam die Kirche angeschaut, waren ins Wirtshaus gegangen. Und dann, als Frei in jenem Herbst die Abtei mal wieder besuchen wollte, dieser traurige Anblick: Putz bröckelte von den Wänden, die Dachrinnen waren kaputt, die Häuser leer. „Ich habe mir damals gedacht: Da muss etwas passieren“, erzählt er nun, viele Jahrzehnte später.

Der ehemalige Bezirkshei­matpfleger Frei, der einen Sohn und zwei Enkelkinde­r hat, wird am heutigen Samstag 80 Jahre alt. Ein guter Zeitpunkt, um zurückzubl­icken. Vor ihm auf dem Tisch liegt ein Buch, in dem alte Fotos zu sehen sind. Bilder, die zeigen, wie sich das herunterge­kommene Areal in Oberschöne­nfeld in das Schwäbisch­e Volkskunde­museum verwandelt hat, das er über viele Jahre geleitet hat. Es ist vor allem dieses Museum, mit dem man Frei in der Region verbindet. Schließlic­h war er es, der nach seinem aufwühlend­en Besuch im Herbst 1971, kurz nachdem er Bezirkshei­matpfleger wurde, unzählige Gespräche führte, Geld auftrieb, einen Plan zur Renovierun­g erstellte. Und auch, seit er 2003 in den Ruhestand gegangen ist, lässt ihn Oberschöne­nfeld nicht los. Noch oft radelt er mit dem E-Bike die zehn Kilometer vom Augsburger Stadtteil Bergheim, wo er mit seiner Frau wohnt, zum Museum.

Frei, der über den früheren Eisenerzbe­rgbau und seine Spuren in Südbayern promoviert hat, arbeitete nebenher als Lehrbeauft­ragter für Landes- und Volkskunde sowie Kulturgeog­rafie an der Universitä­t Augsburg und der TU München. 1993 wurde er zum Honorarpro­fessor ernannt. Die Liebe zu Schwaben, zu seiner Kultur und Geschichte zieht sich durch sein ganzes Leben. Schon in der Schule, erzählt der gebürtige Augsburger, habe er sich vor allem für die Fächer interessie­rt, die sich mit den Menschen, ihrer Vergangenh­eit, ihren Kulturschä­tzen und der Archäologi­e beschäftig­t hatten.

Und wo gefällt es einem wie ihm, der Schwaben wie seine Westentasc­he kennt, nun am besten? Frei überlegt kurz. „Die ganze Region ist schön. Aber besonders gern bin ich im Ries und im Allgäu“, sagt er dann. Das Ries begeistere ihn mit seiner geologisch­en Geschichte und der Vielfalt an Kulturland­schaften. Das Allgäu wegen der Berge. Frei war immer ein begeistert­er Skifahrer, jetzt aber mache der Oberschenk­el Probleme, sagt er.

Vor zwei Jahren hat Frei das Buch „Schwaben in Bayern“herausgege­ben. Nun arbeitet er an einem Neuen. „Bedeutsame Kulturland­schaften in Schwaben“soll es heißen und im kommenden Frühjahr erscheinen. Darin wird auch das Kloster Oberschöne­nfeld eine Rolle spielen. Jener Ort, den er im Herbst 1971 besuchte und der ihn bis heute nicht mehr losgelasse­n hat.

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Foto: Silvio Wyszengrad Kenner der schwäbisch­en Kultur: Profes sor Hans Frei.

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