Verzweifelt im Schwarzwald
Tatort: Goldbach
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr Frischer Schnee liegt auf den Baumwipfeln, die Wiesen sind grau, fahles Licht verstärkt die Tristesse der Landschaft. Dann hört man einen Schuss. In der nächsten Szene fahren Hauptkommissar Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und seine Kollegin Franziska Tobler (Eva Löbau) aus Freiburg zu einem Weiler im Schwarzwald, um eine schlimme Nachricht zu überbringen. Die elfjährige Frieda wurde im Wald von einer Kugel tödlich getroffen.
Zwei Spielkameraden werden zunächst vermisst. Zwar taucht Paul, der offenbar ein Geheimnis mit sich herumträgt, wieder auf, aber Linus bleibt verschwunden. Drei Kinder, drei Elternpaare, ein Weiler.
Obendrein gibt ein in einer Ruine im Wald versteckter Koffer mit unbenutzten Kriegswaffen Rätsel auf. „Goldbach“heißt vielversprechend die Ansammlung von Häusern im Tann. „Goldbach“heißt auch, angesichts der Dramatik fast zynisch, der überdurchschnittliche „Tatort“.
Da stehen, je länger sich die Suche nach dem Vermissten zieht, die Freundschaften der Paare und der Fortbestand einer nur vordergründigen Gemeinschaft auf dem Spiel.
Das neue Ermittlerpaar des SWR, das den Bodensee-Krimi mit Klara Blum abgelöst hat, agiert bei seiner Premiere relativ geräuschlos. Die beiden ticken ähnlich, auch wenn Friedemann Berg sich manchmal über die Ungerechtigkeit in der Welt aufregt. Und Eva Löbau kann gut mit Kindern umgehen. Was man sich bei der Kommissariatsleiterin Cornelia Harms (Steffi Kühnert) nicht vorstellen kann, die mit dem Innenministerium kungelt. Es wird kaum gewitzelt, wenig gesprochen.
„Goldbach“hat eine zusätzliche tragische Komponente. Die Elternpaare wollten nur das Beste: Der Vater des Opfers, ein Arzt, klagt verzweifelt: „Da zieht man hierher, an den Arsch der Welt, denkt, das ist gut. Jeden Tag 40 Kilometer in die Klinik und zurück. Und dann liegt dein Kind tot im Wald.“Hätte Harald Schmidt da reingepasst? Bekanntlich hat er im Vorfeld schon abgesagt. Ist wohl gut so.
Der Einstand des neuen Kommissarduos jedenfalls ist geglückt. So darf es weitergehen. Rupert Huber