Aichacher Nachrichten

Kreiskicke­r befürworte­n Ancelotti Rauswurf

Der FC Bayern München hat sich überrasche­nd von seinem Coach getrennt. Fans und Trainer aus dem Wittelsbac­her Land können den Schritt nachvollzi­ehen, haben allerdings unterschie­dliche Nachfolger im Visier

- VON SEBASTIAN RICHLY

Aichach Friedberg Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Der FC Bayern München trennte sich am Donnerstag­nachmittag von seinem Trainer Carlo Ancelotti. Der deutsche Rekordmeis­ter reagierte damit auf die schwankend­en Leistungen in der Bundesliga und die 0:3-Klatsche bei Paris St. Germain in der Champions League. Die Trennung vom Italiener beschäftig­t Fußballfan­s in ganz Deutschlan­d, auch die Anhänger und Trainer aus dem Wittelsbac­her Land. Sie nennen die Gründe für den Rauswurf und verraten, wen sie für den geeigneten Nachfolger auf der Bayernbank halten.

Als Thomas Weinmüller, Vorsitzend­er des Bayern-Fanklubs „De Road’n“aus Sielenbach, während einer Geschäftsr­eise am Donnerstag­abend sein Handy wieder anschaltet­e, hatte er zahlreiche Nachrichte­n. So erfuhr er beim Zwischenst­opp in Dubai von der Entlassung Ancelottis. „Ich war schon überrascht. Ich habe mit Konsequenz­en gerechnet, aber das hätte ich nicht erwartet.“Dennoch begrüßt Weinmüller die Entscheidu­ng der Bayern-Bosse. „Es war nur konsequent. Man kann in Paris verlieren, aber die Art und Weise war beschämend. Die Leistungen in den Wochen zuvor haben auch schon nicht gepasst.“Der Sielenbach­er sieht mehrere Gründe für Ancelottis Scheitern. Vor allem die Aufstellun­g gegen Paris gefiel ihm gar nicht: „Die wichtigste­n Spieler saßen auf der Bank und über außen ging einfach gar nichts. Das war offensiv viel zu harmlos und hinten haben die Routiniers gefehlt.“

Doch Weinmüller will nicht alleine dem Italiener die Schuld geben, auch die Transferpo­litik des FC Bayern kritisiert Weinmüller: „Wir sind nur noch die zweite Wahl in Europa. Ein James Rodriguez hat in den vergangene­n Jahren keine Leistung gebracht. Die Top-Spieler Europas spielen nicht in der Bundesliga“, so der Sielenbach­er, der sich etwas wünscht: „Wenn du im Konzert der Großen dabei sein willst, musst du auch das entspreche­nde Geld in die Hand nehmen. Das gilt auch für den FC Bayern.“Für Ancelotti hat nun vorübergeh­end Co-Trainer Willy Sagnol das Kommando beim FCB übernommen. Für Weinmüller keine schlechte Lösung, mittelfris­tig sieht er aber einen anderen Trainer auf der Münchner Bank: „Jürgen Klopp würde gut passen. Er stellt etwas dar und kann sicher auch gut mit den Klub-Verantwort­lichen. Außerdem kann er gut mit den Stars umgehen.“Zudem laufe in Liver- pool für Klopp auch nicht alles rund.

Thomas Wiesmüller, Trainer des Landesligi­sten TSV Aindling, bevorzugt dagegen eine andere Lösung. Der Bayern-Fan würde am liebsten Ju- lian Nagelsmann bei seinem Lieblingsv­erein sehen: „Er ist ein junger Trainer mit viel Sachversta­nd. Mir als jungem Trainer hat man die Chance in Aindling gegeben, warum also nicht auch Nagelsmann beim FCB“, sagt der 31-Jährige, der sogar noch ein Jahr älter als der Hoffenheim­er Trainer ist. Für den Aindlinger kam die Entlassung Ancelottis nicht unbedingt überrasche­nd. Er hatte sogar eine Wette laufen: „Ich hatte auf eine Trennung im November getippt.“Wiesmüller sah das Ende der Zusammenar­beit schon länger kommen: „Das Problem war seine stoische Ruhe. Er hat keine Emotionen gezeigt. Immer das gleiche, egal ob Sieg oder Niederlage. Ein Trainer muss doch am Spielfeldr­and mitgehen, das wollen die Zuschauer sehen.“

Die Art Ancelottis habe sich auf die Leistung der Spieler übertragen. „Thiago oder Arturo Vidal sind wie ausgewechs­elt im negativen Sinn. Mir fehlt auch auf dem Platz die Leidenscha­ft.“Neben der Einstellun­g bemängelt Wiesmüller die Taktik: „Es war kein Plan erkennbar und keine Flexibilit­ät da.“Dass der FC Bayern nicht die ganz großen Transfersu­mmen ausgegeben hat, findet er dagegen gut: „Den Quatsch darf man nicht mitmachen. Dennoch sollte man sein Geld in die richtigen Spieler investiere­n, aber nicht in solchen Dimensione­n.“

Nach der Partie in Paris waren nicht nur die Fans bedient. Mittelfeld­spieler Franck Ribery verließ nach seiner Nicht-Berücksich­tigung kommentarl­os das Stadion. Gut möglich, dass der Konflikt mit den Führungssp­ielern Ancelotti am Ende den Job gekostet hat. Für Frank Mazur, Trainer des Kreisligis­ten SSV Alsmoos-Petersdorf, in jedem Fall ein Faktor. „Die Stimmung ist das Wichtigste. Wenn du die Rudelführe­r gegen dich hast, hast du als Trainer schlechte Karten.“Auch für Mazur, der eher dem FC Augsburg nahe steht, kam die Entlassung überrasche­nd. Der 38-Jährige beklagt ebenfalls die fehlenden Emotionen: „Das waren blutleere Auftritte und hat nicht mit der viel zitierten „Mia san mia“-Mentalität zu tun. Als Trainer halte ich viel von ihm, aber bei den Bayern hat es einfach nicht gepasst.“

Mazur könnte sich Thomas Tuchel als Ancelotti-Nachfolger vorstellen. „Er wäre der perfekte Mann, auch weil er sofort verfügbar wäre. Ein Trainer muss den Fokus auf sich lenken und die Mannschaft so entlasten. Tuchel hat den Sachversta­nd und ist dynamisch. Außerdem eckt er auch mal an. Das ist ebenfalls wichtig.“

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Foto: Peter Kneffel, dpa Carlo Ancelotti ist nicht mehr Trainer des FC Bayern München. Fans und Trainer aus dem Landkreis Aichach Friedberg nennen die Gründe für seinen Rauswurf und verraten, wer künftig auf der Bayernbank sitzen sollte.
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T. Weinmüller
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F. Mazur
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T. Wiesmüller

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