Hinein ins bunte Leben eines Stadtpfarrers
Pater Steffen Brühl wird am Dienstag als Stadtpfarrer von Friedberg eingeführt. Er möchte ein paar neue Akzente setzen
Friedberg Wie kommt ein junger Mann zu den Pallottinern? Der neue Friedberger Stadtpfarrer lacht: „Ich kannte Vinzenz Pallotti schon vor dem lieben Jesuskind.“1975 im Westerwald geboren, besuchte er einen Kindergarten, der von Pallottinerinnen geführt wurde. Das allein wird es nicht gewesen sein, aber in der Abiturzeit fiel seine Entscheidung, Theologie zu studieren und bei den Pallottinern einzutreten. Es war noch ein langer Weg, bis er am Dienstag in St. Jakob als neuer Stadtpfarrer von Friedberg eingeführt wird. Den Friedbergern ist er allerdings kein Unbekannter. Die vergangenen vier Jahre war Brühl bereits als Kaplan tätig.
Der Übergang von Markus Hau, der jetzt Missionssekretär ist, zu ihm verlief daher fließend. Beispiel dafür ist das Café, das St. Jakob im Pfarrzentrum einrichten will. Es soll ein Treffpunkt für unterschiedliche Menschen werden, begütert und bedürftig, gläubig und nicht gläubig, haben Pfarrgemeinderat, Stadtpfarrer und Kaplan vor einiger Zeit gemeinsam beschlossen. 2018, wenn es eröffnet, ist Brühl vom Kaplan längst zum Stadtpfarrer geworden.
Er will Bewährtes fortführen, aber auch neue Akzente setzen. Die Pfarrei St. Jakob hat er als sehr aktiv und vielfältig erlebt. Eine Idee ist es daher, jährliche Schwerpunktthemen zu setzen und von verschiedenen Seiten zu beleuchten.Das erste könnte Trauer und Leid sein. „Ich bemerke, dass alte Traditionen wegbrechen und Unsicherheit entsteht“, sagt er. Angst vor dem Alter sei die Folge, bei Todesfällen ziehen sich viele zurück. „Wir sollten den Tod aber nicht aus dem Leben verdrängen“, plädiert Brühl. Für Christen sei er immerhin das Tor zum nächsten Lebensabschnitt.
Und er will das Thema Verantwortung in den Mittelpunkt stellen. „Die Menschen sind immer weniger bereit, Verantwortung zu übernehmen“, hat er erfahren. Dabei sei jeder in ein Geflecht von Beziehungen eingebunden.
Zusammen mit dem Pfarrgemeinderat solche Themen zu initiieren, freut ihn. Doch an der Pfarrseelsorge, jetzt als Stadtpfarrer, reizt ihn die Vielfalt: „Hier ist das Leben am buntesten.“
Mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt zu kommen, sich mit allen auf den Weg zu machen, gefällt ihm. Als Stadtpfarrer kommen noch weitere Aufgaben auf ihn zu, die Sanierung der Stefanskirchen in Friedberg-Süd und Wiffertshausen zum Beispiel. In Friedberg-Süd bröckelt der Stuck, in Wiffertshausen rutscht der Hang weg. Da wird ein Pfarrer auch Bauherr. Zum Glück bringt Brühl zwei wichtige Voraussetzungen ins Amt mit: innere Ruhe und viel Energie. „Je hektischer es wird, desto lieber
Er hat parallel zur Theologie noch Betriebswirtschaft studiert
ist es mir eigentlich“, meint er.
Mit dieser Energie absolvierte er sein Studium, ging nach dem Vordiplom nach Kanada, dann nach Washington und studierte zuletzt parallel zur Theologie Betriebswirtschaft in Koblenz. Nach Stationen in Wiesbaden, Steppach und in der Finanzverwaltung der Pallottiner in Limburg kam er 2007 nach Friedberg, wo er die Verwaltung der gerade zusammengelegten Provinzen von Norddeutschland, Süddeutschland und Österreich leitete, bevor er Kaplan wurde. „Voller Freude und Tatendrang“gehe er nun an die neue Aufgabe, so Brühl. Kein Wunder, dass Jugendliche unlängst zu ihm sagten: „Du bist kein Erwachsener. Erwachsene sind langweilig.“
Langweilig wird es ihm bestimmt nicht werden. Für Hobbys – unter anderem eine Monopoli-Sammlung – bleibt keine Zeit mehr. Eine Ausnahme ist Brühls Faible für die Kultur. Zweimal jährlich bietet er Kulturkurse in Salzburg und Wien an, mit spirituellem Rahmenprogramm. Auch dies sei ein Weg, Menschen zu erreichen, die sonst nicht viel mit der Kirche zu run haben.
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Amtseinführung Die Amtseinführung von Steffen Brühl findet im Gottes dienst am Dienstag, 3. Oktober, 10 Uhr, in der Stadtpfarrkirche St. Jakob in Fried berg statt.