Aichacher Nachrichten

Mit Tablets fit für die Zukunft

Wittelsbac­her Realschule in Aichach bietet seit diesem Schuljahr eine Tablet-Klasse an. Wie der Unterricht abläuft und was Schüler zu diesem einzigarti­gen Konzept im Landkreis sagen

- VON ANNA SCHMID

Aichach Das Konzept ist ein Sonderfall im Landkreis. So wie in der ganzen Bundesrepu­blik: Von den rund 34000 Schulen in Deutschlan­d bieten lediglich 230 Tablet-Klassen an. Die tragbaren, flachen Computer sind handlich und leicht zu bedienen und eignen sich deshalb gut für den Schulunter­richt. Nach der Fachobersc­hule in Friedberg, die das Projekt vor fünf Jahren begann, zieht nun auch die Wittelsbac­her Realschule in Aichach mit einer Klasse mit.

Erdkundele­hrerin Angela Hammermüll­er tippt auf ihr iPad und blendet mit dem Beamer ein Bild ein. Gleich erstreckt sich eine Fotografie der Erde über die Wand, überzogen mit Wolken und umhüllt von milchiger Atmosphäre am Rand. Diese wird in den Ausrufen der 23 Siebtkläss­ler schnell zur „Atomsphäre“, was alle zum Kichern bringt.

Wilhelm Karl, der Konrektor der Realschule und verantwort­lich für die Organisati­on der iPad-Klasse, hat sich als technikbeg­eisterter Lehrer früh mit dem Thema beschäftig­t. Seine Motivation: Den Schülern die Möglichkei­t bieten, sich fit für die Zukunft zu machen. Kompetente­r Umgang mit Medien werde immer wichtiger und beeinfluss­t demnach auch den Werdegang der Schüler: „Wo soll man es sonst lernen, wenn nicht in der Schule?“

Um das nötige Wissen zu sammeln, besuchten der Konrektor und interessie­rte Lehrer schon im vergangene­n Jahr mehrere Schulen, die das alternativ­e Modell betreiben. Karl verdeutlic­ht: „Die Idee wurde im Kollegium schnell für gut befunden.“Staatliche Förderungs­möglichkei­ten für das zuständige Personal gebe es nur wenige, so erarbeite sich die Schule ihr Konzept hauptsächl­ich selbst, erklärt Karl. Elf Lehrer unterricht­en im Moment die iPad-Klasse.

Jetzt zeigt Hammermüll­er der siebten Klasse ein Video über den Extremspor­tler Felix Baumgartne­r, der 2012 aus 39 Kilometern Höhe aus einer Druckkapse­l sprang. Die Eindrücke wirken: Als Baumgartne­r als weißer Schatten durch die Stratosphä­re fliegt, herrscht Stille im Klassenrau­m. Die Schüler sollen danach mithilfe einiger Arbeitsblä­tter eine Grafik der Atmosphäre erstellen. Ob sie diese auf Papier oder das iPad aufzeichne­n, bleibt ihnen überlassen. Hammermüll­er findet, dass die Schüler dadurch mehr an ihrer Eigenveran­twortung und der Selbststän­digkeit feilen.

Auf dem Gerät der jungen Lehrerin sind alle Schüler mit dem Programm aufgeliste­t, an dem sie gerade arbeiten. Sie hat so einen Überblick über die Klasse, kann bei Problemen gezielt eingreifen oder alle iPads sperren, wenn sie gerade nicht gebraucht werden. Auf dem Bildschirm leuchtet bei vielen jetzt ein kleiner Notizblock auf. Andere Schüler greifen hingegen zu Stift und Papier. Siebtkläss­ler Max findet, dass es mit dem iPad einfach schneller geht: „Und spannender ist es auch!“Sein Nachbar Elias fügt hinzu: „Da macht sogar Mathe mehr Spaß.“

Um einen reibungslo­sen Ablauf zu gewährleis­ten, wurden ein schneller Internetzu­gang und profession­elles WLAN in mehreren Räumen eingericht­et. Das Landratsam­t in Aichach unterstütz­te die Schule dabei von Anfang an mit Sondermitt­eln.

Die Kosten der Geräte und Arbeitspro­gramme tragen hingegen allein die Eltern. Das iPad, mit dem die siebte Klasse arbeitet, kostet 530 Euro, die Programme zusätzlich bis zu 25 Euro. Die Eltern und ihre Kinder können sich in den drei Zweigen jeweils für eine Klasse mit oder ohne Tablet entscheide­n. Bei den Schulbüche­rn gibt es noch Schwierigk­eiten – sie werden erst ab diesem Jahr für die fünften Klassen komplett digitalisi­ert. Deswegen gibt es bis jetzt nur einen Teil davon in digitaler Form für das iPad. Trotzdem stimmte der Elternbeir­at sofort zu, erzählt Karl. Im nächsten Jahr soll es deshalb auch wieder eine iPad-Klasse geben.

Karl ist überzeugt, dass die Tablets viel Neues für die Gestaltung des Unterricht­s ermögliche­n. Schüler können über die Tablet-Computer jederzeit die zentral gespeicher­ten Arbeitsblä­tter abrufen, Hausaufgab­en lassen sich mit dem Beamer für alle sichtbar an die Wand projiziere­n und in interaktiv­en Übungen lernen die Kinder entspreche­nd ihrem Lerntempo. Auch die Kreativitä­t kommt nicht zu kurz. Die Schülerinn­en Hanna und Jessica mögen die Präsentati­onen in FilmForm: „Da können wir Effekte und Farben nehmen und alles bunt machen.“

 ?? Foto: Anna Schmid ?? Schüler der Wittelsbac­her Realschule in Aichach können seit diesem Schuljahr mit einem iPad lernen. Insgesamt gibt es in Deutschlan­d 230 solcher Tablet Klassen an etwa 34 000 Schulen.
Foto: Anna Schmid Schüler der Wittelsbac­her Realschule in Aichach können seit diesem Schuljahr mit einem iPad lernen. Insgesamt gibt es in Deutschlan­d 230 solcher Tablet Klassen an etwa 34 000 Schulen.

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