Rentner geht in Kissing auf Polizisten los
Älteres Ehepaar wehrt sich mit Pfefferspray gegen Verhaftung
Kissing Das hätten die Beamten der Polizeiinspektion Friedberg niemals erwartet: Sie wollten in Kissing Haftbefehle der Staatsanwaltschaft Augsburg vollziehen. Wegen Sozialleistungsbetrug sollten die Verurteilten, ein 77-Jähriger und seine 64-jährige Ehefrau, entweder jeder 90 Tage Freiheitsstrafe verbüßen oder rund 4000 Euro bezahlen. Da das Ehepaar der Polizei bekannt war, fuhren am Freitag zwei Streifen an die Wohnadresse. Als sie klingelten, öffnete der Rentner und die Wohnungstür, allerdings nur einen Spalt breit, gesichert durch einen massiven Metallbügel.
Mehrfach erläuterten die Polizisten ihm den Einsatzgrund und die Folgen. Eine Beamtin sprach auch mit der Ehefrau durch den Spalt. Das Paar blieb laut Polizei jedoch unkooperativ, aggressiv und beleidigend. Alles Zureden half laut Polizei nichts. Der Rentner zweifelte nicht nur an den Haftbefehlen, sondern bedachte auch die Polizeibeamten mit unflätigen Ausdrücken.
Schließlich mussten die Beamten einen Schlüsseldienst holen, der die Wohnungstür öffnete. Von außen drückten die Polizeibeamten, von innen hielt das Ehepaar dagegen. Als sich die Tür einen Spalt öffnen ließ, sprühte der Rentner mit Pfefferspray gezielt hinaus. Er traf den 25-jährigen Mitarbeiter des Schlüsseldienstes und drei Polizeibeamte.
Die Polizisten riefen eine weitere Streife zu Hilfe. So konnte das renitente Ehepaar abgeführt und in die Justizvollzugsanstalt Aichach gebracht werden.
Die vier Verletzten wurden ambulant im Krankenhaus behandelt. Ein Beamter war zwei lang Tage dienstunfähig. Pfefferspray hat massive Auswirkungen auf die Schleimhäute, vor allem auf die Augen. Man sei praktisch sofort wehrlos, erläutert Peter Zimmermann, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Friedberg, auf Anfrage.
Gegen das Ehepaar wird nun wegen gefährlicher Körperverletzung sowie Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt und Strafanzeige gestellt. Die freiwillige Feuerwehr belüftete das Treppenhaus, um eine Beeinträchtigung der Nachbarschaft auszuschließen.
Laut Polizei-Vize Zimmermann kommen Attacken aus dieser Altersgruppe – der Mann ist 77, die Frau 64 Jahre alt – gegen die Polizei so gut wie nie vor. Auch wenn die Polizei das Paar durch diverse Beschwerden kannte, sei so etwas in keiner Hinsicht vorhersehbar gewesen.