L’Arpeggiata ohne Grenzen
Das Ensemble geht mit Händel durch
Länger schon tut sich das Alte-Musik-Ensemble L’Arpeggiata damit hervor, dass es Musik nicht streng nach dem Buchstaben macht. Man pflegt auf moderate Weise die Improvisation, und manchmal streift man für kurze Momente sogar die Klangwelten der Moderne. Jetzt aber, mit „Händel goes wild“, lehnt sich L’Arpeggiata deutlich weiter aus dem Fenster. Beim Eröffnungsstück, der Sinfonia aus „Alcina“, fabuliert erst mal der Jazzklarinettist Gianluigi Trovesi, bevor die Streicher mit dem eigentlichen Händel kommen. Und das Ganze klingt dann in einem flotten Csárdás aus. Ein moderner Flügel setzt in fast allen Arrangements eher barockfern tönende Akzente, und dann wird sogar noch im indischen Stil vokal improvisiert.
Wie das alles miteinander verfugt ist, besitzt Finesse, und man staunt nicht schlecht, wohin es sich musikalisch kommen lässt mit Händel-Arien wie „Piangerò la sorte mia“oder „Cara sposa“(in denen Nuria Rial und Valer Sabadus schlicht betörend singen). Dass gerade Händel für den Crossover herhalten muss, ist damit begründet, dass der Meister nicht nur selbst ein großer Improvisator, sondern auch ein beherzter Leihnehmer von Fremdgut war. Bei allem Ersthörvergnügen, das die Platte macht: Letztlich hat man doch den Eindruck, als werde da roter und weißer Wein fröhlich ineinander gemischt. Und so entscheidet man sich nach dem Kosten dann lieber für puren Trovesi und vor allem für puren Händel. ★★★✩✩