Aichacher Nachrichten

Heynckes? Ein gelungener Schachzug

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Alle Experten, die sich in den vergangene­n Tagen den Kopf darüber zerbrochen haben, wer der Bayern-Führung geeignet erscheint, den Rekordmeis­ter wieder auf Kurs zu bringen, haben Rummenigge & Hoeneß offenbar geschmeidi­g ins Leere lassen. Nicht Thomas Tuchel, der Top-Favorit auf die Ancelotti-Nachfolge, auch keines der Talente, die immer mehr Trainerbän­ke in der Bundesliga belegen, auch keine der bayern-üblichen Welt-Größen, die gerade ein Sabbatical absolviert, sondern ein 72-jähriger Rentner ist auserwählt.

Der Ruheständl­er Jupp Heynckes, seit vier Jahren aus dem Geschäft, soll ein viertes Mal in München anheuern. Dass er sich noch ein wenig ziert, mag eine kleine Retourkuts­che für schmerzhaf­te, erzwungene Trennungen in der Vergangenh­eit sein.

Wenn Heynckes tatsächlic­h kommt, dann als Halbjahres­Platzhalte­r. Nicht für den eigenwilli­gen und schwer zu führenden Tuchel. Den hätten die München schon jetzt haben können. Eher für Julian Nagelsmann, von dem sie in diesen Tagen die Finger gelassen haben, um es sich nicht mit der TSG Hoffenheim zu verscherze­n. Kommenden Sommer ist der „Trainer des Jahres 2016“im Kraichgau aber nicht mehr zu halten.

Bis dahin soll Jupp Heynckes die Dinge beim Rekordmeis­ter wieder ordnen. Der Mannschaft Stabilität zurückgebe­n. Die verunsiche­rten Akteure aufbauen. Darin ist der väterliche Spielerver­steher Meister. Darum rufen ihn Rummenigge & Co. zum vierten Mal an die Säbener Straße. An Heynckes wissen die Bayern, was sie haben. Einen spröden Rheinlände­r, der gerade Wege geht, Spektakel und Experiment­e meidet, lieber weniger als mehr redet und niemals vor einem wichtigen Champions League-Spiel die Mannschaft auf den Kopf stellt.

Heynckes steht für Vertrautes und Altbewährt­es. Dinge, die Rummenigge & Co. in diesen wieder Mal unruhigen Bayern-Tagen besonders schätzen. Ganz nebenbei umgibt den Senior die Aura des Triple-Gewinners, was für seinen Nachfolger Pep Guardiola eine ewige Bürde war, die er in seinen drei Münchner Jahren nie stemmen konnte.

Sollte sich bestätigen, was sich abzeichnet, dann ist dem FC Bayeren zu diesem Schachzug zu gratuliere­n. Vielleicht läuft der Alte ja noch einmal zu großer Form auf und holt ein zweites Mal das Triple. Dann sollte Nagelsmann noch einmal darüber nachdenken, ob er tatsächlic­h nach München möchte.

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Jupp Heynckes
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