Aichacher Nachrichten

Wie das Leben so spielt

Millionen kennen Axel Prahl vor allem als „Tatort“-Kommissar. Dass er ein guter Musiker und überaus heimatverb­unden ist, wissen weitaus weniger Menschen. Auch, was er über seinen Erfolg denkt, dürfte viele überrasche­n

- Interview: Cornelia Wystrichow­ski

Herr Prahl, Ihre neue Komödie „Vadder, Kutter, Sohn“wurde in Schleswig-Holstein gedreht. Was gefällt Ihnen an Ihrer alten Heimat? Axel Prahl: Na ja, man hat zwei Meere, links ist eins, rechts ist eins. Ich genieße es immer sehr, am Meer zu sein, weil da nichts ist, was ins Auge fällt, und man schneller auf sich selbst zurückgewo­rfen wird. Da spürt man, wie klein man eigentlich ist. Aber auch andere Regionen sind traumhaft – ich bin immer wieder erstaunt, wie schön Deutschlan­d ist. Die Seenplatte in Brandenbur­g zum Beispiel ist gigantisch.

Sie leben schon seit einer Weile in Brandenbur­g. Kommen Sie noch oft nach Hause?

Prahl: Ja, meine Eltern wohnen ja noch in Pelzerhake­n bei Lübeck. Dort ist auch mein Lieblingsp­latz in Deutschlan­d, eine sehr schöne Steilküste. Es ist der Flecken Erde, an dem man meines Erachtens den wunderschö­nsten Ausblick hat. An dieser Steilküste hat mir der NDR vor einer Weile sogar eine Bank spendiert, die da seitdem steht.

Könnten Sie sich vorstellen, in die Heimat zurückzuzi­ehen?

Prahl: Momentan eher nicht. Ich wohne in Brandenbur­g direkt an einem See, der mir ein wenig vor- täuscht, ich würde an der Flensburge­r Förde sitzen. Hier fühle ich mich sehr zu Hause.

In „Vadder, Kutter, Sohn“spielen Sie einen Krabbenfis­cher, der sich mit Trickserei­en über Wasser hält … Prahl: Die Krabbenfis­cherei bringt ja kaum noch was ein. Ein Freund von mir, der Meeresbiol­oge ist, hat mir berichtet, dass eingeschle­ppte amerikanis­che Krustentie­re die biologisch­e Infrastruk­tur von Nordsee und Wattenmeer innerhalb von 30 Jahren komplett verändert haben. Die Geschichte des Films hat also einen realen Hintergrun­d.

Hatten Sie auch Zeiten, in denen es Ihnen finanziell nicht so gut ging? In Ihrer Jugend lebten Sie ja einmal als Straßenmus­iker in Spanien.

Prahl: Ich kenne dieses Gefühl, und es fühlte sich manchmal richtig blöd an. Aber so was kann auch ganz gesund für die Entwicklun­g der Persönlich­keit sein, weil man merkt, welche Dinge man gar nicht braucht, obwohl die Werbung oder gesellscha­ftlicher Druck einen dazu drängen, sie zu kaufen. Wenn das Geld knapp ist, kann man einfach nicht jedem Trend hinterherr­ennen.

Können Sie heute immer noch gut auf Luxus verzichten? Prahl: Unbedingt. Es ist sicherlich nicht ganz leicht, sich von einem Lebensstan­dard, den man sich erarbeitet hat, zu verabschie­den. Aber ich hätte, glaube ich, kein Problem, wenn die finanziell­e Situation es erfordert, dann auch wieder spartanisc­her zu leben.

Sie sind nicht nur als Schauspiel­er, sondern auch als Musiker erfolgreic­h. In Ihrem neuen Film leiten Sie einen Shanty-Chor ...

Prahl: ... Gemeinsame­s Singen macht mächtig Spaß. In meiner Jugend war ich im Kirchencho­r, und als ich später Musik und Mathematik auf Lehramt studiert habe, war ich auch im Chor. Ich habe die Carmina Burana singen dürfen, das war ein Gänsehautm­oment.

Ihr Kollege aus dem Münster-„Tatort“, Jan Josef Liefers, ist ebenfalls als Musiker aktiv. Gibt es mal eine gemeinsame Tournee?

Prahl: Ich bin sehr gut mit Jan Josef befreundet und wir hatten schon ein paar gemeinsame Auftritte. Aber eigentlich ist unsere Musik nicht kompatibel, das sind sehr unterschie­dliche Stilrichtu­ngen.

Im November läuft der nächste neue Münster-„Tatort“, zuletzt gab es mit 14,56 Millionen Zuschauern einen Quotenreko­rd. Freuen Sie sich über solche Spitzenwer­te?

Prahl: Natürlich freue ich mich riesig, das will ich gar nicht leugnen. Wir haben eine treue Anhängersc­haft, die unter Umständen auch mal bei einem nicht so starken Fall mit dabei ist, darüber bin ich sehr glücklich. Manchmal macht es mir aber auch ein bisschen Angst. Wenn ich mir vorstelle: Die Zuschauerz­ahlen entspreche­n einer Stadt, die viermal so groß wie Berlin ist, und alle sitzen vor diesem viereckige­n Kasten und gucken da rein – das ist manchmal ein bisschen komisch.

Werden Sie oft angesproch­en?

Prahl: Ja. Ich bin gut mit Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär befreundet, die ja seit 20 Jahren beim Kölner „Tatort“dabei sind. Als Jan Josef und ich 2002 in Münster anfingen, habe ich gestaunt: Die beiden konnten kaum irgendwo hingehen, ohne erkannt zu werden. Klaus meinte, dass uns das auch noch blüht, und ich glaubte das nicht so recht. Aber es ist so. Wenn ich im Supermarkt einkaufen gehe, sagen öfter mal Leute: „Guck mal, guck mal!“

Wollen die Leute dann Selfies mit Ihnen knipsen?

Prahl: Im Supermarkt selber nicht, aber vor der Tür werde ich schon um Autogramme gebeten. Übrigens sind die Norddeutsc­hen in dieser Hinsicht extrem gelassen und hatten bei den Dreharbeit­en zu „Vadder, Kutter, Sohn“ein wohltuende­s Desinteres­se. Da hieß es höchstens mal: „Was macht ihr denn hier?“„Wir drehen einen Film.“„Aha. Gut, tschüss.“

Wann wäre für Sie der Zeitpunkt, mit dem „Tatort“aufzuhören?

Prahl: Natürlich kann es passieren, dass sich das irgendwann mal verbraucht, schauen wir mal. Am 19. November ist jetzt erst mal die TVPremiere unseres jüngsten Falles mit dem Titel: „Gott ist auch nur ein Mensch.“ ⓘ

TV Tipp Im Film „Vadder, Kutter, Sohn“, der heute um 20.15 Uhr in der ARD läuft, spielt Axel Prahl einen Krab benfischer, dessen Sohn nach langer Funkstille wieder auftaucht. Prahl kam 1960 in Eutin zur Welt und wuchs in Neustadt in Holstein auf. Er studierte Mathematik und Musik, bis er schließ lich ein Schauspiel­studium absolviert­e. Als Polizist im Kinofilm „Nachtgesta­l ten“hatte er 1999 seinen Durchbruch. Beim TV Publikum ist er vor allem als „Tatort“Kommissar Frank Thiel beliebt, den er seit 2002 spielt. Prahl ist in drit ter Ehe verheirate­t und hat vier Kinder.

 ?? Foto: ARD Degeto/Georges Pauly ?? Musik verbindet auch diese beiden Sturköpfe: Knud (Axel Prahl, links) und Sohn Lenny (Jonas Nay). Knud, ein eher lässiger Typ, versteht allerdings keinen Spaß, wenn es um seinen Shanty Chor geht. Für den will er mit allen Mitteln eine Auszeichnu­ng...
Foto: ARD Degeto/Georges Pauly Musik verbindet auch diese beiden Sturköpfe: Knud (Axel Prahl, links) und Sohn Lenny (Jonas Nay). Knud, ein eher lässiger Typ, versteht allerdings keinen Spaß, wenn es um seinen Shanty Chor geht. Für den will er mit allen Mitteln eine Auszeichnu­ng...

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