Warum die ärztliche Versorgung schlecht ist
Zur ärztlichen Versorgung in der Region: Interessiert habe ich Ihren Artikel zur ärztlichen Versorgung der Region gelesen. Er beinhaltet eine gute Ist-Analyse der derzeitigen Situation. Ergänzend darf ich auf eine repräsentative Patientenbefragung der kassenärztlichen Bundesvereinigung hinweisen, bei der Patienten das Problem der ärztlichen Versorgung eher bei einem Mangel an Fachärzten verorten als bei den Hausärzten – 50 waren zufrieden mit der Erreichbarkeit des Hausarztes, aber 70 monierten Probleme bei der Erreichbarkeit des Facharztes. Damit dürfte klar sein, dass die „statistische Überversorgung“, wie sie derzeit propagiert wird, nicht mit der von den Patienten gefühlten Versorgungslage übereinstimmt.
Was ich schade finde, ist die Tatsache, dass die Analyse des Problems dann an der Oberfläche bleibt und sich nicht mit den Gründen beschäftigt, warum die Versorgung im „Speckgürtel“besser ist als in den ländlichen Bereichen. Dazu gab vor einem Jahr das NeubauerGutachten sehr guten Aufschluss. Es liegt nicht nur an einem Mangel an „Work-Life-Balance“im ländlichen Bereich, sondern daran, dass sich eine eher konservativ ausgerichtete Facharztpraxis der Grundversorgung auf dem Land nicht wirtschaftlich führen lässt. Die Zeit des Arztes am Patienten für die Erfragung der Krankengeschichte, für die Untersuchung oder für die Erklärung, welche Therapie notwendig ist, wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht ausreichend vergütet. Eine Quersubventionierung durch privat versicherte Patienten ist auf dem Land nicht möglich, sodass diese fachärztlichen „Grundversorger“beständig um ihre Existenz kämpfen und somit für den Nachwuchs unattraktiv sind. Was ist die Lösung? Genauso wie der Soli in die Jahre gekommen ist und nicht mehr seinen Zweck erfüllt, muss auch die „SeehoferBudgetierung“hinterfragt werden, die dazu führt, dass gerade die wichtige Arbeit am und mit dem Patienten nicht mehr honoriert wird. Deshalb muss zumindest erst einmal für die ärztliche Arbeitszeit das Budget fallen, weil nur so wieder genügend „Droge Arzt“zur Verfügung steht und man sich damit vielleicht auch so manche unsinnige technische Diagnostik sparen könnte. Dr. Ilka M. Enger, Regensburg