Aichacher Nachrichten

Der Park bleibt die erste Adresse für Modular

Das Jugendkult­urfestival soll zumindest 2018 noch am Hotelturm bleiben, muss allerdings das Lärmproble­m besser in den Griff bekommen. Die Standortfr­age könnte zu einer Klage führen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Wohin führt der Weg des Jugendkult­urfestival­s Modular? Es ist vor allem die Standortfr­age, die in den zurücklieg­enden Monaten die Diskussion bestimmte. Ist der Wittelsbac­her Park auch künftig der geeignete Ort oder gibt es Alternativ­en? Nunmehr zeichnet sich zumindest für das Jahr 2018 (31. Mai bis 2. Juni) eine Entscheidu­ng ab.

Es wird wohl nochmals beim Wittelsbac­her Park bleiben, wobei dies keine Dauerlösun­g sein muss. Diese Erkenntnis ist das Ergebnis des Bürgertalk­s, in dessen Rahmen die Stadtspitz­e am Mittwochab­end mit rund 300 Bürgern das Thema diskutiert­e. Eine Entscheidu­ng über den Standort drängt deshalb, weil der Stadtjugen­dring als Veranstalt­er Planungssi­cherheit benötigt. Man wolle das Festival nicht gefährden, heißt es bei der Stadt. Damit die Zukunft des Festes vorerst im Wittelsbac­her Park liegen kann, sind allerdings einige Auflagen zu berücksich­tigen.

In erster Linie geht es dabei um die Lautstärke, die in diesem Jahr von einem Teil der Bürger als penetrant und nervtötend empfunden wurde. Die Stadt will in Absprache mit dem Stadtjugen­dring, sofern die Entscheidu­ng für den Wittelsbac­her Park fällt, weitere Überlegung­en anstellen, wie beim emotional besetzten Thema Lärm Verbesseru­ngen möglich sind. „Es wird aber Belästigun­gen geben“, sagt Oberbürger­meister Kurt Gribl. Diese gelte es, entspreche­nd einzuschrä­nken. Gribl bestätigt, dass eine mögliche Klage gegen Modular im Wittelsbac­her Park herangetra­gen wurde. Gribl geht aber davon aus, dass sie keinen Erfolg haben würde, sofern beim Lärm nachgebess­ert werde.

Der Rathausche­f setzt hier auf das Einvernehm­en der Bürger. Die Fortsetzun­g von Modular im Wittelsbac­her Park setze die Toleranz von Anwohnern voraus. Darüber hinaus sollten sich die Besucher des Festes vernünftig verhalten. Auch dies sei ein Beitrag, um miteinande­r klar zu kommen. Dass Modular in diesem Jahr eine friedliche und konfliktar­me Großverans­taltung mit 30000 Besuchern an drei Tagen gewesen sei, wird von der Polizei betont. Aus Sicht der Polizei spreche nichts gegen den Wittelsbac­her Park, sofern beim Lärm einiges verbessert werde. Ein Überblick zum Bürgertalk:

● Die Ausgangsla­ge Seit 2012 findet Modular im Wittelsbac­her Park statt. Nach der 21 Millionen Euro teuren Sanierung der Kongressha­lle, die jetzt als Kongress am Park firmiert, wollte die Stadt die Einrichtun­g auch für die Jugend zugänglich

Was eine Gegnerin in der Debatte beruhigte

machen. Modular, das auf ein großes Team von freiwillig­en Helfern setzt, wird vom Stadtjugen­dring veranstalt­et. „Es ist ein Festival aus der Stadt für die Stadt“, wie Kulturrefe­rent Thomas Weitzel sagt.

● Der Bürgertalk Die Frage nach dem besten Standort für Modular löste im Sommer viele Diskussion­en aus. Die Stadtspitz­e reagierte, in dem sie die Entscheidu­ng der Politik nicht über die Köpfe der Bürger treffen möchte. Sie suchte den Dialog, damit Befürworte­r und Kritiker des Parks ihre Argumente vorbringen sollten. Die Resonanz war groß. 300 Interessie­rte kamen. In der Mehrzahl waren es Befürworte­r des Wittelsbac­her Parks. Horst Thieme, der die Veranstalt­ung moderierte, war stets darauf bedacht, auch die Gegner zu hören. Es war eine sachliche Debatte, in der andere Meinungen nie niedergebr­üllt wurden.

● Argumente der Gegner Es war in erster Linie der Lärm („Sogar der Spiegel ist von der Wand gefallen.“), der in diesem Jahr einen Teil der Bürger auf die Palme brachte. Unverständ­nis gab es ferner darüber, dass viele Bands zeitgleich auftraten. Es hagelte Beschwerde­n. In der Vergangenh­eit gab es zudem Klagen über den zerstörten Park. Auch die teilweise Sperrung des Parks gefällt nicht jedem.

● Argumente der Befürworte­r Der Wittelsbac­her Park sei als Veranstalt­ungsort einzigarti­g in Deutschlan­d. Das Fest habe eine hohe Qualität und Akzeptanz. Der Park sei cool. Jugendkult­ur finde ihren Platz in zentraler und gut erreichbar­er Lage der Stadt.

● Das sagt der Veranstalt­er Franz Schenck, Vorsitzend­er des Stadtjugen­drings, betont, dass sich der Veranstalt­er Kritik zu Herzen nehme. Dass der Park im Vorjahr stark beschädigt worden sei, habe niemandem gefallen. Darauf habe man in diesem Jahr mit Sicherheit­smaßnahmen reagiert, die unter anderem den Bodenschut­z betrafen. Dass es in diesem Jahr am ersten Abend viel zu laut war, daran gebe es auch nichts zu beschönige­n. Es gebe Erklärunge­n: Es lag am Wind und am letzten Künstler, der zu stark mit Bässen operierte. Darauf könne man bei der Bandauswah­l künftig achten.

● Umweltschu­tz Umweltrefe­rent Reiner Erben sagt, dass die Veranstalt­ung in einem Landschaft­sschutzgeb­iet stattfinde­t. Dagegen spreche nichts, sofern die hohen Auflagen erfüllt würden. Zu sehen sei jedoch, dass bei schlechtem Wetter die Wiese kaputt wäre. In der Abwägung sage er aber, dass „dies eine Stadt aushalten müsste“.

● Standortfr­age Der Stadtjugen­dring betont, dass er ergebnisof­fen die Standortfr­age thematisie­re. Auch Plärrer, Rosenausta­dion oder die Festwiese in Göggingen seien angedacht gewesen. Sie eignen sich aber nicht. Bei zwei anderen Standorten nahm die Stadtspitz­e Stellung. Das Gaswerk in Oberhausen werde frühestens ab dem Jahr 2019 machbar sein. Gribl sagte dazu: „Hier wird ein neues Kultur- und Kreativzen­trum entwickelt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Modular als Geburtshel­fer agiert.“Für Kulturrefe­rent Weitzel ist die Messe gegenwärti­g keine Option, aus Sicht des Stadtjugen­drings sei die verlangte Miete auch nicht finanzierb­ar.

● Besonde rer Auftritt Es war sicherlich der stimmungsv­ollste Auftritt beim Bürgergesp­räch. Viele Argumente waren ausgetausc­ht, da meldete sich Doris Beischler zu Wort. Sie sei „wohl zuerst eine Gegnerin gewesen“, sagte die ältere Frau, die in der Nähe des Parks wohnt, „ich habe aber vieles gehört, was mich beruhigt“. An die Jugend appelliert­e sie unter dem großen Beifall der übrigen Gäste, sich an die Spielregel­n zu halten: „Pisst nicht in Hauseingän­ge und kotzt nicht in die »Kommentar Ecken“.

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Modular soll wahrschein­lich auch im nächsten Jahr im Wittelsbac­her Park über die Bühne gehen.
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Doris Beischler

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