Aichacher Nachrichten

Zimmermann­s bringen Kinder zum Lachen

Das Ehepaar Zimmermann ermöglicht Straßenkin­dern eine Schulausbi­ldung oder Lehre. Warum sich die Ärztin und der Unternehme­r für ein Hilfsproje­kt in Asien entschiede­n haben

- VON ANDREA BAUMANN

Hierzuland­e fällt Kindern so einiges ein, um nicht in die Schule gehen zu müssen. Thy aus der Stadt Hue im Zentrum Vietnams hätte alles getan, um in die Schule gehen zu dürfen. Bereits im Alter von zehn Jahren schickten ihre Eltern sie auf die Straße, wo sie Erdnüsse verkaufte, um die Existenz der Familie zu sichern. Heute kann Thy wieder lachen. Statt mit einem großen Weidenkorb voller Nüsse im Schatten der historisch­en Zitadelle von Hue zu stehen, macht sie eine Ausbildung zur Näherin.

Von der Straße weggeholt hat sie ein Ehepaar aus Augsburg: Die Ärztin Cornelia Hofmiller-Zimmermann und der Unternehme­r Thomas Zimmermann haben unter dem Dach der Stiftung Hilfe mit Plan ein eigenes Förderproj­ekt für Familien in Vietnam ins Leben gerufen. Sie gewähren Kleinkredi­te, die es den Eltern von Straßenkin­dern ermögliche­n, sich selbst eine Existenzgr­undlage zu schaffen. So können sie

Straßenkin­der sollen wieder in die Schule gehen

ihre Kinder wieder in die Schule oder in eine Ausbildung schicken.

Die Eheleute engagieren sich in finanziell beträchtli­chem Maß für Kinder und Jugendlich­e in Vietnam. „Uns geht es wirtschaft­lich gut und wir wollten etwas Sinnvolles machen“, sagen die beiden 63-Jährigen. Thomas Zimmermann stand seit Jahren mit dem Kinderhilf­swerk Plan Internatio­nal in engem Kontakt. „Ich habe über die Organisati­on zehn Patenkinde­r in Asien, Afrika und Südamerika“, sagt der großgewach­sene Mann. Weil seine Frau Straßenkin­dern helfen wollte und durch ihre Kindheit in Japan eine Verbindung zu Asien hat, fiel die Wahl auf Vietnam. Nicht zuletzt gebe es einiges gutzumache­n an dem Land, das von den Amerikaner­n stark geschunden worden sei, betonen die Augsburger.

Wie schlecht es in Vietnam auch heute noch vielen Menschen geht, erlebten die Zimmermann­s bei einer Reise in das Land. Als Ärztin sah Cornelia Hofmiller-Zimmermann viele Krankheite­n, die in Deutschlan­d ausgerotte­t oder leicht behandelba­r sind. Schockiert waren sie und ihr Mann von den hygienisch­en Verhältnis­sen in den Armenviert­eln und von den zahllosen Kindern, die von ihren Eltern zum Arbeiten auf die Straße geschickt werden.

Wieder zurück in Deutschlan­d war den Eheleuten schnell klar, wie ihre Hilfe aussehen soll. „Wir haben uns auf Mikrokredi­te für Familien spezialisi­ert, weil wir damit Hilfe zur Selbsthilf­e leisten können.“Auf einem Reisefoto der beiden sind ein paar einfache Tische und Stühle zu sehen. „Das ist ein Café, das eine Familie mithilfe von ein paar Hundert Dollar eröffnen konnte.“Auch Thys Eltern kamen mit Projektgel­dern wieder auf die Füße und konnten es sich leisten, ihrer Tochter eine Ausbildung zu ermögliche­n.

Cornelia Hofmiller-Zimmermann zeigt ein weiteres Foto. Auf ihm ist eine hübsche junge Frau mit einem kleinen Mädchen zu sehen. Die Frau hat es mithilfe von Plan geschafft, aus der Prostituti­on auszusteig­en und sich eine Existenz aufzubauen. Fürs Schulgeld der siebenjähr­igen Tochter Anna kommen die Zimmermann­s auf. „Wenn sie gut in der Schule bleibt, finanziere­n wir ihr auch die Uni.“Der in feinsäuber­licher Schrift verfasste Dankesbrie­f des Mädchens lässt erahnen, dass die kleine Vietnamesi­n äußerst lern- und wissbegier­ig ist. Nur einen großen Wunsch können die Augsburger dem Kind nicht erfüllen: „Wie gerne würde sie ihren Vater kennenlern­en“.

Cornelia und Thomas Zimmermann wissen den Wert einer intakten Familie zu schätzen. Das Paar – es ist für beide die zweite Ehe – hat zusammen vier Kinder. „Auch meine Tochter hat bereits ein Patenkind bei Plan“, sagt die Ärztin mit einem Lächeln. Sie und ihr Mann sind davon überzeugt, dass ihr Geld bei der Stiftung der Hamburger Organisati­on in guten Händen ist. Alle sechs Monate bekommen die Zimmermann­s einen genauen Nachweis, was mit ihrem Geld geschehen ist. Im nächsten Jahr wollen sie sich vor Ort davon überzeugen, wie ihre Hilfe wirkt – und natürlich Schneideri­n Thy und die kleine Anna in ihre Arme schließen.

Internet Informatio­nen über das Kin derhilfswe­rk und die Stiftung gibt es unter: www.stiftung hilfe mit plan.de.

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Foto: Stiftung Hilfe mit Plan Thomas Zimmermann und Cornelia Hofmiller Zimmermann mit der damals 14 jährigen Thy in der vietnamesi­schen Stadt Hue. Das Mädchen arbeitete vier Jahre lang als Erd nussverkäu­ferin und macht jetzt eine Ausbildung zur Näherin, finanziert mit...

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