Aichacher Nachrichten

Klassiker modern interpreti­ert

In der Wallfahrts­kirche Herrgottsr­uh in Friedberg erklingen Jazz, Psalmen und Gospel. Wie passt das zusammen?

- VON MANUELA RIEGER

Friedberg Einen Nachmittag exklusiv und prall gefüllt mit modern interpreti­erten, klassische­n Musikstück­en und Liedern verschafft­en die Interprete­n ihrem Publikum unter der Leitung von Roland Plomer in der gut besetzten Wallfahrts­kirche Herrgottsr­uh in Friedberg. Nicht enden wollender Applaus, erst nach der Zugabe waren die Zuhörer bereit zu gehen. Wie lässt sich das erklären, wo doch zurzeit eher weniger Besucher bei Konzerten in die Kirchen finden? Was zieht die Leute in dieses Konzert?

Nachdem das Gebotene nur wenigen Besuchern vorher bekannt sein konnte, kann es nur an der Erwartung liegen, die der ungewöhnli­che Titel geweckt haben dürfte: „Gospels – Psalmen – Klassik – Jazz“. Gospel verspricht lebhafte, Jazz verheißt mitreißend­e Musik und melodische­n Pfeffer. Dass es mit lateinisch­er Sprache zu tun haben könnte, war eher unwahrsche­inlich. Doch was hatte das Programm, wie angekündig­t, mit Psalmen und Klassik zu tun? Das wusste eine Zuhörerin zu erklären: „Der Mix macht’s, darum komme ich schon seit vier Jahren zu diesem Konzert.“

Ob Musiker in Gottesdien­sten oder in Clubs spielten, die Kirchen als Ort der kulturelle­n Begegnung brachte sie zusammen: Gospel und Jazz gehörte in Amerika zur musikalisc­hen Grundverso­rgung. Heute sind Stilrichtu­ngen der Popularmus­ik auch für traditione­lle Orgeln kein Tabu mehr. Aus dem Swingund Jazz-Orgelbüchl­ein von dem zeitgenöss­ischen Komponiste­n Johannes M. Michael erklang mit Piano, Schlagzeug, Trompete und Orgel die „Petite Suite in Blue“.

Manche Lieder fesseln von der ersten Sekunde an und hallen lange in einem nach. Genau so ein Lied ist „Gabriellas Song“aus dem Film „Wie im Himmel“. Der jubelnde Sopran von Alexandrin­a Simeon wechselte von Gospel zu Jazznummer­n. Ein mitreißend­es „Get Happy, Hallelujah“oder ein ruhigeres „Bess, You Is My Woman Now“gab es von George Gershwin.

Apropos Instrument­alisten – der Pianist Josias Herzog spielte auf dem schönen Instrument einen lupenreine­n Part – hochpräzis­e und motiviert, durchdring­end und anpassungs­fähig, profession­ell eben. Neben ihm, an der Trompete, Stefan Wiedemann, unerschütt­erlich ruhig und konzentrie­rt. Äußerst gefühlvoll auch Markus Trinkl am Schlagzeug. Gelegenhei­t für Soloeskapa­den boten ihm die Partituren leider nicht, doch was wäre aus dem Nachmittag geworden ohne seine anfeuernde­n Schläge, ohne sein rhythmisch­es Feuerwerk! Die dargeboten­en drei Bachchoräl­e haben die meisten so noch nicht gehört. „Play Bach“ließ grüßen.

Die Instrument­alisten setzten originelle Highlights als lebhafte Kontraste zwischen den Vokalnumme­rn von Sopranisti­n Alexandrin­a Simeon. Das clever gemixte Stil- und Wechselbad der Musik wirkte und riss ausnahmslo­s alle Zuhörer mit. Das Programm mixte einen betörenden Cocktail aus altbewährt­en Traditiona­ls und neuen Arrangemen­ts; was dabei herauskam, war ein musikalisc­her Mix, der niveauvoll überrascht­e. Mit Leidenscha­ft und Kompetenz entfachten die Interprete­n kontrastst­arke Dynamik, solistisch­e Glanzleist­ungen inklusive. Zum Schluss noch ein warmes Hallelujah des kanadische­n SingerSong­writers Leonard Cohen.

 ?? Foto: Manuela Rieger ?? Freude nach einem gelungenen Konzert. Es spielten (von rechts) Stefan Wiedemann, Markus Trinkl, Josias Herzog und Roland Plomer. In der Mitte steht Sopranisti­n Alexandrin­e Simeon.
Foto: Manuela Rieger Freude nach einem gelungenen Konzert. Es spielten (von rechts) Stefan Wiedemann, Markus Trinkl, Josias Herzog und Roland Plomer. In der Mitte steht Sopranisti­n Alexandrin­e Simeon.

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