Meringer Sicherheitswacht gescheitert
Die Polizei sucht Freiwillige zur Unterstützung bei Ordnungsstörungen. Doch warum gibt es so wenige Bewerber?
Mering An der Straßenecke steht eine Gruppe Jugendlicher und unterhält sich lautstark. Musik dröhnt durch tragbare Boxen über die Straße und hinter den Fenstern beobachten Anwohner das Geschehen argwöhnisch. In solchen Situationen hilft die Sicherheitswacht vor Ort. Die Freiwilligen zeigen Präsenz und versuchen durch gezieltes Ansprechen die Ruhestörung zu unterbinden. Seit 2004 gehen in Friedberg Ehrenamtliche auf Streife. In Kissing hat sich seit 2011 eine Wacht etabliert. Und auch in Mering hätte es eine vierköpfige Sicherheitswacht geben sollen. Doch daraus ist bisher nichts geworden.
Dabei hat Innenminister Joachim Herrmann schon vor über einem Jahr die nötige Zustimmung gegeben. Was ist schief gelaufen? Hans Bergdolt vom Polizeipräsidium Schwaben Nord berichtet, es gäbe schlichtweg keine Bewerber. Da hätten sich die Meringer Ortspolitiker also viel Kopfzerbrechen sparen können. Die Entscheidung, überhaupt eine Sicherheitswacht einzusetzen, war im Gemeinderat nämlich höchst umstritten gewesen und nur mit knapper Mehrheit gefallen. Kritische Worte gab es sowohl gegenüber den Freiwilligen, die sich für diese Art Ehrenamt interessieren, als auch gegenüber der Politik, die eigentlich die Polizeipräsenz stärken müsste. Ob die mangelnden Begeisterung dazu beigetragen hat, dass sich keine Bewerber für die Meringer Sicherheitswacht finden – dazu wollte sich der scheidende Friedberger Polizeichef Max Baumann nicht äußern.
Im Polizeipräsidium hat man das Projekt in Mering aber noch nicht aufgegeben und setzt laut Hans Bergdolt darauf, noch stärker lokal um Ehrenamtliche zu werben. Es werde momentan daran gearbeitet, wieder eine Gruppe von Teilnehmern für einen Lehrgang zur Sicherheitswacht zusammenzustellen. Die Ausbildung besteht aus vierstündigen Unterrichtseinheiten an zehn Abenden. Dabei lernen die Anwärter die rechtlichen Grundlagen kennen. Außerdem stehen praktische Anwendungen auf dem Plan, denn die Wächter müssen sich wehren und Funkgeräte bedienen können.
Einen Bewerbernotstand verzeichnet auch die Stadt Friedberg, so der örtliche Polizeichef Max Baumann. Die alten Wächter hörten zum Teil auf, weil sie es aus Zeitgründen nicht mehr schafften. Manche seien inzwischen zu alt, um weiter zu machen. Noch befänden sich allerdings drei Freiwillige in der Ausbildung, sagt Hans Bergdolt.
Die Einsatzgebiete der Sicherheitswacht sind vielfältig. Baumann betont, die Ehrenamtlichen arbeiteten der Polizei gut zu. Sie kämen unter anderem bei Volksfesten, beim Weihnachtsmarkt und anderen Veranstaltungen zum Einsatz. Außerdem gehört es zu den Aufgaben der Wächter, bei Ordnungsstörungen einzugreifen und mit den Störenfrieden das Gespräch zu suchen.
Die Polizei wirbt hauptsächlich über Amtsblätter und die Medien, vor allem über regionale Zeitungen, um neue Mitglieder für die Sicherheitswacht. Manchmal sprächen Sicherheitswachtangehörige Freunde und Bekannte an. Die Anzahl der so angeworbenen neuen Interessenten sei nicht ausreichend, so Bergdolt.
Um die Etablierung von Sicherheitswachten in den Kommunen zu unterstützen, wurde der Etat aufge- stockt. Und auf der Landeskonferenz der Bayrischen Sicherheitswacht verkündete Herrmann, dass man das Höchstalter für die Freiwilligen auf 67 angehoben habe. Weiter wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, um die Situation der Unterstützer der Polizei zu verbessern. Dazu gäbe es unter anderem Workshops mit Sicherheitswachtangehörigen.
Hans Bergdolt klagt, dass es am Bekanntheitsgrad der Wacht noch stark mangele. Nicht jeder wisse, was sie darf und kann. Zudem konkurriere sie mit anderen Institutionen wie der DLRG und anderen Vereinen, da diese oft bereits bei Jugendlichen für sich Werbung machten.
Die Sicherheitswacht habe gerade bei jungen Menschen einen enorm niedrigen Bekanntheitsgrad. Damit fehle der Ersatz für aussteigende ältere Mitglieder.
Allein in Kissing funktioniert die Sicherheitswacht mit zwei Ehrenamtlichen noch gut. Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Schwaben Nord arbeiten zurzeit rund 90 Freiwillige in der Sicherheitswacht, das sei keine schlechte Zahl, meint Bergdolt.