Mehr als Tee und Schokolade
Seit einem Jahr ist Aichach eine sogenannte Fair-Trade-Stadt, faire Lebensmittel gibt es in vielen Geschäften. Seit Kurzem wird auch nachhaltige Kleidung angeboten. Was hat sich sonst noch alles getan?
Seit einem Jahr ist Aichach Fair-Trade-Stadt. Viele Geschäfte verkaufen faire Lebensmittel. Seit Kurzem gibt es auch faire Kleidung. Was hat sich sonst getan? »Lokales
Aichach Schokolade mit Kakao aus Bolivien, Kaffee, angebaut in Nicaragua, und Tee von Plantagen in Sri Lanka – wer an Fair-Trade-Produkte denkt, hat meistens die Klassiker im Sinn. Doch dahinter verbirgt sich viel mehr als nur Lebensmittel. Zum Beispiel nachhaltig produzierte Kleidung, sogenannte Fair Wear. Ralph Lechner und Corinna Gesell verkaufen diese im Heimatsport-Geschäft in Aichach. „Wir wollen mit unserem Konzept anstoßen, dass man als Kunde mehr über seine Einkäufe nachdenkt“, sagt Inhaber Lechner.
Die zwei fairen Marken Vaude, die zum Beispiel aus recycelten PET-Flaschen produziert, und Deuter sind die Zugpferde im Geschäft. Sie sind Marktführer im Bereich Outdoorkleidung und Rucksäcke. Doch für Corinna Gesell steckt mehr hinter der Idee von Heimatsport: „Der Name ist Programm. Denn auch Regionalität steht für uns an oberster Stelle.“Deshalb biete sie Kleidung an, die zum Teil in der Umgebung gefertigt wird. Helme und Brillen von Alpina aus Dasing-Laimering, ein Ortsteil von Dasing, und Sulzemoos im Landkreis Dachau, Wanderschuhe von Lowa aus Jetzendorf im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm oder Kleidung von Maloja aus Rosenheim. Deuter hat seinen Sitz in Gersthofen. Das hat auch Vorteile für die Kunden, sagt Lechner: „Wenn etwas reklamiert werden muss, dann schicken wir das ein, und manche Firmen wie Lowa reparieren das dann sogar noch. Das wäre bei einem Handy unvorstellbar.“
Doch Ralph Lechner und seine Kollegin Corinna Gesell sind nicht allein mit ihrem Einsatz für fairen Handel. Denn Aichach ist seit November 2016 Fair-Trade-Stadt. Etwa elf Einzelhändler und vier Gastronomiebetriebe bieten Produkte an: Blumen, Wein, Schmuck, Taschen und Kunst. Auch Schulen und Vereine setzen sich zum Beispiel mit fairen Pausensnacks oder Rosenaktionen am Valentinstag für den Titel der fairen Stadt ein.
Fair Trade bedeutet, im internationalen Handel mehr Gerechtigkeit durchzusetzen. Gerade die Lebensund Arbeitsbedingungen in Ländern wie Asien, Afrika und Südamerika sollen verbessert werden. Kinderarbeit zu verhindern und den Söhnen und Töchtern der Produ- bessere Bildungschancen zu ermöglichen, ist ein besonderes Ziel.
Auch der Weltladen in Aichach unterstützt dieses Konzept. Wie viele Facetten hinter fairem Handel stehen, kann man dort sehen. Filzblumen, gefertigt in Nepal, blühen in den unterschiedlichsten Farben um die Wette, exotische Gewürznuancen wehen um die Nase, Schmuckstücke und Wandbehänge leuchten in der Auslage.
Doch den Namen Fair-Trade– Stadt muss sich Aichach weiterhin verdienen. Der Titel wird nämlich alle zwei Jahre neu vergeben, deshalb wurde eine sogenannte Steuerungsgruppe gegründet. Bernd Ganster, Mitglied der Gruppe und Lehrer am Deutschherren-Gymnasium, erklärt: „Damit Aichach den Titel behalten darf, muss die Stadt bestimmte Kriterien erfüllen.“Ein solches ist etwa, dass es eine bestimmte Anzahl an Einzelhändlern und Gastronomiebetrieben geben muss, die faire Produkte anbieten. „Doch da brauchen wir uns gar keizenten ne Sorgen zu machen, diese Mindestanzahl übersteigen wir locker“, sagt Ganster.
Zusätzlich muss die Steuerungsgruppe bestimmte Aktionen organisieren, die den Bürgern das Thema Fair Trade näherbringen. Deshalb haben die Mitglieder einen eigenen Internetauftritt entworfen, die informieren soll und auflistet, in welchen Geschäften bestimmte Produkte verkauft werden. Außerdem gibt es da auch die „Fair-TradeStadt Aichach“-Aufkleber, die in den Schaufenstern der Läden und Lokale zu finden sind. Etwas Besonderes hat sich die Gruppe für den Herbst ausgedacht: Bei einer Schokoladenverkostung können sich Naschkatzen durch verschiedene faire Sorten durchprobieren, die am Samstag, 14. Oktober, zwischen 10 und 14 Uhr im Aichacher Hit-Supermarkt stattfindet.