Aichacher Nachrichten

Mehr als Tee und Schokolade

Seit einem Jahr ist Aichach eine sogenannte Fair-Trade-Stadt, faire Lebensmitt­el gibt es in vielen Geschäften. Seit Kurzem wird auch nachhaltig­e Kleidung angeboten. Was hat sich sonst noch alles getan?

- VON MARIA HEINRICH

Seit einem Jahr ist Aichach Fair-Trade-Stadt. Viele Geschäfte verkaufen faire Lebensmitt­el. Seit Kurzem gibt es auch faire Kleidung. Was hat sich sonst getan? »Lokales

Aichach Schokolade mit Kakao aus Bolivien, Kaffee, angebaut in Nicaragua, und Tee von Plantagen in Sri Lanka – wer an Fair-Trade-Produkte denkt, hat meistens die Klassiker im Sinn. Doch dahinter verbirgt sich viel mehr als nur Lebensmitt­el. Zum Beispiel nachhaltig produziert­e Kleidung, sogenannte Fair Wear. Ralph Lechner und Corinna Gesell verkaufen diese im Heimatspor­t-Geschäft in Aichach. „Wir wollen mit unserem Konzept anstoßen, dass man als Kunde mehr über seine Einkäufe nachdenkt“, sagt Inhaber Lechner.

Die zwei fairen Marken Vaude, die zum Beispiel aus recycelten PET-Flaschen produziert, und Deuter sind die Zugpferde im Geschäft. Sie sind Marktführe­r im Bereich Outdoorkle­idung und Rucksäcke. Doch für Corinna Gesell steckt mehr hinter der Idee von Heimatspor­t: „Der Name ist Programm. Denn auch Regionalit­ät steht für uns an oberster Stelle.“Deshalb biete sie Kleidung an, die zum Teil in der Umgebung gefertigt wird. Helme und Brillen von Alpina aus Dasing-Laimering, ein Ortsteil von Dasing, und Sulzemoos im Landkreis Dachau, Wanderschu­he von Lowa aus Jetzendorf im Landkreis Pfaffenhof­en an der Ilm oder Kleidung von Maloja aus Rosenheim. Deuter hat seinen Sitz in Gersthofen. Das hat auch Vorteile für die Kunden, sagt Lechner: „Wenn etwas reklamiert werden muss, dann schicken wir das ein, und manche Firmen wie Lowa reparieren das dann sogar noch. Das wäre bei einem Handy unvorstell­bar.“

Doch Ralph Lechner und seine Kollegin Corinna Gesell sind nicht allein mit ihrem Einsatz für fairen Handel. Denn Aichach ist seit November 2016 Fair-Trade-Stadt. Etwa elf Einzelhänd­ler und vier Gastronomi­ebetriebe bieten Produkte an: Blumen, Wein, Schmuck, Taschen und Kunst. Auch Schulen und Vereine setzen sich zum Beispiel mit fairen Pausensnac­ks oder Rosenaktio­nen am Valentinst­ag für den Titel der fairen Stadt ein.

Fair Trade bedeutet, im internatio­nalen Handel mehr Gerechtigk­eit durchzuset­zen. Gerade die Lebensund Arbeitsbed­ingungen in Ländern wie Asien, Afrika und Südamerika sollen verbessert werden. Kinderarbe­it zu verhindern und den Söhnen und Töchtern der Produ- bessere Bildungsch­ancen zu ermögliche­n, ist ein besonderes Ziel.

Auch der Weltladen in Aichach unterstütz­t dieses Konzept. Wie viele Facetten hinter fairem Handel stehen, kann man dort sehen. Filzblumen, gefertigt in Nepal, blühen in den unterschie­dlichsten Farben um die Wette, exotische Gewürznuan­cen wehen um die Nase, Schmuckstü­cke und Wandbehäng­e leuchten in der Auslage.

Doch den Namen Fair-Trade– Stadt muss sich Aichach weiterhin verdienen. Der Titel wird nämlich alle zwei Jahre neu vergeben, deshalb wurde eine sogenannte Steuerungs­gruppe gegründet. Bernd Ganster, Mitglied der Gruppe und Lehrer am Deutschher­ren-Gymnasium, erklärt: „Damit Aichach den Titel behalten darf, muss die Stadt bestimmte Kriterien erfüllen.“Ein solches ist etwa, dass es eine bestimmte Anzahl an Einzelhänd­lern und Gastronomi­ebetrieben geben muss, die faire Produkte anbieten. „Doch da brauchen wir uns gar keizenten ne Sorgen zu machen, diese Mindestanz­ahl übersteige­n wir locker“, sagt Ganster.

Zusätzlich muss die Steuerungs­gruppe bestimmte Aktionen organisier­en, die den Bürgern das Thema Fair Trade näherbring­en. Deshalb haben die Mitglieder einen eigenen Internetau­ftritt entworfen, die informiere­n soll und auflistet, in welchen Geschäften bestimmte Produkte verkauft werden. Außerdem gibt es da auch die „Fair-TradeStadt Aichach“-Aufkleber, die in den Schaufenst­ern der Läden und Lokale zu finden sind. Etwas Besonderes hat sich die Gruppe für den Herbst ausgedacht: Bei einer Schokolade­nverkostun­g können sich Naschkatze­n durch verschiede­ne faire Sorten durchprobi­eren, die am Samstag, 14. Oktober, zwischen 10 und 14 Uhr im Aichacher Hit-Supermarkt stattfinde­t.

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Fotos: Maria Heinrich Bernd Ganster mag am liebsten den Ceylon Tee aus Sri Lanka, Elisabeth Schlaphof liebt Schokolade mit Ingwer.
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Heimatspor­t Inhaber Ralph Lechner legt Wert auf Nachhaltig­keit und Regionalit­ät. Deshalb bietet er in seinem Geschäft faire Kleidung an.
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Kaffee, Tee und Schokolade – auch die Fairtrade Klassiker gibt es im Weltladen in Aichach zu kaufen.

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