Aichacher Nachrichten

Quadratur des Kreises

- VON UTE KROGULL kru@augsburger allgemeine.de

Die Grünen haben in Bayern ein Bürgerbege­hren gegen Flächenver­brauch initiiert. 13,1 Hektar werden täglich überbaut – maximal 4,7 sollen es sein. Gleichzeit­ig haben selbst Befürworte­r des Begehrens womöglich Bedürfniss­e, die dem entgegenst­ehen: Sie wollen in großen Wohnungen leben, ihre Firmen sollen zukunftsfä­hig expandiere­n können, sie möchten auf breiten Straßen fahren und eine Infrastruk­tur vom Kindergart­en bis zur Sporthalle nutzen, die unter anderem durch Gewerbeste­uer finanziert wird. Gleichzeit­ig will keiner, dass die idyllische Wiese verschwind­et, wo er mit seinem Hund Gassi geht. Diese Problemati­k widerstrei­tender Interessen zu lösen, kommt einer Quadratur des Kreises gleich.

Im Landkreis, gut angebunden und München so nah, tritt dieses Problem in Zeiten des wirtschaft­lichen Aufschwung­s drängend zutage. Noch vor wenigen Jahren wurde zum Beispiel die Stadt Friedberg Gewerbeflä­chen kaum los – jetzt kann es sich vor Anfragen kaum retten. Und die Kommunen brauchen Geld, um für ihre Bürger lebenswert zu sein. Außerdem möchte keiner, das Firmen irgendwo in den Osten abwandern, weil sie hier keinen Platz mehr finden. Doch das unbeschwer­te Wachstum wird nicht weitergehe­n. Es braucht einen viel sorgsamere­n Umgang mit Flächen. Das ist möglich, aber mühsam.

Es gilt, Lücken in den Ortschafte­n zu schließen – womöglich gegen Widerstand von Nachbarn. Entwicklun­gen, zum Beispiel entlang von Verkehrsac­hsen, müssen ins Auge gefasst werden. Kommunen müssen sich, wie Dasing und Aichach es vormachen, zusammentu­n, um etwas auf den Weg zu bringen. Nachnutzun­g und Nachverdic­htung werden ein wichtiges Instrument. Sie sorgen aber jetzt schon in einigen Orten für großen Ärger. Das alles erfordert einen intensiven Dialog zwischen Kommunen, Wirtschaft, Verwaltung, Naturschut­z, Landwirtsc­haft.

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