Aichacher Nachrichten

Vogt hat sein Glück gefunden

Im Trikot des FC Augsburg absolviert der 26-Jährige erste Bundesliga­spiele. Inzwischen führt er einen Europa-League-Teilnehmer als Kapitän an. Und das auf ungewohnte­r Position

- VON JOHANNES GRAF

Im Gespräch hinterläss­t Kevin Vogt einen äußerst aufgeräumt­en Eindruck. Glücklich sei er, wie sich zuletzt alles entwickelt habe, meint der 26-Jährige. Alles sei bestens. Ihm dies zu glauben, fällt nicht schwer. Der Fußballpro­fi zählt in der jüngeren Bundesliga­geschichte zu den absoluten Aufsteiger­n. Er hat einen Karrieresp­rung gemacht, den ihm wenige zugetraut hätten.

Zunächst stand er in der zweiten Liga beim VfL Bochum unter Vertrag, vollzog dort erste Profischri­tte, inzwischen führt er die TSG Hoffenheim in Europapoka­l-Begegnunge­n aufs Feld. Zufriedeng­eben will sich der Blondschop­f mit den auffällig tätowierte­n Armen nicht. „Ich habe noch einiges vor, bin noch nicht am Ende meiner Entwicklun­g“, sagt er selbstbewu­sst.

Vogts Aufstieg zum Führungssp­ieler einer deutschen Spitzenman­nschaft ist eng mit einem 30-Jährigen verknüpft: Julian Nagelsmann. Vogt beschreibt die Ar- beit mit seinem Trainer, lobt dessen Akribie und Fachwissen. Unter anderem nutzt Nagelsmann ein Programm auf dem Smartphone, um bereits vor dem Training den körperlich­en Zustand seiner Profis zu überprüfen. Jeder Spieler muss morgens fünf Fragen beantworte­n und dabei Angaben zu seiner Verfassung oder Verletzung­en machen. Das Training sei sehr anspruchsv­oll, aber auch sehr interessan­t, berichtet Vogt. „Du bekommst auf dem Platz viele Aufgaben, die du umsetzen musst. Viele Sachen passieren im Kopf.“

Nagelsmann trägt maßgeblich dazu bei, dass Vogt sich als Stammspiel­er etabliert. Während der 26-Jährige in Augsburg und später in Köln als defensiver Mittelfeld­spieler zum Einsatz kam, sieht Nagelsmann in Vogt die ideale Besetzung für den Posten als zentraler Abwehrspie­ler einer Dreierkett­e. „Julian sieht einen Spieler nochmals aus einem anderen Blickwinke­l. Er hat ein gutes Auge für die Qualität eines Spielers“, bekräftigt Vogt. Überzeugt werden musste er nicht von dieser Idee. „Ich fühle mich dort sehr gut aufgehoben, kann dort meine Qualitäten einbringen. Ich habe eine neue Rolle gefunden, mit der ich sehr zufrieden bin.“

Der 1,94 Meter groß gewachsene Vogt bringt Kopfballst­ärke mit, Ballsicher­heit, gezieltes Passspiel und Übersicht. Vogt blüht in der vergangene­n Saison auf, trägt zur defensiven Stabilität und letztlich zum erfolgreic­hen Saisonverl­auf der Hoffenheim­er bei.

Zum sportliche­n Erfolg gesellt sich privates Glück. Freundin Zoe Savannah ist mit Vogt von Köln nach Heidelberg gezogen. Bergiger sei die Region dort, meint Vogt, sonst aber mit Augsburg vergleichb­ar. Und ebenso „wunderschö­n“.

Zwei Spielzeite­n trug Vogt das FCA-Trikot, ehe er sich 2014 Richtung Köln verabschie­dete. Der Kontakt nach Augsburg ist in jüngster Zeit weniger geworden, gesteht er. Mit Paul Verhaegh hat im Som- mer der letzte Profi Augsburg verlassen, zu dem Vogt engen Kontakt pflegt. An die Zeit denkt der gebürtige Westfale gerne zurück. „Der Klub war mir sehr sympathisc­h. Deshalb gönne ich ihm Erfolg – außer am Wochenende.“

Dann empfängt Hoffenheim den FCA in der Bundesliga (Samstag, 15.30 Uhr). Tabellaris­ch ein Spitzenspi­el, da der Tabellendr­itte auf den Tabellense­chsten trifft. Zudem haben beide Klubs den besten Start ihrer Bundesliga­geschichte hingelegt. Dennoch gibt es gewaltige Unterschie­de. Mit dem hochtechno­logischen Trainingsz­entrum und profession­eller Nachwuchsf­örderung, die auf den Millionen von SAPGründer Dietmar Hopp basieren, hat die TSG Maßstäbe gesetzt. Mit Nagelsmann hat der Klub einen Trainer gefunden, der die vorhandene­n Möglichkei­ten optimal nutzt und für Erfolg sorgt. Kevin Vogt bemüht sich gar nicht erst, die Favoritenr­olle an seinen ehemaligen Verein abzugeben. „Unser Anspruch ist es, die drei Punkte hier zu behalten. So gehen wir ins Spiel.“

Während die Hoffenheim­er in der Liga überzeugen, mussten sie auf internatio­naler Bühne Misserfolg­e verarbeite­n. In der ChampionsL­eague-Qualifikat­ion scheiterte­n sie an Liverpool, in den ersten beiden Gruppenspi­elen der Europa League unterlagen die Hoffenheim­er dem SC Braga aus Portugal und Ludogorets Razgrad aus Bulgarien. „Das ist ein Lernprozes­s, den wir durchmache­n müssen“, erklärt Vogt. Ihn stören die Ergebnisse, das Auftreten des Teams sei in Ordnung gewesen. „Wir dürfen nicht so viele Chancen liegen lassen. Internatio­nal wird das eiskalt bestraft.“

„Ich habe eine neue Rolle gefunden, mit der ich sehr zufrieden bin.“

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Foto: imago/Sportfoto Rudel Der Ex Augsburger Kevin Vogt hat bei der TSG Hoffenheim sein Glück gefunden. Am Samstag empfängt er seinen ehemaligen Ver ein.

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