Museum des Absurden
Das kann moderne Kunst mit Menschen anstellen
Da ist er endlich: der diesjährige Sieger-Film von Cannes. Und es ist ein Spektakel – auf ganz eigene Art. Das „X-Royal-Museum“in Stockholm hat sich der modernen, zeitgenössischen Kunst verschrieben. Eine Spezialisierung, bei der man immer mit Geldsorgen zu kämpfen hat, wie der leitende Kurator Christian (Claes Bang) der Journalistin Anne (Elisabeth Moss) im Interview erläutert. Deshalb hat man den Besuchern gefälligst etwas Spektakuläres zu bieten. Die neue Installation heißt „The Square“und besteht im Wesentlichen aus einem vier mal vier Meter großen Quadrat auf dem Boden. Das Objekt markiert eine Schutzzone, die allen Menschen, die sich auf dieser Fläche einfinden, gleiche Rechte und Pflichten garantiert. Guten wie bösen.
Christian selbst wurde in der Innenstadt gerade zum Opfer eines geschickt eingefädelten Diebstahls, der ihm Handy, Brieftasche und die Manschettenknöpfe kostete. Eine nicht minder gerissene Aktion bringt ihm zwar seinen Besitz zurück, aber um einen hohen Preis. Beruflich ein Verfechter zwischenmenschlicher Werte, nimmt er es privat selbst nicht so genau.
Wer hätte gedacht, dass eine Auseinandersetzung mit moderner Kunst und realen menschlichen Defiziten so unglaublich witzig sein kann! Fast zweieinhalb Stunden ist der neue Film von Regisseur Ruben Östlund („Höhere Gewalt“) lang, aber die Zeit vergeht für den Zuschauer wie im Flug. Die absurden Situationen gehen Hand in Hand, wenn die Besucher einer Vernissage eigentlich nur auf das Buffet scharf sind, ein Tourette-Patient die Podiumsdiskussion mit einem Künstler sprengt oder ein unfassbar geschmackloses Werbevideo einen riesigen Wirbel verursacht. Dann heißt es Schluss mit lustig. Die brillante Analyse unserer Ängste, Egoismen und negativen Erwartungshaltungen anderen gegenüber spitzt sich unerbittlich zu und lässt das Lachen im Halse stecken bleiben. Bravo für einen der besten Filme des Jahres.
The Square (2 Std. 22 Min.), Satire, Schweden 2017
Wertung ★★★★★