Wenn sich Eiter im Körper breitmacht
Oft deuten unspezifische Beschwerden, hohes Fieber oder die Blutwerte auf eine bakterielle Entzündung hin. Eine Eiteransammlung kann streuen. Wie Kliniken an der Paar Patienten mit einer Drainage helfen können / Serie (2)
Aichach Friedberg Patienten, denen im Friedberger Krankenhaus ein Abszess entleert wird, wissen das meist vorher noch nicht. Gründe, die Klinik aufzusuchen, sind nach den Worten des ärztlichen Leiters der Radiologischen Abteilung, Egbert Knöpfle, zum Beispiel eine Darmentzündung, aber auch unspezifische Schmerzen, hohes Fieber oder Blutwerte, die auf eine bakterielle Entzündung hinweisen, etwa eine hohe Zahl weißer Blutkörperchen. Der Abszess wird daraufhin durch Ultraschall, Kernspin- oder Computertomografie (CT) entdeckt. Dann muss er aber in der Regel sofort notfallmäßig behandelt werden. „Das ist wie bei einer Blinddarmentzündung“, sagte Knöpfle.
Unter einem Abszess versteht man laut Knöpfle eine Eiteransammlung irgendwo im Körper, die durch krankmachende Keime, vor allem Bakterien, ausgelöst worden ist. Das kann eine Nagelhautentzündung oder ein Furunkel sein. Er kann auch als Komplikation nach einer Operation auftreten.
Mitunter kann die Abszessbehandlung auf den folgenden Tag verschoben werden, meist ist sie aber sofort nach der Diagnose angezeigt. Ein Abszess kann nämlich streuen und die Lunge, die Nieren, das Gehirn oder das Herz bedrohen. Das kann schlimmstenfalls zu einem Kreislaufzusammenbruch, Atemstillstand, Leber- oder Nierenversagen führen. Der Arzt führt eine sogenannte Abszessdrainage aus. In neun von zehn Fällen ist diese Therapie erfolgreich. Dabei wird der Eiter entfernt und der Abszess ausgespült. Oberflächliche Eiterherde werden aufgeschnitten, sodass der Eiter herausfließen kann. Befindet sich der Abszess im Körper, so ist heute meist eine offene Operation nicht mehr erforderlich. Wie Knöpfle sagte, werden in örtlicher Betäubung dünne Schläuche eingeführt, durch die der Eiter abgesaugt und Kochsalzlösung zum Säubern eingespritzt werden. Damit dabei nichts verletzt und der Abszess genau getroffen wird, setzt der Arzt ein bildgebendes Verfahren, die CT, ein. Man spricht von einem minimal invasiven Eingriff oder einem Schlüssellochverfahren. Der Patient wird auf dem OP-Tisch so positioniert, dass der Abszess gut erreicht werden kann. Dann wird eine etwa einen Millimeter dünne hohle Nadel vorgeschoben. Damit wird eine Eiterprobe abgesaugt, damit sicher ist, dass die Nadel richtig liegt und auch die richtige Diagnose gestellt wurde. Darauf kann ein Metalldraht mit weicher Spitze durch die Nadel zum Abszess geschoben werden. Er dient als Schiene für einen etwa drei bis vier Millimeter dicken Schlauch (Katheter), der an die Haut angenäht oder angeklebt wird und über den der Eiter abgezogen und die Eiterhöhle gespült werden können.
Manchmal, so Knöpfle, sei es nötig, das Gewebe zunächst mit steifen, dünneren Kathetern aufzudehnen, bevor der eigentliche Drainageschlauch eingeführt werden kann. Die Drainage bleibt dann einige Tage an Ort und Stelle. Die Spülung mit Kochsalzlösung wird so lange fortgesetzt, bis sie völlig klar zurückkommt. Der Betroffene muss nach der Abszessbehandlung also mehrere Tage im Krankenhaus bleiben – wie lange genau, ist individuell unterschiedlich.
Im Friedberger Krankenhaus kommt eine Abszessdrainage durchschnittlich etwa einmal pro Woche vor. Knöpfle ist nach eigener Aussage auf diesen Eingriff spezialisiert. Steht er gerade nicht zur Verfügung, kann sein Kollege Giesbert Leissner vom Krankenhaus Aichach, der mit dem Verfahren ebenfalls vertraut ist, einspringen und nach Friedberg kommen.