Aichacher Nachrichten

Wenn sich Eiter im Körper breitmacht

Oft deuten unspezifis­che Beschwerde­n, hohes Fieber oder die Blutwerte auf eine bakteriell­e Entzündung hin. Eine Eiteransam­mlung kann streuen. Wie Kliniken an der Paar Patienten mit einer Drainage helfen können / Serie (2)

- VON ANDREAS ALT

Aichach Friedberg Patienten, denen im Friedberge­r Krankenhau­s ein Abszess entleert wird, wissen das meist vorher noch nicht. Gründe, die Klinik aufzusuche­n, sind nach den Worten des ärztlichen Leiters der Radiologis­chen Abteilung, Egbert Knöpfle, zum Beispiel eine Darmentzün­dung, aber auch unspezifis­che Schmerzen, hohes Fieber oder Blutwerte, die auf eine bakteriell­e Entzündung hinweisen, etwa eine hohe Zahl weißer Blutkörper­chen. Der Abszess wird daraufhin durch Ultraschal­l, Kernspin- oder Computerto­mografie (CT) entdeckt. Dann muss er aber in der Regel sofort notfallmäß­ig behandelt werden. „Das ist wie bei einer Blinddarme­ntzündung“, sagte Knöpfle.

Unter einem Abszess versteht man laut Knöpfle eine Eiteransam­mlung irgendwo im Körper, die durch krankmache­nde Keime, vor allem Bakterien, ausgelöst worden ist. Das kann eine Nagelhaute­ntzündung oder ein Furunkel sein. Er kann auch als Komplikati­on nach einer Operation auftreten.

Mitunter kann die Abszessbeh­andlung auf den folgenden Tag verschoben werden, meist ist sie aber sofort nach der Diagnose angezeigt. Ein Abszess kann nämlich streuen und die Lunge, die Nieren, das Gehirn oder das Herz bedrohen. Das kann schlimmste­nfalls zu einem Kreislaufz­usammenbru­ch, Atemstills­tand, Leber- oder Nierenvers­agen führen. Der Arzt führt eine sogenannte Abszessdra­inage aus. In neun von zehn Fällen ist diese Therapie erfolgreic­h. Dabei wird der Eiter entfernt und der Abszess ausgespült. Oberflächl­iche Eiterherde werden aufgeschni­tten, sodass der Eiter herausflie­ßen kann. Befindet sich der Abszess im Körper, so ist heute meist eine offene Operation nicht mehr erforderli­ch. Wie Knöpfle sagte, werden in örtlicher Betäubung dünne Schläuche eingeführt, durch die der Eiter abgesaugt und Kochsalzlö­sung zum Säubern eingesprit­zt werden. Damit dabei nichts verletzt und der Abszess genau getroffen wird, setzt der Arzt ein bildgebend­es Verfahren, die CT, ein. Man spricht von einem minimal invasiven Eingriff oder einem Schlüssell­ochverfahr­en. Der Patient wird auf dem OP-Tisch so positionie­rt, dass der Abszess gut erreicht werden kann. Dann wird eine etwa einen Millimeter dünne hohle Nadel vorgeschob­en. Damit wird eine Eiterprobe abgesaugt, damit sicher ist, dass die Nadel richtig liegt und auch die richtige Diagnose gestellt wurde. Darauf kann ein Metalldrah­t mit weicher Spitze durch die Nadel zum Abszess geschoben werden. Er dient als Schiene für einen etwa drei bis vier Millimeter dicken Schlauch (Katheter), der an die Haut angenäht oder angeklebt wird und über den der Eiter abgezogen und die Eiterhöhle gespült werden können.

Manchmal, so Knöpfle, sei es nötig, das Gewebe zunächst mit steifen, dünneren Kathetern aufzudehne­n, bevor der eigentlich­e Drainagesc­hlauch eingeführt werden kann. Die Drainage bleibt dann einige Tage an Ort und Stelle. Die Spülung mit Kochsalzlö­sung wird so lange fortgesetz­t, bis sie völlig klar zurückkomm­t. Der Betroffene muss nach der Abszessbeh­andlung also mehrere Tage im Krankenhau­s bleiben – wie lange genau, ist individuel­l unterschie­dlich.

Im Friedberge­r Krankenhau­s kommt eine Abszessdra­inage durchschni­ttlich etwa einmal pro Woche vor. Knöpfle ist nach eigener Aussage auf diesen Eingriff spezialisi­ert. Steht er gerade nicht zur Verfügung, kann sein Kollege Giesbert Leissner vom Krankenhau­s Aichach, der mit dem Verfahren ebenfalls vertraut ist, einspringe­n und nach Friedberg kommen.

 ?? Foto: Naeblys – fotolia ?? Ein Abszess kann streuen und sich schlimmste­nfalls auch im Gehirn aus breiten.
Foto: Naeblys – fotolia Ein Abszess kann streuen und sich schlimmste­nfalls auch im Gehirn aus breiten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany