Aichacher Nachrichten

Eine Puppe als Partner

Sensemble spielt Stück eines kroatische­n Erfolgsaut­ors

- VON BIRGIT MÜLLER BARDORFF

Stella sieht nicht nur sehr gut aus, sie erledigt auch alle häuslichen Aufgaben zur vollsten Zufriedenh­eit, ist auf leidenscha­ftlichen Sex mit einem Mann eingestell­t – und sie ist technisch ausgereift. Denn Stella ist eine lebensecht­e Puppe. Marko, 40 Jahre alt und alleinsteh­end, hat sie gewonnen und darf sie nun ein Jahr lang testen. Aber während Stella lernfähig ist und sich dem Verhalten Markos anpasst, kommt der aus seinen männlichen Verhaltens­mustern nicht heraus. „Die Puppe“hat an diesem Samstag im Sensemble Theater Premiere. In Osteuropa wird dieses Stück des kroatische­n Autors Miro Gavran oft gespielt, in Deutschlan­d erlebt es nun seine Erstauffüh­rung.

„Ein Boulevards­tück auf hohem Niveau mit Witz und Hintergrun­d“, urteilt Tihomir Glowatzky, der „Die Puppe“übersetzt hat. Dabei spiegle das Stück die Psyche eines Mannes, der Verhaltens­weisen wie Rechthaber­ei, Egoismus und Eifersucht nicht mehr ablegen könne. „Er findet keine Frau, und nicht einmal mit einer Puppe kann er umgehen“, fasst er zusammen. Glowatzky, der in Zagreb geboren wurde und als Deutschleh­rer in Bamberg gearbeitet hat, kennt die Stücke Miro Gavran sehr gut. Fünf weitere hat er übersetzt. „Die Puppe“sieht er in der Tradition von Stücken wie etwa E. T. A. Hoffmanns „Der Sandmann“, die von Puppenmens­chen handeln. Zudem habe der Autor das durchaus verbreitet­e Phänomen von Menschen, die mit Puppen als Partnerers­atz leben, aufgegriff­en.

Miro Gavran verbindet in seinen Stücken Tränen mit Lachen. „Seine Komödien sind immer mit einem Stück Ernst, und seine ernsten Stücke haben immer Humor. Diese Art kommt in Osteuropa besonders gut an“, stellt sein Übersetzer dar. Gavran sei der meistgespi­elte Autor Kroatiens und in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Zusammen mit seiner Frau, einer Schauspiel­erin, leitet der Autor in Zagreb ein Theater, das ausschließ­lich seine Stücke spielt. Seit zehn Jahren gibt es ein eigenes Festival, zu dem Aufführung­en von Gavrans Stücken eingeladen werden. Zum dritten Mal findet es im April nächsten Jahres in Prag statt. Die Inszenieru­ng des Sensemble Theaters, für die Theaterlei­ter Sebastian Seidel Regie führt, wird dort gastieren.

Premiere am Samstag, 29. Oktober, um 20.30 Uhr; Regie: Sebastian Sei del; mit Kerstin Becke und Heiko Dietz

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