Schwaben sucht das Verkaufstalent
Azubis aus der Region messen sich beim Junior-Sales-Contest in Neusäß. Vier Teilnehmer aus den Beruflichen Schulen Wittelsbacher Land zeigten dabei ihr Talent
Aichach Friedberg/Neusäß Es ist eine echte Premiere am Beruflichen Schulzentrum in Neusäß im Landkreis Augsburg. Schüler der elften Klassen der ortsansässigen Berufsschule sowie der Beruflichen Schulen Wittelsbacher Land zeigten beim Junior-Sales-Contest ihr Verkaufstalent. Den internationalen Wettbewerb gibt es zwar bereits seit mehr als 20 Jahren, doch heuer hatten erstmals auch schwäbische Auszubildende im Bereich Einzelhandel die Möglichkeit, sich für das große Finale in Salzburg zu qualifizieren.
Möglich gemacht hatten dies vor allem Lehrkräfte, zwei Direktoren sowie der Handelsverband Bayern. Wettbewerbe dieser Art für Azubis sind nicht neu. Die Neusässer Lehrerin Helena Lippert sagt: „Nur für die Einzelhändler gab es so etwas bisher in der Region noch nicht.“Also ergriff sie selbst die Initiative und stellte mit ihrem Organisationsteam in einem Jahr einen Wettbewerb auf die Beine. „Wir haben das komplette Unterrichtsfach Verkaufsgespräche führen umgestellt“, so Lippert weiter.
Insgesamt acht Jugendliche der beiden Schulen gingen in Neusäß nacheinander auf die Bühne, um die Jury in einem Verkaufsgespräch zu überzeugen. Immer dabei: Andreas Gärtner vom Handelsverband Bayern. Er war nicht nur für die Organisation zuständig, sondern mimte auch den Testkunden. Vom neuen Bett über Schimmelreiniger bis hin zum speziellen Diesel-Kraftstoff – all das landete am Ende in Gärtners Einkaufswagen. Danach sagte er: „Wir haben hier heute wirklich acht ausgezeichnete Verkaufsgespräche gesehen, und ich bin froh, dass ich nicht entscheiden muss, wer jetzt am Ende gewinnt.“Eine Fachjury bewertete die Leistungen. Zum Beispiel den Umgang mit den Kunden.
Neben Gärtner gab sich auch die Neusässer Lehrerin Eva Buchner als Testkundin aus. Sie wollte in der Rolle einer englischsprachigen Touristin einige Dinge kaufen. Für die Schüler kein Problem. Gerhard Kestner, Leiter der Beruflichen Schulen Wittelsbacher Land, zollte „seinen“Kandidaten großen Respekt: „Ich bin absolut beeindruckt von dem, was die Schüler hier leisten. Da gehört schon einiges dazu, auf der Bühne zu verkaufen.“Rund 350 Zuschauer, meist Schüler und Lehrer, aber auch einige Ausbilder kamen zu dem Wettbewerb.
Für manch einen gab es aber noch ganz andere Herausforderungen zu meistern: Florian Knöfel zum Beispiel ist im zweiten Ausbildungsjahr. Normalerweise braucht er rund eine Stunde für ein Verkaufsgespräch. Um Gärtner von seinem Vinylboden zu überzeugen, hatte er auf der Bühne aber nur zehn Minuten Zeit. Am Ende erreichte er den dritten Platz.
Rosanna Schweigard wurde Gesamtsiegerin. Für sie geht es im November zum Finale nach Salzburg, wo sie im internationalen Vergleich Schwaben vertritt. Dort kann sie sich mit den besten jungen Verkaufstalenten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol messen. „Ich bin überglücklich, das hätte ich nie erwartet“, so die 19-Jährige, die in Augsburg-Oberhausen zu Hause ist und die Schule in Neusäß besucht. Sie überzeugte mit ihrem Geschick beim Verkauf eines Kokosöls. Sie ist im zweiten Ausbildungsjahr bei Alnatura, nachdem sie nach der Schule zunächst zwei Jahre auf der Suche nach einer Lehrstelle gewesen war.
Für die Schüler aus den Beruflichen Schulen Wittelsbacher Land reichte es zwar nicht für das Treppchen, aber auch sie bekamen viel Applaus und Lob. Als Trostpreis erhielten die Schüler Rucksäcke überreicht. Auch Schulleiter Gerhard Kestner war höchst zufrieden mit den Leistungen der Teilnehmer: „Ich jedenfalls mache mir um die Servicewüste Deutschland jetzt keine Sorgen mehr.“