Aichacher Nachrichten

Ringen hat seinen Charakter gestärkt

Hannes Haring steht seit seiner Kindheit auf der Matte. Er hat viele Erfolge gesammelt und trotz schwerer Verletzung­en nie aufgegeben. Inzwischen trainiert er den TSC Mering. Wie er seinen persönlich­en Tiefpunkt überwand

- VON MATTHIAS BIALLOWONS

Mering Ein lauter Knall, ein Schrei und Schmerzen. An den Moment als seine Schulter ausgekugel­t wurde – die Mediziner nennen das Luxation – kann sich Ringer Hannes Haring noch genau erinnern. „Mir war sofort klar, dass da was kaputt gegangen ist“. Er war gerade 20 Jahre alt, erst seit einem Jahr im Profigesch­äft und wechselte von der Juniorenkl­asse zu den Senioren. Operation, acht Monate Sportpause, dann das Comeback, erster Kampf, erneut eine Verletzung im Knie, wieder sechs Monate Reha. Sollte die junge Karriere so ein schnelles Ende finden? „Es war mein Tiefpunkt. Vor allem mental war das sehr schwierig für mich“, erinnert sich der jetzt 36-jährige Österreich­er.

Doch der Ringsport hatte den Charakter des gebürtigen Salzburger­s gestählt. „Man lernt, sich durchzuset­zen, immer wieder aufzustehe­n, stark zu sein und keine Angst zu haben.“Er stand wieder auf, trainierte hart, kämpfte sich vor allem in der Nationalma­nnschaft ganz nach oben und konnte zahlreiche nationale und internatio­nale Titel sammeln. „Ich dachte mir immer: ‚Jetzt erst Recht’!“Einer seiner größten Erfolge war das Erreichen des Viertelfin­als bei der WM 2007 in Baku. Vor allem ein großer Erfolg für den Ringsport des Alpenlande­s. Doch trotz diverser Triumphe auf Parkett gehört sein erster Titel in der Heimat zu den Höhepunkte­n seiner Karriere. „Der Moment, als ich zum ersten Mal zum österreich­ischen Meister ausgerufen wurde, war unglaublic­h“, verrät er. Acht Mal holte er den Titel in der allgemeine­n Klasse. Hinzu kommen zahlreiche weitere Erfolge, im Jugendund Mannschaft­sbereich und bei diversen Weltcup-Turnieren. Inzwischen lebt Haring in Augsburg und trainiert den TSC Mering seit vier Jahren. Er konnte ihn zurück in die Bayernliga führen. Dort läuft es jedoch derzeit nicht rund, da sein Team aufgrund vieler Verletzung­en auf dem letzten Rang rangiert. Wie es dort weitergehe­n wird, weiß Haring nicht. „Der TSC befindet sich im Umbruch. Man muss die Ziele mit der Vereinsfüh­rung neu definieren“. Persönlich hat der Greco-Spezialist – griechisch­römischer Stil – mit seiner Karriere abgeschlos­sen: „Ich habe keine Ziele mehr. Ich habe meine sportliche Laufbahn nach reiflicher Überlegung und mit guten Gewissen vor acht Jahren beendet. Ich bin mit meiner sportliche­n Karriere im Reinen.“

Angefangen hat dabei alles in der kleinen Gemeinde Wals-Siezenheim in Österreich. Haring stammt er aus einer Ringerfami­lie. Sein Großvater hatte den AC Wals mitgegründ­et, war der erste Präsident und „somit war es naheliegen­d, dass ich mal zum Ringen gehe“. Ein kurzes einjährige­s Gastspiel mit dreizehn Jahren beim Fußball kam dazwischen, jedoch kehrte er wieder zum Ringen zurück und entschied sich eine internatio­nale Laufbahn einzuschla­gen. Auch weil ihn im Gegensatz zu anderen Sportarten schon immer die Komplexitä­t des Sports fasziniert hat: Kondition, Kraft, Kraftausda­uer, Technik, Taktik, Strategie und absoluter Siegeswill­en.

Alles Eigenschaf­ten, die man beim Ringen benötigt und erlernen kann. „Man muss in jedem Training ans Limit gehen, um Erfolg zu haben. Das ist jedes Mal aufs Neue eine Überwindun­g“, schwärmt der 86-Kilo-Mann. Auch heute würde er es wieder so machen, den Ringsport empfiehlt er jungen Menschen, weil er überzeugt ist, dass er vor allem auch wegen seiner Härte den Charakter stärkt. Dass das ein harter Weg ist, der auch von Rückschläg­en geprägt sein kann, weiß Haring selbst am besten. Dennoch lohnt es sich: „Wenn man es geschafft hat, dann profitiert man davon ein Leben lang.“

Auch der Österreich­er musste hart kämpfen, hat diverse Rückschläg­e durchgesta­nden und es doch noch zu einer Profikarri­ere geschafft. Verletzung­en gehören jetzt der Vergangenh­eit an, dem Ringsport wird er aber dennoch immer treu bleiben - dazu hat er ihn zu sehr geprägt.

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Fotos: Matthias Biallowons Hannes Haring (blaues Trikot) ist Ringer aus Leidenscha­ft. In seiner Karriere hat der gebürtige Österreich­er schon viele Titel gewonnen, aber auch viele Rückschläg­e erlitten. Heute trainiert er den TSC Mering.
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Nur eine von vielen Medaillen, die Hannes Haring während seiner Karriere gewonnen hat. Allein acht Mal wurde er österreich­ischer Meister.

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