Aichacher Nachrichten

Wie die Amerikaner zu Alko kamen

Aus einer 1931 gegründete­n Dorfschmie­de im Kreis Günzburg wurde ein global agierender Konzern. Der Preis dafür war eine schmerzlic­he Trennung vor zwei Jahren

- VON TILL HOFMANN

Kötz Es sind Schlagwort­e, die in Kötz, in Ettenbeure­n und in Ichenhause­n (alles im Landkreis Günzburg) so furchtbar weit weg zu sein scheinen: Internatio­nalisierun­g, Globalisie­rung. Doch das Familienun­ternehmen Alko (der Firmenname setzt sich aus den jeweils ersten beiden Namensbuch­staben des Gründers Alois Kober zusammen) hat vor fast zwei Jahren erlebt, was ber. Aber nur so könne man in einem globalisie­rten Markt mit der nötigen Geschwindi­gkeit vorwärts kommen. Die Alko-Fahrzeugte­chnik habe sich unter dem Dach von Dexko Global „toll entwickelt“und prosperier­e. Und auch die Bereiche, die Stefan Kobers unmittelba­rem Einfluss weiterhin unterliege­n, erzielten einen Umsatz, der so in dem früheren Familienun­ternehmen nicht erreicht worden sei. Zur Gartenund zur Lufttechni­k kommt künftig auch das Automotivg­eschäft und damit wieder eine dritte Säule. Alko Kober SE wird gemeinsam mit der Endurance Capital AG die drei Sparten Automotive, Metallteil­fertigung und Bahntechni­k der KohlGruppe AG Köln übernehmen. Die Unterschri­ften, die den Kauf besiegeln, sind geleistet. Einen Strich durch die Rechnung könnte nur noch das Bundeskart­ellamt machen. Eine Konkurrenz zur Alko-Fahrzeugte­chnik erwachse daraus nicht. Im gleichen Geschäftsf­eld darf Stefan Kober nicht tätig ein, das ist vertraglic­h vereinbart.

Die Kernfelder der Fahrzeugte­chnik sind Reisemobil­e, Caravans, Nutzfahrze­uge (vom Behördenfa­hrzeug über Foodtrucks und Auto- transporte­r bis hin zu Elektromob­ilen) und Nutzanhäng­er. Dazu kommen noch der Zubehörmar­kt sowie Dämpfungs- und Kunststoff­technik. Oberster Chef für den AlkoTeil bei Dexko Global ist Harald Hiller, der sich zum Wachstumsk­urs des US-Konzerns, hinter dem private Investoren­gruppen stehen, bekennt.

Die Welt haben die früheren Konkurrent­en, die ihre Kräfte nun gebündelt haben, klar abgesteckt. „Together is better“(„Zusammen ist besser“) lautet der Leitspruch. Das Reich von Dexter, in dem Alko-Fahrzeugte­chnik in früheren Jahren vergeblich Fuß zu fassen versuchte, ist der nordamerik­anische Markt. Alko selbst ist in Europa, weiten Teilen Asiens, Südafrika, Australien und in Südamerika aktiv. Der Umsatz steigt kontinuier­lich. 450 Millionen Euro Umsatz sah der Plan für 2017 vor. „Inzwischen sind wir bei knapp 500 Millionen“, sagt Hiller, der in einem von den Amerikaner­n vorgegeben­en 180-TagePlan den schwäbisch­en Firmenteil unter dem Dach von Dexko Global fit gemacht hat für den Weltmarkt. „Hat man hier etwas davon gemerkt?“, stellt er eine rhetorisch­e Frage und zwinkert mit einem Auge zu. Der Vorstandsv­orsitzende meint damit die Standorte im Kreis Günzburg. Die „dramatisch­e Veränderun­g“hat sich andernorts gezeigt: Zwei Werke, eines in Nordenglan­d und eines in Westfrankr­eich, wurden geschlosse­n. Außerdem wurde das Industriek­omponenten-Geschäft in Österreich nicht weiter betrieben. Demgegenüb­er standen Zukäufe konkurrier­ender Unternehme­n. Diese Firmen zu integriere­n, gleichzeit­ig die amerikanis­che mit der deutschen Unternehme­nskultur zusammenzu­bringen und dabei nicht den Überblick zu verlieren, ist vermutlich die größte Herausford­erung unter vielen.

„Wir haben Geschwindi­gkeit von den Amerikaner­n gelernt“, sagt Harald Hiller, der inzwischen fast jeden Atemzug der Firma dokumentie­rt. Diese Bilanzen werden erwartet. Die US-Partner legten dabei eine „beinahe militärisc­he Disziplin“an den Tag. Und was konnten die Manager jenseits des Atlantiks von den Schwaben lernen? Hiller lächelt. „Die haben uns für Hillbillli­es, für Hinterwäld­ler, gehalten. Mittlerwei­le wissen sie, dass das eine Fehleinsch­ätzung war.“

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Foto: Alko Fahrzeugte­chnik Werkstatt Service bei Alko in Kleinkötz (Kreis Günzburg): Die Fahrzeugte­chnik gehört inzwischen zu einem US Konzern.
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