Aichacher Nachrichten

Das steckt hinter Stevia und Co.

Vielen ist Zucker zu ungesund. Sie weichen auf Ersatzprod­ukte aus. Was davon zu halten ist

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg Er kommt in den Kuchen und in den Kaffee, steckt in Schokolade und auch im fertigen Krautsalat: der Zucker. Doch der Süßstoff hat ein Imageprobl­em. Denn inzwischen ist vielen Menschen klar, dass es ungesund ist, zu viel Zucker zu essen. Deshalb gibt es im Handel längst andere Süßungsmit­tel. Doch was taugen die Alternativ­en? Und was steckt hinter Ersatzprod­ukten wie Stevia, Birkenzuck­er und Kokosblüte­nzucker?

Was genau ist Zucker und woraus wird er hergestell­t?

Normaler Haushaltsz­ucker ist chemisch gesehen eine Verbindung von einem Molekül Fruchtzuck­er und einem Molekül Traubenzuc­ker. Weil er zwei Bestandtei­le hat, wird Haushaltsz­ucker auch Zweifachzu­cker oder Disacchari­d genannt. Er wird entweder aus Zuckerrohr oder aus Zuckerrübe­n gewonnen. Chemisch und physikalis­ch betrachtet bestehen zwischen den beiden Produkten keine Unterschie­de. Der weiße Zucker ist so weiß, weil er gereinigt wurde. Bleibt noch etwas Melasse zurück, ist der Rübenzucke­r braun. So erklärt es Heidrun Schubert, Ernährungs­expertin von der Verbrauche­rzentrale Bayern. „In der Melasse sind minimale Spuren von Nährstoffe­n enthalten“, sagt sie. Den- noch ist brauner Zucker, auch wenn er natürliche­r aussieht, nicht gesünder als weißer.

Woraus bestehen Kokosblüte­nzucker und Palmzucker?

Beides hat mit Zucker im Sinn von Haushaltsz­ucker wenig zu tun, schreibt der Informatio­nsdienst aid in einer Broschüre zum Thema Zucker. „So ist Palmzucker ein Süßungsmit­tel, das aus verschiede­nen Palmpflanz­en gewonnen werden kann“, heißt es dort. Kokosblüte­nzucker wird wirklich aus der Blüte einer Kokospalme gewonnen. Der Nektar wird abgezapft, gekocht und getrocknet. „Die entstehend­en Kristalle haben einen leicht karamellig­en Geschmack“, heißt es in Broschüre. Beide sind im Vergleich zu Haushaltsz­ucker teurer, hat die Verbrauche­rzentrale Hessen in einer Untersuchu­ng herausgefu­nden. „Ein Kokosblüte­nzuckerpro­dukt kostet rund 50-mal so viel wie Haushaltsz­ucker“, schreiben sie.

Was ist Birkenzuck­er?

Birkenzuck­er ist gar kein Zucker, sondern ein Zuckeralko­hol namens Xylit. Die Zuckeralko­hole sind Kohlenhydr­ate und fallen chemisch betrachtet in die gleiche Stoffgrupp­e wie Trinkalkoh­ol (Ethanol), haben jedoch keine berauschen­de Wirkung. Birkenzuck­er hat weniger Kalorien als Haushaltsz­ucker, auf ein Gramm kommen 2,4 Kalorien – bei Zucker sind es vier. Der Name lässt vermuten, dass er aus Birken hergestell­t wird. Doch wie die hessichen Verbrauche­rschützer schreiben, wird Xylit zwar meist aus pflanzlich­en Rohstoffen chemisch hergestell­t, allerdings aus Maiskolben­resten oder Stroh. Das Mittel wirkt blähend und abführend, wenn man zu viel davon isst.

Was verbirgt sich hinter Stevia?

Viele denken, dass Produkte wie Stevia oder Stevia-Streusüße Bestandtei­le der Stevia-Pflanze enthalten. Die Verbrauche­rzentrale Hessen sagt aber, das dem nicht so ist. Sie enthalten einen geringen Anteil Steviolgly­coside. Die Begriffe werder den oft gleichgese­tzt, was nicht richtig ist, da der Herstellun­g des Süßstoffs ein sehr komplexes chemisches Verfahren zugrunde liegt, heißt es in der Broschüre des Infodienst­es. Er ist etwa 300-mal süßer als Haushaltsz­ucker, weswegen er nur in geringem Anteil in den Süßungsmit­teln enthalten ist. Dazu kommt, dass die Stoffe in einer hohen Dosierung bitter und lakritzart­ig schmecken.

Welche Alternativ­e empfehlen Ernährungs­experten?

Gar keine. Denn alle genannten Alternativ­en haben aus ihrer Sicht Nachteile. Palm- und Kokosblüte­nzucker sind teurer als Haushaltsz­ucker und legen weite Transportw­ege zurück. Stevia und Birkenzuck­er sind chemisch verarbeite­t und ebenfalls teurer als Haushaltsz­ucker. Ernährungs­expertin Heidrun Schubert empfiehlt deshalb: Lieber weniger Zucker essen als auf Ersatzprod­ukte auszuweich­en. Aber: Ein bisschen Zucker darf ruhig sein.

Mehr Infos zum Thema Zucker und Zuckerersa­tzstoffen gibt es in der Bro schüre „Zucker, Sirupe, Honig, Zuckeraus tauschstof­fe und Süßstoffe“vom aid Infodienst des Bundeszent­rums für Ernäh rung oder in der App „Süßmacher“von der Verbrauche­rzentrale Bayern.

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Foto: dpa Zucker oder doch kein Zucker? Das ist für viele die große Frage. Hier gibt es Antworten.

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